The Division im Test - Test-Tagebuch - Das Finale: Endgame, Fazit und Wertung

Es ist vollbracht: Nach sieben Tagen geben wir The Division im Test eine finale Wertung.

Das Endgame

Gespielte Zeit: 48 Stunden, 31 Minuten
Charakterstufe: 30
Basis-Instandsetzung: 100 Prozent (30 von 30 Upgrades)
Highlight: Die erste Highend-Pistole gecraftet

»206 Phoenix Credits für ein leichtes Maschinengewehr? Das ist doch Wucher!«, maule ich den Kerl auf dem Bildschirm an. Doch der Spezialausstattungshändler grinst nur debil zurück. Dabei konnte der Typ nur durch meine Leistung - das Erreichen der Maximalstufe 30 - überhaupt erst in meine Operationsbasis ziehen und hat nun wieder ein Dach über dem Kopf. Und jetzt will er mir die Haare von selbigem fressen - Frechheit!

Hochpreisige Highend-Waffen

Über das Wochenende haben Mirco und ich uns ausgiebig mit den Inhalten beschäftigt, die Spieler nach dem Abschluss der Hauptquest von Tom Clancy's The Division erwarten. Und eines der zentralen Spielelemente ist dabei eben jener Halsabschneider, der im Technik-Flügel unserer Basis ein neues Zuhause gefunden hat. Gemeinsam mit seinem Partner in der Dark Zone verkauft er Highend-Ausrüstung, also die seltensten und besten Gegenstände im Spiel. Das Angebot wechselt dabei wöchentlich, das Prinzip gleicht dem des Händlers Xur in Destiny.

Das haben die Highend-Händler aktuell im Angebot

Als Währung akzeptiert der Highend-Händler keine normalen Credits oder Dark-Zone-Währung, sondern ausschließlich Phoenix Credits. Diese höchst seltenen Münzen bekommen wir entweder, indem wir Elite-Bosse erledigen, tägliche Aufträge abhaken oder Missionen im ultra-knackigen Herausforderungsmodus absolvieren. Selbst dann füllt sich unser Konto aber nur im Schneckentempo:

The Division - Ein Blick auf die User-Reviews Video starten 4:10 The Division - Ein Blick auf die User-Reviews

Jeder Boss lässt gerade einmal ein bis drei Münzen fallen. Lukrativer sind da schon die täglichen Aufträge. Jeden Tag werden drei der altbekannten Story-Missionen als Tagesherausforderungen gekennzeichnet, die wir in einem vorgegebenen (allerdings nicht extra schweren) Schwierigkeitsgrad bewältigen müssen. Sonderlich kreativ ist das nicht. Als Belohnung winken 15 Phoenix Credits pro Mission.

Hart, härter, Herausforderungsmodus

Der Herausforderungsmodus lässt unsere Kasse am lautesten klingeln. Enttäuschend: Gerade mal vier der 14 Hauptmissionen dürfen wir in diesem extra schweren Modus angehen, da hatten wir doch deutlich mehr erwartet. Dabei liefern die Herausforderungen nicht mal neue Mechaniken oder andere Überraschungen, die das Spiel aufpeppen würden, etwa mit speziellen Regeln (nur mit Pistolen kämpfen) oder anderen Endgegner-Konstellationen.

Stattdessen werden die Gegner einfach nur auf Level 32 hochgesetzt (also zwei Stufen über dem Spieler-Maximallevel), mit entsprechenden Auswirkungen auf Lebenspunkte und Schaden - nicht sehr kreativ. . Dennoch haben hier nur eingespielte Teams mit hervorragender Ausrüstung überhaupt eine Chance. Der Lohn der Mühen sind 30 Phoenix Credits pro Auftrag - allerdings maximal einmal pro Woche. Wer im Kopf grob mitgerechnet hat, merkt schnell, dass Spieler selbst für eine einzige Waffe wie das MG für 206 Credits ordentlich grinden müssen.

The Division - Grafik-Vergleich: PC gegen PS4 und Xbox One Video starten 5:33 The Division - Grafik-Vergleich: PC gegen PS4 und Xbox One

Als alternative Loot-Beschaffungsmethode bleibt die Dark Zone. Hier warten viele Bosse und Loot-Kisten, die natürlich auch mal Highend-Items ausspucken können. Aktuell beschränkt sich das Spielerlebnis im Endgame von The Division darauf, die täglichen Aufträge zu spielen, sich einmal pro Woche an den Herausforderungsmissionen zu versuchen und sonst in der Dark Zone eine Kiste nach der anderen abzugrasen.

