Fünf große Publisher-Rückzieher - »Die Spieler sind bereit für Always On«

Erst führt Valve bezahlte Mods ein, eine Woche später folgt der Rückzieher. Aus aktuellem Anlass präsentieren wir fünf große Publisher-Entscheidungen, die sich innerhalb kürzester Zeit als Fehlschuss erwiesen haben.

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Hinter jeder großen Branchen-Entwicklung stecken in der Regel Myriaden von Vorannahmen, Kalkulationen und Zahlen. Davon sollte man zumindest ausgehen. Wenn ein Publisher eine entscheidende Neuerung plant, muss er ja im Kopf durchspielen, wie die Welt da draußen reagieren könnte. Trotzdem gibt’s immer wieder Entwicklungen in der Branche, die völlig an dem vorbeigehen, was die Spieler eigentlich wollen.

Und wenn sich eine Entscheidung als Schuss in den Ofen erweist, hat man als Verantwortlicher im Prinzip nur zwei Möglichkeiten: die Misere sowie den Ansturm der Spieler aussitzen und mit den Konsequenzen leben oder einen Rückzieher machen und Besserung geloben. Wir präsentieren die fünf größten Neuerungen der letzten fünf Jahre, mit denen sich Publisher übel auf die Nase gelegt haben. Und das im Anschluss auch einräumen mussten.

Always-On bei Ubisoft

»Mittlerweile sind die Leute bereit für Always On«, erklärt Yannis Mallat, CEO von Ubisoft Montreal, im April 2013. Zwar geht’s auch da konkret um die Xbox One, trotzdem klingt so ein Statement gerade bei einem Ubisoft-Mitarbeiter kurios. Denn der französische Publisher ist eines der ersten großen Unternehmen, das sich mit Onlinezwang in den eigenen Spielen ordentlich auf die Nase legt.

2009/2010 erscheinen mit Assassin’s Creed 2, Silent Hunter 5 und Die Siedler 7 gleich drei größere Traditionsmarken, die man nur mit permanenter Internetverbindung spielen kann. Ubisoft versucht, uns diese Neuerung mit Features wie Cloud-Speicherständen schmackhaft zu machen, scheitert aber auf ganzer Linie. Und dass Die Siedler 7 dann bei Release gar nicht spielbar ist, weil Server ausfallen und Onlinedienste stocken, ist für viele Fans nur noch der letzte Sargnagel im Image-Begräbnis.

Assassin's Creed 2 mag in vielerlei Hinsicht besser sein als der Vorgänger - der Kopierschutz ist es aber definitiv nicht. Assassin's Creed 2 mag in vielerlei Hinsicht besser sein als der Vorgänger - der Kopierschutz ist es aber definitiv nicht.

Zwar wird Always-On noch 2011 als Erfolg nach außen kommuniziert und Spiele wie Driver: San Francisco sollen ebenfalls damit ausgeliefert werden – ein Jahr später kann aber selbst die tüchtigste PR dem Druck der Community nicht mehr standhalten: Always-On wird eingestampft, ab sofort gibt’s nur noch die mittlerweile übliche einmalige Onlineaktivierung.

Das oben erwähnte Zitat von 2013 zeigt aber, dass in dieser Debatte für Ubisoft das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Und mit Die Siedler 8 wollen sie’s ja offenbar noch einmal mit Always-On probieren. Wir prognostizieren, dass es wieder nichts wird.

Lesenswert: Preview zu Die Siedler 8

Die Origin-EULA

Nachdem Valves Plattform Steam über die Jahre zum absoluten Branchenkönig avanciert ist, will Electronic Arts 2011 ein eigenes Stück vom digitalen Vertriebskuchen abbekommen. Aus dem EA Download Manager wird Origin, und ab sofort braucht man für alle großen EA-Titel zwingend ein entsprechendes Konto. Allein dieser Umstand stößt vielen Spielern bereits übel auf, wenn sie für Battlefield 3 oder Mass Effect 3 zähneknirschend eine neue Plattform installieren müssen.

Der ganz große Aufreger entsteht aber erst durch ein verheerendes Dokument, das man normalerweise gar nicht liest: der EULA. Das End User License Agreement (auf Deutsch Endbenutzer-Lizenzvertrag) regelt die Reche, die jeder Spieler der Plattform Origin einräumt, sobald er die Software nutzen will. An sich ist das nichts Besonderes, jedes erworbene Lizenzprodukt wird mit so einer Vereinbarung ausgeliefert – darunter auch Steam, Uplay und jedes gekaufte Spiel. Bei Origin liegt der Teufel im Kleingedruckten.

Mass Effect 3 sorgt für doppelte Unruhe unter den Spielern. Erst fällt Kopierschutz Origin durch, dann das enttäuschende Ende der Trilogie. Mass Effect 3 sorgt für doppelte Unruhe unter den Spielern. Erst fällt Kopierschutz Origin durch, dann das enttäuschende Ende der Trilogie.

Denn in seiner ursprünglichen Version kommt die EULA einer Spyware gleich, bei der der Nutzer so viele Rechte an EA abtritt, dass man von einer waschechten Datenschutzverletzung sprechen kann. So kann der Publisher in erheblichem Maß den eigenen Rechner auf Daten scannen und diese Informationen für Marketingzwecke nutzen. Solche Zustände bleiben in der Community natürlich nicht lange unentdeckt, der ohnehin schon angeschlagene Ruf von EA wird schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Viele boykottieren Origin und die daran gekoppelten Spiele aus Prinzip. Wir selbst veröffentlichen ein Special, in dem wir die zweifelhaften Passagen der EULA analysieren – in über 3.000 Kommentaren verleihen enttäuschte Spieler ihrem Frust Ausdruck. Michael Graf wird daraufhin zu einem runden Tisch mit den Verantwortlichen von EA eingeladen. Selbst der Europa-Chef des Publishers muss dort zugeben: »Das war ein Scheiß, und das wissen wir auch.«

Lesenswert: Analyse der Origin-EULA

Kein Wunder, dass bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der EULA erste Änderungen erfolgen: Die Nutzung der Verbraucherdaten für Marketingzwecke wird prompt entfernt. Bis November 2011 wird Origin mehrfach aktualisiert und soweit entschärft, dass man zumindest nicht mehr von Spyware sprechen kann.

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