Seite 3: Faszination Minecraft - Eckige Erkenntnisse

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Der Mainstream: wenig interaktiv

Mit gezücktem Bogen betrachten wir am Lava-Tümpel den Aufgang der Blocksonne. Mit gezücktem Bogen betrachten wir am Lava-Tümpel den Aufgang der Blocksonne.

Für den Spieler heißt das: Ich lerne die Funktionsweise, und dann mache ich das, was das Programm von mir verlangt. Unter den Triple-A-Titeln gibt es dabei einen unverkennbaren Trend zu immer stärkerer Spielerführung. Ein Shooter wie Call of Duty: Black Opsist weniger Spiel als Reaktionstest, denn die Handlungsfreiheit steht in Konflikt mit dem Interesse an einer filmischen Inszenierung. Damit die ihre Dynamik behält, muss das Verhalten des Spieles möglichst berechenbar sein. Entsprechend reduzieren sich Levels zu Schläuchen und Aufgaben zu kleinteiligen Etappen.

Es fällt auch genügsamen Spielern auf, dass ein Modern Warfare 2in seiner Solo-Kampagne kaum mehr als eine effektvolle Schießbude ist, im Multiplayer-Modus knallharter sportlicher Wettkampf. Gegen beides ist nichts einzuwenden, sie sind hervorragende Unterhaltungsquellen. Aber wer die Diskussionen in Spielerforen verfolgt, stellt fest, dass es eine spürbare Ermüdung über die Starrheit von Spielen wie Call of Dutyund Ernüchterung über die Anspruchslosigkeit von Spielen wie Dragon Age 2gibt.

Bauklötze: Wecken das Kind in dir

Minecraft profitiert massiv von Youtube als viraler Verbreitungsplattform. Minecraft profitiert massiv von Youtube als viraler Verbreitungsplattform.

Aus dieser Gefühlsmelange heraus lässt sich besser verstehen, warum Minecraft gerade bei gestandenen Spielern so enthusiastische Reaktionen auslöst. Minecraft ist ein Kinderspiel.
Es erfordert Kreativität in dem banalsten Sinn, dass man von Anfang an selbst entscheiden muss, was man als Nächstes tun will. Was man überhaupt tun will. Das bedeutet auch, dass man uninteressante Zielsetzungen jederzeit wieder aufgeben kann. Schließlich hat man sie sich selbst gesetzt. Dem Spiel ist das egal, es läuft weiter.

Die stärkste Motivation entwickeln die Ziele, die man sich selbst setzt; allein deshalb, weil man ein gutes Gespür dafür hat, was mit welchem Aufwand erreichbar ist. Wer in Minecraft eine unbekannte Höhle erforscht (»Bis ganz unten!«), einen Turm baut (»Zehn Stockwerke!«) oder nach Baumaterial sucht (»Bis ich 20 Eisenbarren habe!«), tut das aus eigenem Antrieb und auf Basis seiner eigenen Präferenzen.

Minecraft ist ein schlagender Beleg für die Macht der Selbstmotivation. Natürlich braucht sie Nahrung und Ankerpunkte – Dinge wie die Existenz seltener Metalle, tiefer Höhlen, nächtlicher Antagonisten oder ferner Bereiche einer endlosen Spielwelt. Aber darüber hinaus ist Minecraft eine Leinwand für die Ambition des Spielers, eine schier unwiderstehliche Provokation nicht nur für seinen Schaffens-, sondern seinen Schöpfungsdrang. In Minecraft heißt Spielen nicht, fremdbestimmt Aufgaben abzuarbeiten, nicht sich mit anderen zu messen, sondern: Pläne zu schmieden und eigene Ideen umzusetzen.

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