Nexuiz im Test - Quake im Irrenhaus

Zurück zu den Wurzeln: Nexuiz bringt das Spielgefühl klassischer Arenashooter zurück und würzt das Ganze mit einer Prise Wahnwitz.

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Es ist schon eine Weile her: Der letzte echte Arena-Shooter für Konsolen war Unreal Tournament 3im Jahre 2008. Nexuizwill das flotte und simple Spielgefühl solcher Multiplayer-Ballereien nun wieder ins Jahr 2012 bringen. Entstanden ist das Ding aus einem Quake-Mod, der auf dem PC lange Zeit für lau erhältlich war und an dem wiederum Hobbyprogrammierer fleißig weitergemoddet haben. In der kostenpflichtigen Konsolenversion fehlen die Mods natürlich, stattdessen wurde die Optik mächtig aufgehübscht.

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Nexuiz ist in einer nicht allzu rosigen Zukunft angesiedelt. Nach einem verheerenden Krieg liegen Teile der Galaxis in Trümmern, der Konflikt zwischen den Kavussari und den Forsellians schwellt aber noch immer. Also werden die beiden Streithähne zu Arenakämpfen verdonnert, die gleich als Showevent an die restliche interstellare Gemeinschaft verscherbelt werden. Ihr habt es sicher schon bemerkt: Die Hintergrundgeschichte ist uninteressant und ebenso generisch und austauschbar wie die Rassen oder die Arenen. Außer Texteinblendungen und Intro-Filmchen für jede Arena bekommt ihr davon sowieso nichts mit. Das Warum spielt in Nexiuz keine Rolle.

Hübsch, aber gleichgültig

Optisch wird die Action von der CryEngine 3 in Szene gesetzt und die zaubert überraschend hübsche Arenen und Effekte auf den Schirm. Es gibt sogar tolle Details, wie einen Zug der auf der Map »Station« immer mal wieder vorbeirauscht. Auf der stilistischen Seite haben es die Entwickler aber etwas übertrieben. Alles ist bunt, schimmernd und derart mit Effekten überladen, dass die eigentlich tolle Optik schon wieder Geschmackssache wird. Uns hat der Effekt-Overkill nach wenigen Runden die Tränen in die Augen getrieben. Ab und an stottert die Engine auch ein bisschen: Auf manchen Maps ist der Grafikaufbau viel zu oft sichtbar und immer wieder schleichen sich Fehler in die Animationen, etwa wenn sich Körper erledigter Gegner wild über den Boden teleportieren.

Dank CryEngine 3 ist Nexuiz für ein Downloadgame außerordentlich schön. Dank CryEngine 3 ist Nexuiz für ein Downloadgame außerordentlich schön.

Hinter der lahmen Story-Fassade und unter dem Grafik-Zuckerguss liegt wie gesagt, ein waschechter Arena-Shooter. Ihr fühlt euch (bis auf die moderne Technik) sofort wie in den Klassikern Quake oder Unreal Tournament – Nexuiz ist sogar noch einen Tick simpler. Zwei Teams mit jeweils maximal vier Spielern (oder Bots) ballern sich in zwei Spielmodi (Team Deathmatch und Capture the Flag) auf neun Karten mit neun Knarren zu Klump. Nachfragen oder gar Nachladen ist obsolet, was zählt ist der direkte und kompromisslose Spaß am Abzug, schnelle Reflexe vorausgesetzt.

An der Waffenfront erwartet euch die vielleicht knackigste Startkanone seit langem. Die Standard-Shotgun hat ordentlich Punch, zusätzlich gibt es noch das Standardrepertoire aus Schnellfeuerwaffen, Pistolen, Scharfschützengewehr, Granaten- und Raketenwerfer, Energiekanonen usw. – jeweils mit normalem und Sekundärfeuer. So könnt ihr mit der Schrotflinte auch konzentrierte Schüsse auf entfernte Gegner abgeben. Die meisten Funktionen machen Sinn, doch fühlen sich viele Waffen ähnlich an, was ein gewisses Gefühl von Gleichgültigkeit aufkommen lässt.

Chaos dank Mutatoren

Der (nötige) Extraschuss Abwechslung kommt in Nexuiz über die so genannten Mutatoren. Die kriegt ihr entweder wenn ihr sie direkt aufsammelt oder durch erfolgreiche Abschuss-Serien und Flaggenlieferungen auswählen und aktivieren könnt. Es gibt dutzende davon und jeder hat einen mehr oder weniger hilfreichen Effekt.

Capture the Flag und Team Deathmatch: Mehr Spielmodi gibt es nicht. Capture the Flag und Team Deathmatch: Mehr Spielmodi gibt es nicht.

Manche Mutatoren spendieren euch Gesundheitsregeneration, Schnellfeuer (äußert praktisch für Raketenwerfer oder Shotgun), unendlich Munition oder Jetpacks, andere wiederum spielen mit der Schwerkraft, verpassen den Spielern riesige Köpfe, teleportieren euch über die Map oder lösen einfach nur sinnlose Furzgeräusche aus. Und obwohl ihr immer drei Mutatoren zur Auswahl kriegt, spielt der Zufallsfaktor immer eine Rolle. Deshalb wirken die Mutatoren weniger wie eine taktische Spielerei, sondern eher wie der launige Chaosfaktor, der die Matches zu einem irren und unkalkulierbaren Durcheinander macht. Wenigstens dürft ihr Mutatoren auch ausbauen, wodurch sich die Chance erhöht, dass ihr einen bestimmten erhaltet.

Nexuiz - Launch-Trailer ansehen Video starten 2:30 Nexuiz - Launch-Trailer ansehen

Also alles eine Riesengaudi? Für eine paar Runden durchaus, als längerfristige und ernsthafte Alternative zu Unreal Tournament 3 taugt Nexuiz aber nicht. Das Spielprinzip ist sowieso nur für kurze Partien ausgelegt, sei es wegen der kleinen Maps, dem Mangel an Spielmodi und vor allem wegen des Zufallsfaktors bei den Mutatoren. Auf Dauer zerstört dieses Gimmick klarerweise die Spielbalance. In Shootern geht es um Können und Reflexe, weshalb solche unabwägbaren Einflüsse immer knapp an der Grenze zur lästigen Ablenkung entlang schrammen.

Nexuiz könnt ihr entweder allein gegen Bots spielen, oder in Online-Matches mit sieben Mitspielern. Das ist ebenfalls ein kleiner Nachteil, da ihr immer warten müsst, bis sich genug Spieler finden. Mit weniger als acht, dürft ihr die Partie nämlich nicht starten. Splitscreen-Koop gibt es auch nicht.

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