Dabei ist die ganze Mühe im Moment noch reiner Selbstzweck. Abseits der Herausforderungen gibt es schlicht überhaupt nichts, wofür wir den tollen Loot bräuchten. Raids oder neue High-Level-Gebiete fehlen bis dato. Erst in der Zukunft sollen neue Inhalte teilweise kostenpflichtig, aber auch kostenlos hinzugefügt werden. Bis dahin ist das Endgame ausschließlich für Spieler interessant, die voll in der Loot-Jagd aufgehen. Alle anderen dürften nach 30 bis 40 Stunden Spielzeit den Controller aus der Hand legen, was allerdings immerhin deutlich mehr Inhalt fürs Geld ist als seinerzeit beim Launch von Destiny.

Das bietet The Division 2016
The Division ist als MMO-Shooter darauf ausgelegt, möglichst lang zu unterhalten und stetig zu wachsen. Für das Jahr 2016 hat Ubisoft Massive eine Reihe von kostenlosen Updates sowie drei kostenpflichtige Zusatzinhalte angekündigt. Direkt am April soll der erste sogenannte Übergriff eingeführt werden - eine Endgame-Aktivität für vier Spieler. Der Clou: Dank Beutehandel-Feature können wir in der Gruppe untereinander Loot tauschen, den wir in der Übergriff-Mission gesammelt haben.

Im Mai folgen der zweite Übergriff sowie neue Features für die Dark Zone. Gerüchteweise soll es dann auch im PvP-Gebiet tägliche Events geben. Im Juni schlägt schließlich der erste DLC »Untergrund« auf. Der entführt uns in die Unterwelt von New York City und hält ein komplett neues Gebiet bereit. Ebenfalls im Sommer schieben die Entwickler mit »Überleben« den zweiten Zusatzinhalt mit einem Hordemodus hinterher. Das dritte und vorerst letzte Zusatzpaket soll Ende des Jahres veröffentlicht werden. Konkrete Informationen gibt es zwar nicht, Spekulationen zufolge dürfen sich Spieler dann aber auf den ersten Raid für bis zu acht Spieler freuen.

The Division - Tag-Nacht-Zyklus in 30 Sekunden Video starten 0:35 The Division - Tag-Nacht-Zyklus in 30 Sekunden

Ein Koop-Kracher

Damit haben wir nun jeden Teil von The Division ausgiebig auf seine Qualität abgeklopft - und so mancher Teil des Spiels bekam dabei Risse oder fing zumindest an zu bröseln. Die schwache Hauptstory mit ihren 08/15-Stereotypen dürfte Tom Clancy im Grab rotieren lassen, und die spielerische Vielfalt erreicht erst ganz am Schluss Shooter-Standardniveau.

Und auch vom Endgame hätten wir uns doch etwas mehr erwartet als »Spiele eine Handvoll Missionen nochmal durch« - zumal der Widerspielwert von The Division ohne vorgegebene Klassen gen Null tendiert, ganz im Gegensatz zu Spielen wie Destiny oder Diablo 3. Wer The Division in seine Einzelteile dividiert (haha!), findet problemlos größere und kleinere Schwächen. Deshalb vergeben wir in keiner Wertungskategorie eine Höchstwertung von fünf Punkten.

Und doch gibt es keinen Zweifel daran, dass The Division unfassbar viel Spaß macht. Selten hat ein Spiel so viele Mitglieder unserer Redaktion gleichzeitig gefesselt. Jeden Morgen erzählen wir im Büro enthusiastisch von den gemeinsamen Erlebnissen des letzten Abends. In diesem Zusammenspiel liegt der Schlüssel zur Begeisterung, die der MMO-Shooter hervorruft: The Division lebt von seinem Koop-Erlebnis.

Tom Clancy's The Division - Screenshots ansehen

The Division erfindet das Koop-Rad zwar nicht neu, befreit es aber von allen Ecken und Kanten macht es somit runder für jeden, der gern im Team ballert. Selten hat es mir ein Spiel so leichtgemacht, mit meinen Kumpels gemeinsam Abenteuer zu erleben. Befreundete Mitspieler werden direkt auf der Karte der offenen Spielwelt angezeigt und können direkt in unsere Mission springen. Und wenn es zwei Uhr in der Nacht ist und alle Bekannten gerade schlafen, verlasse ich mich eben auf das tolle Matchmaking, das mir problemlos geeignete Mitspieler an die Seite stellt. Loot wird fair aufgeteilt. Die Gegner skalieren perfekt. Das Spielerlebnis flutscht.

