Ein Mann und sein Telefon
Alles was der Zuschauer in den 85 Minuten zu sehen bekommt ist Tom Hardy. Besser gesagt Tom Hardy in einem SUV. Seine Bühne ist der Fahrersitz. Seine Mitspieler sind nur als Stimmen der jeweiligen Telefonpartner zu vernehmen. Denn Ivan Locke muss in dieser nahezu in Echtzeit gedrehten Fahrt eine Menge Telefonate führen.
Unterbrochen werden sie lediglich durch weitere Gespräche, die Ivan mit sich selbst oder mit dem Geist seines toten Vaters, der ihn auf der Rückbank des Wagens begleitet, führt. Kameramann Haris Zambarloukos gelingt es dabei selbst aus dem äußerst begrenzten Raum eines Autos das Maximum für Tom Hardys schauspielerische Fähigkeiten herauszuholen.
Dank der Schnitte, die sich nicht nur auf den Innenraum begrenzen, sondern auch die Fahrsituation von außen, inklusive Blick auf das eigene Chassis und andere Autos, erfassen, gelingt es ihm No Turning Back nicht nur innerdramaturgisch, sondern gesamtbildlich sehr dynamisch wirken zu lassen.
Großartig gespielte One-Man-Show
Tom Hardy spielt die Rolle des Protagonisten, der langsam aber sicher alles in seinem Leben aufgibt um für sein noch ungeborenes Kind da zu sein, unfassbar glaubhaft und überzeugend. Dabei bleibt er bis auf einige wenige Momente emotional äußerst distanziert und versucht rational zu denken und zu handeln.
Der Zuschauer klebt zum Teil förmlich an seinen Lippen und erwartet voller Spannung den nächsten Anruf der eingeht oder getätigt wird. Was passiert als nächstes? Wie wird sich Ivan verhalten und was hat es mit dem unsichtbaren Begleiter auf der Rückbank auf sich?
Drehbuchautor und Regisseur Steven Knight entwickelt einen durchgehend anhaltenden Spannungsbogen, in dem Tom Hardy auf höchstem Niveau beweisen kann, dass er auch Kammerspiel-Momente fesselnd rüberbringen kann.
Fazit
Sarah Schindler: Nach anfänglichen Schwierigkeiten Ivan Lockes Entscheidung nachvollziehen zu können, kann man sich immer mehr in die Situation einfühlen und durchlebt mit dem Protagonisten die Querelen der folgenschweren Entscheidung alles hinter sich zu lassen um für eine eigentlich fremde Frau und ein noch ungeborenes Kind da zu sein.
Steven Knight verzichtet dabei auf eine Wertung dieser Entscheidung und zeigt in kammerspielerischer Manier nur die Reaktionen des Protagonisten und seiner Telefonpartner, die die entsprechenden Konsequenzen aus der Entscheidung ziehen.
Die ab und zu aufkommende Unsicherheit bei der Umsetzung des Drehbuchs fängt Tom Hardy zum Glück mit starkem Schauspiel auf. Eingestreute Wortgefechte lockern die extreme emotionale Spannung auf und so wird No Turning Back entgegen meinen Erwartungen ein kurzweiliges und spannendes Arthaus-Drama.
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