Pokémon Tekken im Test - Verhau sie alle!

Ein ungewöhnlicher Mix im Test: Pokemon Tekken vereint die Stärken von Namcos Fighting-Game-Marke mit der Welt von Pikachu und Co. Allerdings steckt mehr vom einen als vom anderen drin.

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Psst, ich verrate jetzt mal ein Geheimnis: Eigentlich bin ich der Erfinder von Pokémon Tekken! Oder genauer: Meine Freunde und ich, die in den späten 90ern im Kindesalter jede Schulhofpause damit verbracht haben, darüber zu fachsimpeln, ob mein Lieblings-Pokémon gegen das meiner Kumpels gewinnen würde. Klar, nachmittags hatte man die Gameboy-Spiele samt Link-Kabel, um das in Multiplayer-Matches rauszufinden. Allerdings gab es am Ende unabhängig vom Ergebnis dieses eine frustrierende Totschlagargument: »Wenn ich Pikachu wäre, würde ich so gut kämpfen, dass ich gewinne!«

Denn in den Gameboy-Spielen Pokémon Rot, Blau und Gelb ist man ja immer nur als Trainer unterwegs, der gefangene Monsterchen in den Kampf schickt und ihnen Befehle gibt. Man steuert sie nie direkt - und genau darüber haben wir immer philosophiert: Wie cool wäre bitte ein Spiel, in dem ich selbst Pikachu und Co. steuern kann? Pokemon als Vollkontakt-Fighting-Game? Das ist er, der Beweis: Wir haben's erfunden! Und jetzt Bühne frei für Pokémon Tekken - das Spiel, das in den 90ern vor Euphorie mein Herz zum Stillstand gebracht hätte. Aber punktet dieses kuriose Tekken-Spin-Off auch jenseits seiner großartigen Grundidee?

Mehr als nur Fassade

Wer jetzt denkt »Ja gut, Pokémon mit Tekken - da wird halt Nina Williams durch Pikachu ausgetauscht«, der irrt. Pokken (so heißt das Spiel in Japan) fährt ein komplett eigenes Kampfsystem auf, das sich von Namcos Fighting-Game-Reihe sehr stark unterscheidet. Außerdem gehen die Pokemon-Elemente weit über einen simplen grafischen Anstrich hinaus: Man begreift das Spiel am besten, indem man es sich als Pokémon-Kampfsimulator von den Tekken-Machern vorstellt. Es atmet den Geist der kleinen »Pocket Monsters«.

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Das merkt man allein schon am Szenario. Das bleibt dem Story-Rahmen der Handheld-Vorlage treu: Ich bin ein frisch gebackener Pokémon-Trainer und muss mich in einer neuen Region an die Spitze der hiesigen Liga kämpfen. Der Twist an der Sache ist allerdings, dass ich in Pokémon Tekken mit der Seele meines Monsters verschmelze und somit die direkte Kontrolle im Gefecht gegen andere Pokemon übernehme. Neben dem Weg an die Kämpfer-Spitze gibt's im Einzelspielermodus auch noch eine Nebengeschichte, die von einem korrumpierten Mewtu und dessen Trainerin handelt - ein netter Bonus, der die Prügleien angenehm auflockert und uns am Ende sogar mit einem zusätzlichen Pokéemon im Kämpfer-Arsenal belohnt.

Diese Auflockerung tut dem Spiel auch wirklich gut, denn im Prinzip spielt sich Pokemon Tekken sehr gleichförmig: Ich stelle mich im Solo-Modus einer schier endlosen Zahl anderer Trainer beziehungsweise verprügle deren Pokémon. Abseits davon kann ich mir neue Hüte, Sonnenbrillen und Hemden für meinen Menü-Avatar kaufen oder der Match-Kommentatorin andere Outfits anziehen, sofern ich durch Siege das nötige Geld zusammengespart habe. Man sollte sich bei allem Drumherum aber nichts vormachen: In Pokémon Tekken geht's um die Kämpfe - und nur darum.

Der 2D- und 3D-Fighter

Dem Spiel gelingt es wirklich gut, die Pokemon-Kämpfe aus Anime, Manga und der Spielvorlage in einem Fighting Game umzusetzen. Pikachus Donner, Gluraks Geowurf, Gengars Nachtschatten - all die markanten Manöver, mit denen ich als langjähriger Fan großgeworden bin, kann ich hier genau auf die Art umsetzen, wie ich es mir damals gewünscht habe. Selbst die neuen Mega-Evolutionen aus Pokémon X und Y haben ihren Weg ins Spiel gefunden - Gluraks Ultra-Move ist beispielsweise eine Verwandlung in »Glurak X«, gepaart mit einem gigantischen blauen Plasmafeuer, das aus der Arena eine Brandschneise macht. Dass Namco mit diesem Attacken-Effektgewitter ein ordentliches Kampfsystem macht, ist die große Stärke von Pokémon Tekken.

