USA - Videospiele wie Pornografie? - Update: Hintergrund zur Rechtsdebatte

Der Verkauf von gewalthaltigen Videospielen an Jugendliche könnte in den USA bald unter Strafe stehen. Oberster Gerichtshof prüft entsprechenden Antrag.

Die Vereinigten Staaten von Amerika spielen offenbar mit dem Gedanken, die Klassifizierung von Videospielen so zu ändern, dass Titel mit Erwachsenenfreigabe zukünftig wie Pornografie gehandelt werden. Nach einem Bericht von CVG prüft der Oberste Gerichtshof gerade einen entsprechenden Gesetzesantrag.

Hintergrund ist die fehlende gesetzliche Verankerung der ESRB-Freigaben (Entertainment Software Ratings Board). Viele Ketten haben sich zwar freiwillig auferlegt, sich analog zu Filmfreigaben durch die MPAA an die Spielefreigaben der ESRB zu halten, doch anders als in Deutschland sind die Freigaben in den USA für Händler nicht verbindlich. Es wäre also zurzeit problemlos möglich, mit »Mature« gekennzeichnete Spiele (ESRB: ab 17 Jahre) oder »Adults only«-Titel (ESRB: nur für Volljährige) an Kinder und Jugendliche zu verkaufen. Die höchste Freigabe »AO« (Adults only) wurde bisher nur sehr selten vergeben, würde bei einer gesetzlichen Verankerung der ESRB aber bedeuten, dass die Spiele wie Pornografie behandelt werden müssen. In einigen besonders prüden US-Bundesstaaten dürften dann nicht einmal Volljährige die Spiele erwerben. Derzeit gilt bei amerikanischen Publishern aber ohnehin die Regel, keine AO-Titel zu veröffentlichen, weil die meisten Handelsketten diese Spiele nicht ins Sortiment aufnehmen würden. Deshalb werden entsprechende Spiele lieber auf ein Mature-Rating heruntergekürzt. Bekannte Beispiele für diese Praxis sind zum Beispiel die in Deutschland nicht erschienenen Titel The Punisher oder Manhunt 2. Ursprünglich vorgebracht wurde der Antrag zur Gesetzesänderung vom kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der auf Staatsebene mehrmals scheiterte und nun dem Supreme Court vorliegt. Schwarzenegger möchte eine klare Kennzeichnung gewalthaltiger Spiele, die nur für Erwachsene gedacht sind, sowie Strafen beim Verkauf solcher Titel an Minderjährige.

Die Spielebranche in den USA zeigt sich bestürzt über diese Entscheidung. Ein solches Gesetz würde nach Ansicht des EA-Chefs John Riccitiello den Spielestandort USA nachhaltig gefährden, da jeder Staat die Möglichkeit hätte, sein eigenes Süppchen zu kochen. Das würde die Publisher dazu zwingen, mehrere Versionen ihrer Spiele anzubieten.

Wir meinen: Halb so wild! Videospiele haben sich mittlerweile zu einer äußerst vielfältigen Unterhaltungsform gemausert, und nicht alle Spiele sind für alle Altersgruppen geeignet. Es ist nicht verkehrt, die US-Altersfreigaben vom Status der Empfehlung auf rechtlich verbindliche Vorgaben zu ändern. Das einzige Problem, das wir dabei tatsächlich sehen, sind die vielen unterschiedlichen Staaten, die jeweils ihre eigenen Gesetze haben.

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