Seite 2: Apple-Historie - In 35 Jahren zur teuersten Marke der Welt

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Der Geburt des Macintoshs folgt der Abgang von Jobs

Die Stunde des Macintosh und von Steve Jobs ist gekommen. 1984 wird der erste Macintosh während der Superbowl-Halbzeit mit einem heute legendären Werbespot angekündigt. Das Video mit dem Namen »1984« wird von Regisseur Ridley Scott gedreht. Der Name ist eine Anspielung auf George Orwells Roman, karikiert diesen aber: »Finden Sie heraus, warum 1984 nicht wie »1984« sein wird!«.

Der erste Mac trägt die Typenbezeichnung 128K als Hinweis auf die Speichergröße. Grundlage für das Betriebssystem waren große Teile des Codes von Lisa, der Macintosh besitzt also eine grafische Oberfläche und ließ sich über eine Maus steuern. Der Verkauf zum Preis von 2.495 Dollar läuft sofort gut an. Wohl auch dank der Hilfe von Microsoft. Die hatten als erster externer Entwickler einen Prototypen erhalten und beliebte Software wie die Tabellenkalkulation MultiPlan oder auch Microsoft Word für den Macintosh portiert. Ganz nebenbei basteln die Microsoft-Entwickler auch ein neues Betriebssystem mit dem Namen Windows 1.0 zusammen, das frappierend an Mac OS erinnert. Die Vorwürfe, es sei ein dreiste Kopie, können nie ganz entkräftet werden, vollständig bewiesen werden sie allerdings auch nie.

Trotz des großen Erfolgs des Macintoshs muss Jobs 1985 nach dem internen Machtkampf mit Sculley das Unternehmen verlassen. Die genauen Gründen dafür sind bis heute unklar. Offiziell trennte man sich aufgrund verschiedener Management-Philosophien, allerdings gibt es auch Gerüchte um ein LSD-Drogenproblem von Jobs. Fakt ist, dass der launische Jobs dem pragmatischen Sculley einfach zu unberechenbar wurde, da er Apple einen seriösen Anstrich verpassen wollte. Der geschasste Apple-Gründer eröffnet daraufhin kurzerhand die Firma NeXT Computer.

Ohne Jobs folgt das Pippin-Debakel

Der Erfolg bleibt Apple vorerst auch ohne Steve Jobs. Im März 1987 erscheint der lange geheim gehaltene Mac II und erobert sofort die Anwender. Er ist auf seine Art revolutionär: Man kann ihn nämlich erweitern. Unter anderem stehen dafür zwei 800K-Floppy-Laufwerke, eine Festplatte und eine Grafikkarte mit 8 Bit, 256 Farben und 640x480 Pixeln Auflösung bereit. Eingeschaltet wird der Mac II mit einer Power-Taste auf der Tastatur. 1989 stellt Apple den Mac Portable vor: Der erste transportable Rechner, denn von »tragbar« kann bei 7,5 Kilo Gewicht kaum die Rede sein. Der Mac Portable besitzt eine ergonomische Tastatur, einen Trackball als Maus-Ersatz und einen Akku mit bis zu zehn Stunden Betriebszeit. Sein Display war zehn Zoll groß. Technisch ist der Rechner seinerzeit wegweisend, kostet allerdings auch stolze 6.500 Dollar. Durch das Gewicht und den hohen Preis findet der Mac Portable kaum Abnehmer.

Die Spielkonsole Pippin ist der größte Flop der Apple-Geschichte. Die Spielkonsole Pippin ist der größte Flop der Apple-Geschichte.

Die verschiedene Modelle des Macintosh Color Classic (ab 1993) verkaufen sich wieder ein wenig besser. In den All-in-one-PC mit 32-Bit-Prozessor verbaut Apple erstmals Farbmonitore. Zu diesem Zeitpunkt sind die dunklen Wolken über dem Apple-Imperium aber schon deutlich sichtbar. Die Verkäufe laufen zunehmend schleppender, Apple gilt als ideenlos und das Betriebssystem als langsam und veraltet. Längst dominiert Microsoft mit Windows den Markt.

Auf der Suche nach einem neuen, gewinnversprechenden Markt wenden sich die Apple-Ingenieure den Videospielkonsolen zu. Der Pippin wird entwickelt, die Lizenz soll an andere Elektronik-Firmen verkauft werden. Die Konsole wird zum Millionengrab für Apple. Der Verkaufspreis ist mit 599 Dollar zu hoch, das Spieleangebot zu mager: Der Pippin hat keine Chance gegen die erste PlayStation und den Sega Saturn, die den Markt unter sich ausmachen. Auch der Versuch, das Gerät als Billig-Computer fürs Wohnzimmer zu vermarkten, geht nicht auf. Bevor die Konsole überhaupt eine Chance hat, die Entwicklungskosten wieder einzuspielen, wird sie eingestellt.

Die Rückkehr von Jobs und der Microsoft-Deal

1996 kehrt Steve Jobs zurück ins Unternehmen, indem die Apple-Chefetage ihn kurzerhand mitsamt seiner Firma NeXT aufkauft. Anfangs nur als Berater eingestellt, wird er ein Jahr später Geschäftsführer. Jobs krempelt die Firma radikal um. Wenig profitable Sparten wie der PDA Newton werden kurzerhand geschlossen. Jobs führt Apple wieder zurück auf den Erfolgspfad, allerdings mit einer umstrittene Aktion: Auf der MacWorld Expo (1997 in Boston) erklärt er den erstaunten und teilweise laut buhenden Anwesenden, dass eine Zusammenarbeit mit Microsoft sehr bedeutend für Apple sei. Man habe alle anstehenden Klagen und Patentstreitigkeiten beigelegt, Microsoft werde 150 Millionen Dollar in Apple investieren, der Internet Explorer werde zum Standard-Browser des Macintosh, da er »ein wirklich guter Browser« sei und Microsoft werde in den nächsten fünf Jahren Office und weitere Software für den Mac herstellen.

Bill Gates verkündet auf der MacWorld Expo, dass Microsoft bei Apple einsteigt. Bill Gates verkündet auf der MacWorld Expo, dass Microsoft bei Apple einsteigt.

Als dann auch noch Microsoft-Boss Bill Gates per Satellit zugeschaltet wurde, konnten sich die Zuschauer nicht mehr so recht zwischen Applaus und Buh-Rufen entscheiden. Steve Jobs bewirbt den neuen Kurs anschließend damit, dass man der Sichtweise aufgeben müsse, nach der »Apple nur gewinnen könne, wenn Microsoft verliert«. Unter Apple-Gegnern oder Windows-Fans wird diese Geschichte bis heute gerne so gedeutet, als ob Microsoft damit Apple vor dem Untergang gerettet hätte. Tatsache ist jedoch, dass Microsoft Apple zu diesem Zeitpunkt fast dringender benötigte als umgekehrt. Die Firma von Bill Gates war auf die Existenz eines weiteren, größeren Anbieters angewiesen, um nicht als Monopolist zu gelten. Das hätte die Redmonder noch weiter ins Fadenkreuz der US-Wettbewerbsaufsicht gebracht.

Finanziell stand es um Apple zu diesem Zeitpunkt trotz starken Verlusten noch nicht so schlecht, dass 150 Millionen Dollar einen Unterschied gemacht hätten. Die eher kleinere Investition und die Verpflichtung, weiterhin Software für Apple zu entwickeln, sorgten jedoch zusammen mit der Rückkehr von Steve Jobs mit Sicherheit für neues Vertrauen in Apple, während Microsoft für »einen Apple und ein Ei« günstig dem Monopol-Problem ausweichen konnte.

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