Seite 2: Ryse: Son of Rome im Test - Geschnetzeltes mit Ryse

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Schnippschnapp, Arm ab!

Beabsichtigt oder nicht, der Anflug von Geschichtsunterricht wird sogleich wieder zunichte gemacht, denn ihr könnt eure in den Kämpfen gesammelte Fokusenergie nutzen, um Marius' Schild in den Boden zu rammen und die umstehenden Gegner durch die Wucht der Druckwelle benommen herumtorkeln zu lassen. Das ist geschichtlich vielleicht nicht ganz korrekt, aber immerhin praktisch. So kann Marius sich für kurze Zeit einen Angreifer nach dem anderen vorknöpfen und mit der Klinge bearbeiten, bis über dem Barbarenkopf ein Totenschädelsymbol auftaucht.

Crytek dachte sich wohl, man könne fehlende Spieltiefe mit exzessiv ausgespielter Gewalt wett machen. Crytek dachte sich wohl, man könne fehlende Spieltiefe mit exzessiv ausgespielter Gewalt wett machen.

Auf dieses Zeichen haben Freunde herumfliegender Körperteile gewartet: Mit einem Druck auf den linken Trigger des Controllers löst ihr einen der zahlreichen Finishing-Moves aus - im Spiel ungleich martialischer »Hinrichtung« genannt. Marius konzentriert sich nun nur noch auf den einen Gegner, während der Rest der Bande um ihn herum stehen bleibt. Der Körper des Opfers leuchtet mehrmals hintereinander blau oder gelb auf. Das ist euer Zeichen, die entsprechend eingefärbte Taste des Controllers zu drücken (also X oder Y).

Mit jedem Tastendruck führt Marius eine Aktion aus - er rammt dem Gegner das Schwert in den Bauch, schlägt einen Arm ab, schlitzt die Kehle auf oder knallt ihm den Schild gegen den Kopf. Ist der Typ nach drei bis vier Bewegungen erledigt, gibt es einen saftigen Bonus auf Gesundheit, Kampfkraft, Fokus oder Erfahrungspunkte - und zwar auch dann, wenn ihr die falschen Tasten oder sogar überhaupt keine gedrückt habt.

Dadurch kommen wir uns ein wenig verschaukelt vor, besteht der Zweck von solchen Quicktime-Events doch eigentlich darin, dass der Spieler durch das rechtzeitige Drücken der Tasten ein Ereignis auslöst oder eine Situation meistert und dadurch ein Erfolgserlebnis hat. Bei Ryse laufen die Finisher hingegen selbstständig und ohne eine Möglichkeit der Beeinflussung ab, korrekte Eingaben erhöhen den Bonus lediglich. Welche Belohnung ihr genau für einen Finisher erhalten wollt, könnt ihr jederzeit (sogar noch während der laufenden Hinrichtungsanimation) durch einen Druck auf das digitale Steuerkreuz festlegen.

Deutsche Version
Die deutsche Version von Ryse hat durch die USK keine Jugendfreigabe bekommen und ist ungeschnitten. Das komplette Spiel ist außerdem deutsch lokalisiert und punktet mit einer guten Synchronisation, die allerdings nicht immer lippensynchron ist.

Upgrades gegen Echtgeld

Aber Moment mal ... Erfahrungspunkte? Kommt hier etwa doch noch so etwas wie Charakterentwicklung ins Spiel? Keine Angst, es bleibt alles sehr überschaubar, niemand wird sich überfordert fühlen - obwohl das Upgrademenü zunächst viel komplizierter aussieht als es eigentlich ist. Hier erwerbt ihr zum Beispiel neue Finisher, die in der Beschreibung jeweils von einem lustig gemeinten, aber letztendlich doch eher peinlichen Spruch begleitet werden. Unser Favorit: »Eine zum Sterben schöne Hinrichtung« Wie geschmackvoll, Crytek.

