Kinokritik zu Blackhat - So spannend wie C++

Mit Heat und Collateral hat Michael Mann Kinogeschichte geschrieben. Sein neuer Hacker-Film Blackhat weckte entsprechend große Hoffnungen. Doch hier steht der falsche Mann vor und hinter der Kamera.

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Man kann von Blackhat halten was man will, aber das wünscht man seinen Machern sicherlich nicht: Vorletzte Woche startete der Hacker-Thriller in den USA, auf den Schultern Entstehungskosten von rund 70 Millionen Dollar, spielte dann aber gerade einmal 4 Mio. Dollar ein. Gemessen an Blockbuster-Normen ist das nichts. Gar nichts! Ein Flop von monumentaler Größe, der sich leider auch an der Qualität des Films festmachen lässt.

Dem voraus gehen jedoch eine ganze Reihe von Denkfehlern, die den Nagel in den Sarg des Filmes geschlagen haben dürften, weit bevor überhaupt jemand von den durchwachsenen Pressestimmen abgeschreckt werden konnte. Da wäre zum einen die Grundidee: ein Film über einen Hacker, der mit seinen Programmier-Skills das Weltgefüge bedroht - gab es das nicht schon zig Male?

Man hätte nun meinen können, dass Regie-Genie Michael Mann dieser Prämisse ein paar neue Blickwinkel abgewinnen könnte, aber das vermag er nicht. Stattdessen wirkt Blackhat weitestgehend wie ein Relikt aus den Neunzigern. Die Hackerthematik ist ohnehin altbacken, inszenatorisch fällt Mann auch nicht viel ein, der Tiefpunkt ist eigentlich bereits zu Beginn erreicht, wenn die Kamera wie Anno 1995 in Sandra Bullocks Das Netz in den Datenstrom eintaucht - denn nur so kann man scheinbar Hackerangriffe inszenieren.

Filmemachen aus den Neunzigern

Das Problem ist von Beginn an: Blackhat versucht ein Thema zum globalen Krisenkonflikt aufzubauschen, das keines ist. Anfang der Neunziger, als das Internet gerade laufen lernte, da konnte man mit der Angst vor dem Ungewissen spielen. Die Zuschauer wussten noch nicht, welche Gefahren die neue Technik barg. Selbst albernste Trashvisionen (siehe Vernetzt - Johnny Mnemonic) holten somit noch eine Fanbase ab.

Nun sind echte Blackhats, also Hacker mit kriminellen Absichten, zwar durchaus ein Thema für die internationalen Sicherheitsdienste, aber dass diese, wie hier gleich in den Anfangsminuten, ein Atomkraftwerk sprengen, das passiert dann doch eher nie. Aber - hey - geschenkt. Solange dieser Storykniff der Spannung zuträglich ist, darf man das ruhig auch akzeptieren. Das Dumme ist nur: das ist er eben nicht.

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Dieser erste Anschlag bleibt bis zum Ende der einzige (bemerkenswerte) des gesamten Films. Genauso unspektakulär und beiläufig wie diese erste Explosion verpuffen damit auch die Erwartungen des Zuschauers, dem relativ schnell schwant, dass hier viel Lärm um Nichts gemacht wird. Zwar gelingen dem Hacker noch ein, zwei Schachzüge, aber im Grunde bleibt die darauffolgende Hetzjagd in ihrer Dringlichkeit und Bedeutung völlig fragwürdig.

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