Seite 2: Wolfenstein 2: The New Colossus - Ein Shooter-Gedicht?

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Spagat zwischen Satire und Ernst

Die gestrenge Dame füllt die Lücke, die General Totenkopf in The New Order gerissen hat, wirklich prächtig aus. Nicht zuletzt, weil eines der Opfer ihrer verqueren Weltanschauung ihre Tochter Sigrun ist. Und wer nicht einmal davor zurückschreckt, den eigenen Nachwuchs zu quälen, dem ist wirklich alles zuzutrauen. Dass sich die gute Sigrun allerdings nicht wirklich mit einer dauerhaften Opferrolle in Verbindung bringen lässt, ahnt jeder, der um den Ursprung des Namens weiß.

Auch The New Colossus bleibt der serientypischen Überzeichnung der Situationen und Charaktere treu, schafft aber nach meinem ersten Eindruck trotzdem wieder diesen brillanten Spagat zwischen Satire und ernsthafter Auseinandersetzung mit Themen wie Unterdrückung oder Gewalt, den ich schon an The New Order so gemocht habe. Wenn Machinegames jetzt abermals ein gutes Händchen für die richtige Dosis Pathos zeigt, bin ich mehr als zufrieden.

So sieht das besetzte Städtchen Roswell aus. Eigentlich ganz hübsch, wenn nur die Regime- und Ku-Klux-Klan-Typen nicht wären. So sieht das besetzte Städtchen Roswell aus. Eigentlich ganz hübsch, wenn nur die Regime- und Ku-Klux-Klan-Typen nicht wären.

Erdbeermilch und blaue Bohnen

Stichwort Pathos: Anders als The New Order, in dem wir in Deutschland, Kroatien, England und auf dem Mond unterwegs waren, spielt Teil 2 wohl zu 99 Prozent in den USA, also in dem Land, das vermutlich Markenrechte auf den Begriff "Pathos" anmelden würde, wenn es nur könnte.

The Land of the Free ist in The New Colossus fest in den Händen des Regimes. Während ich über die Nebenstraßen von Roswell laufe, um Papa Joe's Diner zu finden, feiern sich die Besatzer auf der Hauptstraße mit einer Parade. An kleineren Ständen wird zu Donuts und Keksen auch Frau Engels neuestes Buch feilgeboten.

Ich kann den (absurden) Gesprächen lauschen, aber niemanden aktiv anquatschen. Schade. Andererseits vielleicht auch ganz gut, immerhin werde ich landesweit gesucht. Fahndungsplakate mit B.J.s Konterfei hängen an jeder Ecke. Sie hängen auch in Papa Joe's Diner, wo ich erst dem Dialog zwischen einer Mutter und ihrem Sohn zuhöre und dann von einem Regime-Futzi behelligt werde.

Frühe Artwork: In Joe's Diner gibt's Erdbeermilch - und spannende Gespräche zum Belauschen. Frühe Artwork: In Joe's Diner gibt's Erdbeermilch - und spannende Gespräche zum Belauschen.

Der Typ will eine Erdbeermilch. Milch! Und tatsächlich erinnert mich der folgende Monolog (B.J. bleibt stumm) mild an die zweifelsohne beste Szene aus »Inglourious Basterds«, auch wenn mein Regime-Typ bei weitem nicht so clever ist wie Standartenführer Hans Landa. Puh, Glück gehabt.

Wie sich's spielt

Nach einer abermals recht langen Zwischensequenz im Keller des Diners geht's endlich ans Eingemachte: Mit B.J. dringe ich durch Tunnel in einen unterirdischen Komplex ein. Dort soll sich die gesamte Führungsriege des Regimes aufhalten.

Ob dem wirklich so ist, erfahre ich leider während meines Anspieltermins nicht, wohl aber, dass B.J. nach wie vor grandios in Sachen Schleichen, Meucheln und Schießen ist. Und dass ich auch in Wolfenstein 2 oft die Wahl habe, wie ich vorgehen möchte. Heimlich oder lieber vielleicht mit gleich zwei unterschiedlichen Knarren im Anschlag.

Wolfenstein 2: The New Colossus - Trailer: Neue Waffen, neue Gegner, mehr Gewalt Video starten 2:58 Wolfenstein 2: The New Colossus - Trailer: Neue Waffen, neue Gegner, mehr Gewalt

Die grundlegenden Regeln sind noch die alten: In jedem größeren Gebiet hält sich mindestens ein Wachführer auf, den wir zuerst unbemerkt ausknipsen sollten, um die Verstärkung, die nur er ordern kann, zu vermeiden.

Ist das erledigt, lassen sich die übrigen Gegner zwar wahrscheinlich nur auf dem ersten der insgesamt sieben Schwierigkeitsgrade wie Obst vom Baum pflücken, aber es bleiben immerhin überschaubare Gegnermengen.

Klappt das mit dem heimlichen Ausknipsen nicht, geht der Alarm los und das Spiel kippt uns noch mal etliche weitere Feinde vor die Füße und in den Rücken. Das Angenehme aber: Auch Wolfenstein 2 lässt genug Raum, um die Gegner auszumanövrieren. Oder es bietet homogen in die Level eingefügte Deckungsmöglichkeiten.

Wolfenstein 2: The New Colossus - Screenshots ansehen

B.J. besser machen

Die neue Axt, die uns Wolfenstein 2 in die Hand drückt, ist übrigens nicht nur dazu da, um fiese Nahkampfangriffe auszuführen. B.J. kann mehrere von den Dingern aufsammeln und sie dann gezielt werfen. Etwa auf Köpfe. Das ist besonders praktisch, wenn man einen Wachführer und seinen nervigen Hund schnell und leise ausschalten will. Und das runderneuerte Laserkraftwerk soll in The New Colossus nicht nur dazu dienen, Gegner einzuäschern, es soll auch wie in The New Order Löcher in Wände schneiden können.

Wolfenstein 2 macht übrigens auch in Sachen Perks gewohnt weiter. Okay, mit einer Einschränkung. Waren es in The New Order noch vier Perk-Kategorien, sind es in The New Colossus lediglich drei: Heimlichkeit, Chaos und Taktik, wobei alle drei Gruppen für jeweils sechs mögliche Verbesserungen stehen.

Wenn wir etwa zehn Soldaten leise von hinten ausschalten, werden wir mit einer höheren Bewegungsgeschwindigkeit belohnt - um uns zukünftigen Opfern noch flotter nähern zu können. So motzen wir B.J. nach und nach auf, ohne dass der Mann am Ende zu einer unbesiegbaren Kampfmaschine mutiert. Das wäre ja auch witzlos.

Soldaten und Treppenstufen (runter) sind auch für einen BJ im Rollstuhl kein unüberwindliches Problem. Soldaten und Treppenstufen (runter) sind auch für einen BJ im Rollstuhl kein unüberwindliches Problem.

Aber nicht nur die Perks werden B.J. verbessern, wir sollen uns auch anderweitig Unterstützung erspielen können. Abseits der linearen Hauptstory, können wir von unserer Basis aus (das U-Boot Evas Hammer) zu Nebenmissionen antreten, die uns in Gebiete führen, in denen Aufständische gegen das Regime kämpfen.

Wenn wir dort dann den Widerständlern helfen, will uns das Spiel belohnen. In welcher Form genau, wollte Andreas noch nicht verraten. Und alle Nebenmissionen sollen rein optional bleiben.

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