Die Levels sind thematisch schön abwechslungsreich: Hier kämpfen wir im saftig-grünen Waldgebiet. Die Levels sind thematisch schön abwechslungsreich: Hier kämpfen wir im saftig-grünen Waldgebiet.

Außerdem gibt es die üblichen Upgrades für Lebensenergie, Fokusleiste oder die Zahl gleichzeitig mitgeführter Speere. Kommt Marius an einem Waffenständer, einer Leiche mit Lanze im Bauch oder einem Haufen auf den Boden geworfener Spieße vorbei, kann er die grün leuchtenden Zahnstocher aufheben und den Gegnern zum Gruß entgegenwerfen. Der Stauraum einer römischen Rüstung ist allerdings begrenzt, sodass ihr zunächst nur ein paar Speere mit euch herumtragen dürft und die Taschen eures Zenturio durch den Einsatz von Erfahrungspunkten erweitern müsst.

Dauert euch das zu lange, dürft ihr auch gerne mit Echtgeld bezahlen: Ryse bietet euch (immerhin unaufdringlich) die Option, Erfahrungspunkte im Xbox Store zu kaufen. Beim normalen Spielen gibt's aber mehr als genug Punkte, angewiesen waren wir auf die Mikrotransaktionen nie.

Mikrotransaktionen
Ryse bietet euch die Option, für echtes Geld Erfahrungspunkte zu kaufen. So könnt ihr euren Charakter schneller zur Kampfsau aufrüsten. Nötig ist das allerdings nicht, da ihr während des Spiels genug Punkte sammelt, um euch immer wieder mal einen ordentlichen Batzen Verbesserungen und Finisher leisten zu können.

Barbarisches Klonlabor?

Eine große Gesundheitsleiste ist übrigens von Vorteil, doch nicht zwingend nötig, da ihr - wie erwähnt - durch Finisher Lebensenergie auffüllt. Eine gute Taktik besteht also darin, im Wechsel Fokus und Gesundheit aufzufüllen. So könnt ihr die Gegner bei Bedarf betäuben und gleich im Anschluss eure Wunden heilen. In einem Bereich enttäuscht Ryse allerdings auf ganzer Linie: Spielfigur und Gegner haben (von abgetrennten Gliedmaßen mal abgesehen) keinerlei Schadenstexturen.

Nicht, dass wir besonders blutrünstig wären, doch beim Schwertkampf bleiben Verletzungen nun mal nicht aus - sie überhaupt nicht darzustellen, nimmt den Scharmützeln viel von ihrer beabsichtigten Wucht. Entsprechend wirken auch die Finisher harmloser als sie eigentlich sein könnten: Gerade von einem Next-Gen-Spiel erwarten wir grafisch mehr als Klingen, die steril durch den Polygonkörper des Feindes clippen, ohne sichtbaren Schaden anzurichten. Ein weiterer technischer Stolperstein sind die sehr hüftsteifen Animationen der Figuren: Wenn Marius durch die düsteren Moore Englands stolpert, als habe er sich gerade in die nicht vorhandenen Hosen gemacht, wirkt das nicht sehr heldenhaft, sondern unfreiwillig komisch.

Ryse: Son of Rome - Making-of-Trailer zu den Exekutionen im Hack+Slay-Spiel Video starten 3:30 Ryse: Son of Rome - Making-of-Trailer zu den Exekutionen im Hack&Slay-Spiel

Noch lustiger sind nur die Klon-Barbaren. Zwar wirken die Charaktere dank ihrer detaillierten Texturen und der starken Mimik durchaus imposant und realistisch, doch genau darin liegt die Krux: Da Crytek für jeden Gegnertyp nur ein Skin angefertigt hat, kommt es vor, dass euch im Kampf immer wieder Zwillings- oder gar Drillingspärchen umkreisen. Bei Maskenträgern ist das nicht so schlimm, doch bei den unmaskierten Schildträgern fühlt man sich unwillkürlich an alte 2D-Klopper wie Golden Axe erinnert - mit dem Unterschied, dass es damals halt einfach nicht anders machbar war. Schade!

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