Die Kämpfe laufen dabei wie in jedem Fighting Game und anders als in typischen Pokemon-Titeln in Echtzeit ab und bewegen sich sowohl auf einer 3D-, als auch auf einer 2D-Ebene. Ich wähle aus 16 Pokemon meinen Favoriten - beispielsweise trete ich mit Pikachu gegen Rutena an. Dann muss ich der feurigen Fuchsdame zwei Runden lang den Hintern versohlen. Ich starte dabei wie bei einem Dragon Ball: Raging Blast in einer 3D-Arena. Dort umkreist man den Gegner, deckt ihn mit Donnerblitzen ein, dasht in den Nahkampf, teilt ein paar Schläge aus. Treffe ich oft genug und lande einen sogenannten Phasenangriff, wechselt das Geschehen wechselt in die 2D-Seitenansicht.

Glurak X jagt Gengar einen Flammenwurf auf den Pelz – wie im Anime. Glurak X jagt Gengar einen Flammenwurf auf den Pelz – wie im Anime.

Hier spielt sich Pokken am ehesten wie ein Tekken. Ich lande Schlag-Kombos aus dem Stand oder Sprung, werfe, blocke und kontere. Dabei füllt sich eine Ultra-Leiste, die man bei voller Ladung in einem mächtigen Ultra-Move entfesseln kann. Einen besonderen Pokemon-Aspekt gibt's dabei: Vor jeder Runde wählt man zwei Support-Monster, die man im Kampf kurz rufen kann, damit sie etwa einen Spezialangriff einstreuen oder unseren Angriff buffen. Pokemon Tekken gibt kompetitiven Naturen gerade im Online-Multiplayer einiges zu lernen. Allerdings ist es dank der Einsteigerfreundlichkeit auch als Partyprügler prima geeignet.

Die Phasen machen's

Auf dem Papier klingt der Wechsel zwischen 2D- und 3D-Phase vielleicht ein wenig technisch, im tatsächlichen Spiel wird daraus aber ein wunderbar dynamisches Gerangel. Besonders im Multiplayer-Modus ist man permanent damit beschäftigt, die Strategie des Gegners zu lesen, einen Konter einzuleiten, ihn in die 2D-Kampfphase zu kloppen und dann eine Kombo-Kette zu platzieren. Mit all den Elementarattacken wie Donnerblitz, Flammensturm und Psychokinese inszenieren die Entwickler Pokemon Tekken unheimlich schnell, bunt und action-geladen.

Allerdings ist die Optik des Spiels eher zweckmäßig. Besonders die Texturen der eigentlichen Pokémon-Kämpfer wirken unangenehm grob. Wenn mal gerade kein Donnerschlag in der Luft liegt, fällt die schwache Texturqualität ins Auge - hier ist der Nintendo-Konkurrent Smash Bros. deutlich hübscher. Im Solo-Modus sorgen zudem der viel zu leichte Schwierigkeitsgrad und das überschaubare Kämpfer-Arsenal für Eintönigkeit. Bis die ersten härteren Fights kommen, muss man in der Liga locker 50 Kämpfe bestreiten. Und dabei kämpft man teils dreimal hintereinander gegen Lucario oder Glurak.

Ultra Moves: Leiste voll Aus nächster Nähe fallen die schwachen Texturen auf. Die Effekte machen das nur teilweise wett.

Gegner treffen Rutena erwischt Mewtu mit ihrem Ultra Move - zum Glück: Wer daneben feuert, darf die Leiste nochmal von vorne füllen.

Effektspektakel Rutenas Ultra Move entlädt sich in einer gigantischen Regenbogenexplosion und fügt großen Schaden zu.

Klar, bei einem Fighting Game fließt in jeden Kontrahenten enorm viel Detailarbeit - und die merkt man Pokken auch an: Jedes Pokemon spielt sich abwechslungsreich und einzigartig. Trotzdem: Gerade wenn man mit der gesamten Riege aus über 700 Pokemon vertraut ist, löst der 30. CPU-Kampf gegen Snibunna nur noch Ernüchterung aus. Deshalb mein Tipp: Den Online-Modus nutzen - andere Menschen fordern einen so sehr, dass gar keine Eintönigkeit aufkommen kann. Das Matchmaking funktioniert auf der WiiU zumindest im Ranked Match hervorragend. Man kann quasi stufenlos von einem Gefecht ins nächste springen.

Unterm Strich spielt sich Pokemon Tekken trotz der netten Mewtu-Story im Solo-Modus zwar recht gleichförmig. Das ändert aber nichts daran, dass es ein launiges Kampfsystem an den Start bringt, mit dem ich vor allem im Mehrspieler immens viel Spaß habe. Hoffentlich reicht Nintendo in der Zukunft noch ein paar meiner Lieblingspokemon nach - allen voran Glutexo und Sengo!

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