Fazit: Kingdom Come: Deliverance im Test - Gespaltenes Königreich

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Fazit der Redaktion


Elena Schulz
@Ellie_Libelle

Kingdom Come schafft es wie nur wenige Spiele, mir seine Zeit näherzubringen. Damit meine ich nicht, dass es ein wirklich realistisches Mittelalterspiel oder gar eine Simulation ist. Das könnten wahrscheinlich nur Historiker beantworten und müssten sich noch auf Vermutungen berufen. Darum geht es mir auch überhaupt nicht. Denn wie ich am Kampfsystem schnell festgestellt habe, tut zu viel Realismus Spielen einfach nicht gut. Er ist oft dröge, macht keinen Spaß und sorgt dafür, dass ich als Spieler erst stundenlang üben muss, bevor ich nur ein bisschen Schaden mit einem Schwert anrichten kann. Der coole Held mit meisterhaften Schwertkombos zu sein, kann ich mir so erstmal abschminken.

Nein, die Stärke von Kingdom Come liegt definitiv nicht in seinem Realismus. Sie liegt in dem, was sich für mich als Spieler realistisch anfühlt. Das Rollenspiel präsentiert mir eine offene Welt, die genauso ist, wie ich mir als Laie das Mittelalter vorstelle. Voller grüner Felder, Ritterburgen, schmutziger Dörfer und großer Schlachten. Und ich bin mittendrin und erlebe diese Fantasie, eingebettet in abwechslungsreiche Aufgaben und einen interessanten historischen Kontext. Gerade, wenn ich die offene Welt durchstreife und mir Zeit nehme, macht das Kingdom Come für mich zu einem einzigartigem Spielerlebnis, das in mir ein ganz neues Interesse für Geschichte entflammt.

Heiko Klinge
@HeikosKlinge

Kingdom Come ist ohne Zweifel eines der mutigsten Rollenspiele der letzten Jahre. Es ordnet nahezu alles dem großen Ziel unter, ein glaubwürdiges Mittelalter-Erlebnis zu erschaffen. Wenn es sein muss auch den Spielspaß. Exemplarisch dafür steht der erste Drill am Bogen, wenn ich nach mehreren Spielstunden endlich zum Soldaten ausgebildet werde.

Meterweit fliegen meine Pfeile am Ziel vorbei, während ich von einem adligen - pardon - Arschloch verspottet werde. Nein, das fühlt sich nicht gut an. Aber es passt eben zu meiner Rolle als vollkommen untrainierter Schmiedelehrling. Wenn man sich denn darauf einlassen kann und damit klarkommt, alles andere als ein Held zu sein.

Denn in vielerlei Hinsicht erinnert Kingdom Come mehr an eine Alltagsimulation als an ein klassisches RPG. Ich muss schlafen, essen, Verletzungen sowie Krankheiten behandeln und sogar auf meine Körperhygiene achten. Das artet immer wieder in regelrechte Arbeit aus und kann stellenweise sogar hart nerven, etwa wenn ich das Spiel nicht einfach beenden und speichern darf, sondern erstmal die Quest erfüllen und anschließend noch zum nächsten Bett latschen muss.

Viele Spieler werden das hassen und Kingdom Come nach wenigen Stunden enttäuscht beiseitelegen, zumal es auch technisch alles andere als ausgereift ist. Wer allerdings auf Komfort und Genre-Konventionen verzichten kann, wenn er zum Ausgleich tief in ein faszinierendes mittelalterliches Leben eintauchen darf, der sollte sich Kingdom Come nicht entgehen lassen. Aber vielleicht noch zwei Wochen warten, bis die gröbsten Bugs beseitigt wurden.

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