Auch die Dark Zone ist Teil dieser Erfahrung. Sie ist kein abgetrennter, künstlicher Bereich wie die PvP-Arenen eines Destiny. The Division integriert die Dark Zone ganz natürlich in seine Spielwelt und sogar in seine Story. Und das Konzept der Handlungsfreiheit ist - abseits einiger Balanceschwächen - einfach genial. Ja, The Division hat klare Schwächen, doch das Gesamtkonzept funktioniert so hervorragend, dass wir der festen Überzeugung sind, dass es den Gold Award mehr als verdient hat.

Johannes Rohe
@DasRehRohe

Innerlich bin ich zerrissen. Überdeutlich sehe ich die Schwächen vor mir: der reichlich langweilige Loot, die platte Story, das lahme Missions- und Gegnerdesign. In vielen Aspekten wirkt The Division wie ein uninspirierter Shooter von der Stange. Dafür würde ich Massive eigentlich gerne auf die Finger hauen. Ich will gar nicht daran denken, was die Schweden mit etwas mehr Mut und Kreativität aus diesem Spiel hätten herausholen können.

Aber wie soll ich ein Spiel verteufeln, dass mich in einer Woche mehr als 40 Stunden an den Bildschirm gefesselt hat und von dem ich noch immer nicht genug bekommen kann? Selbst in diesem Moment, nach einem siebentägigen Testmarathon, freue ich mich darauf, endlich nach Hause zu fahren, meine Freundin zu sehen - und anschließend mit Mirco und Tobi weiter zu zocken. Als riesiger Fan von Koop-Spielen, der Borderlands und Payday liebt, trifft The Division bei mir einen Nerv wie kaum ein anderes Spiel. Hinzu kommt ja auch noch die süchtigmachende Lootspirale, die der MMO-Shooter nahezu in Perfektion zelebriert. Wie soll man da widerstehen? Die Nadel sitzt. Tief!

Mirco Kämpfer
@MirCommander

Als ich The Division das erste Mal in der Alpha Ende 2015 gespielt habe, war ich sofort Feuer und Flamme für Ubisofts MMO-Shooter. Als großer Destiny-Fan wusste ich: Das ist das nächste große Ding, das dich vermutlich (und hoffentlich) wochenlang fesseln wird. An dieser Begeisterung hat sich inzwischen auch nach über 50 Spielstunden nichts geändert. Zwar habe ich das Maximallevel erreicht, aber noch lange nicht alles gesehen. Manhattan bietet so viele sehenswerte Ecken - und in jeder steckt eine kleine Geschichte. Zumal New York vollgestopft ist mit Collectibles, die meinen Erkundungsdrang geweckt haben.

Generell geht das Spiel jetzt erst richtig los. Bis meine Ausrüstung komplett aus Highend-Items besteht, werden noch viele aufregende Stunden vergehen - sei es in der Dark Zone oder in den besonders knackigen Challenge-Missionen. Der ewige Grind im Endgame nach immer besserer Beute ist vergleichsweise stumpf, doch The Division ist vor allem im Koop mit drei Kollegen so unfassbar spaßig, dass ich trotzdem an jedem Tag den Feierabend herbeisehne, um weiterspielen zu können. Und das ist auch der Grund, warum ich über einige Schwächen wie die dünne Rahmenhandlung oder die teils mäßige Gegner-KI hinwegsehe.

Mir ist natürlich klar, dass die Suchtspirale irgendwann ein Ende hat. Dass ich trotzdem zuversichtlich in die Zukunft von The Division blicke, liegt am DLC-Plan der Entwickler: Während ich bei Destiny vier Monate auf einen mickrigen Zusatzinhalt warten musste, soll The Division monatlich mit Updates, neuen Missionen und DLCs versorgt werden. Ubisoft hat ein großartiges Spiel mit einer vorbildlichen Koop-Komponente geschaffen. Ich bin gespannt, wie sich der Shooter entwickelt - und ob es irgendwann sein ganzes Potenzial voll ausschöpft.

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