Zelda schlägt Mozart - Videospiele im Konzert

Über die Frage, ob Spiele wirklich ein Kulturgut sind, wird noch fleißig gestritten. Dabei ist die Musik zum Spiel schon längst in den Konzertsälen angekommen – Videospiel-Soundtracks sind ein echtes Phänomen.

Für die besten Stücke aus unseren Lieblingsspielen reicht mittlerweile eine kurze Suche bei Spotify und anderen Streaming-Diensten - ein Besuch im Konzert lohnt sich aber allemal! Für die besten Stücke aus unseren Lieblingsspielen reicht mittlerweile eine kurze Suche bei Spotify und anderen Streaming-Diensten - ein Besuch im Konzert lohnt sich aber allemal!

Was haben World of Warcraft, Zelda, Rainbow Six und Tomb Raider gemeinsam? So unterschiedlich sie sich spielerisch geben, ihre Musikuntermalung war es in allen vier Fällen wert, ein komplettes klassisches Orchester darauf anzusetzen. Denn was zu Hause vor dem Bildschirm oder Fernseher funktioniert, begeistert schon seit Jahren auch Konzertbesucher, die sich im ganz großen Rahmen der Stimmung ihrer Lieblinge hingeben wollen - selbst Klassiker wie Tetris oder Mega Man wandeln stilsicher in Mozarts Fußstapfen.

Während althergebrachte Klassik ein Nischendasein führt, lassen Soundtracks die Ticketverkäufe in die Höhe schnellen und gelten inzwischen bei nicht wenigen Orchestern als wichtiges Standbein ihres Spielplans.

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Der Anfang? Wie immer: Japan

In keinem Land der Welt genießen Videospiele und ihre Schöpfer so hohes Ansehen wie im Heimatland der meisten großen Klassiker. Kein Wunder, dass die Idee, ihre Musikuntermalung noch größer aufzuziehen und noch mehr Menschen zugänglich zu machen, ebenfalls in Japan entstand. 1991 verzaubert das Tokyo City Philharmonic Orchestra seine Besucher zum ersten Mal mit Stücken aus Super Mario World, The Legend of Zelda: A Link to the Past, Final Fantasy IV oder Dragon Quest IV.

Dirigiert wird das Konzert von niemand geringerem als Koichi Sugiyama, dem »big boss of game music«, der nicht nur etliche Animes, sondern eben auch Dragon Quest und viele andere Spiele musikalisch hinterlegt hat und für viele Videospielkomponisten wie Nobuo Uematsu als Idol gilt. Er bleibt bis zum Ende von »Orchestral Game Music Concerts« 1996 an Bord, dirigiert seinen Musikern bis dahin unter anderem SimCity (1992), Star Fox (1993), Super Metroid (1994) und Chrono Trigger (1996).

Als in Tokyo 1996 der letzte Ton verklingt, hat sich die Idee in den Köpfen von Künstlern und Gamern gleichermaßen festgesetzt. Bis Videospiel-Soundtracks wieder die erste Geige spielen, sollen jedoch erst einige stille Jahre ins Land gehen.

In Japan, dem Mutterland der Spielemusik-Konzerte, füllten Klassiker wie Final Fantasy schon in den 90er-Jahren die Säle. In Japan, dem Mutterland der Spielemusik-Konzerte, füllten Klassiker wie Final Fantasy schon in den 90er-Jahren die Säle.

Auf Spotify hören: Dear Friends

Final Fantasy und der große Durchbruch

Wundervolles auf die Ohren der Videospiel-Fans gibt's nämlich erst 6 Jahre später: 2002 läuft »20020220 - Music from Final Fantasy«, ein Konzert mit den schönsten Stücken aus Final Fantasy. Aufnahmen vor einem kleinen Publikum hatte es zwar schon 1989 gegeben, damals aber nur, um den Soundtrack für Final Fantasy I und Final Fantasy II als Orchesterversion neu aufzunehmen.

Der breiten Öffentlichkeit wird die Musik des legendären Nobuo Uematsu jedoch erst jetzt, 2002, abseits der Konsolen zugänglich. 2004 folgt die Tour de Japon, auf der Uematsu als Gastdirigent die Fans begeistert. Die Reihe inspiriert die Tour Dear Friends - Music from Final Fantasy (2004 bis 2005) und noch während deren Laufzeit ein weiteres Konzert, More Friends: Music from Final Fantasy (2005). Die Begeisterung um Final Fantasy und seine Musik ist seit da ungebrochen, immer wieder füllen Uematsu und die Orchester die Säle.

»Video Games Live« verbindet Orchesterklänge mit Lichteffekten und Spiel-Clips. »Video Games Live« verbindet Orchesterklänge mit Lichteffekten und Spiel-Clips.

2005 debütiert außerdem die Konzertserie »Video Games Live« in Los Angeles. Zusätzlich zum Orchester, das Stücke aus Halo, World of Warcraft und vielen anderen Titeln spielt, werden passende Videoclips abgespielt.

Die beiden Entwickler des Konzepts, Jack Wall und Tommy Tallarico, sehen ihre Konzerte, die seitdem weltweit immer wieder laufen, als Möglichkeit, die kulturelle Bedeutung von Videospielen und deren Soundtrack zu zeigen.

Auf Spotify hören: Video Games Live

Weitere Info: Video Games Live

Deutschland und die Games Convention

Im Gegensatz zum amerikanischen Konzept, konzentrieren sich die deutschen Videospiel-Konzerte mehr auf die Musik an sich. Im Gegensatz zum amerikanischen Konzept, konzentrieren sich die deutschen Videospiel-Konzerte mehr auf die Musik an sich.

Auch in Deutschland schlägt die Idee, Videospiele musikalisch fürs große Publikum umzusetzen, voll ein. 2003 dirigiert Erfinder Thomas Böcker auf der Games Convention in Leipzig das erste Konzert der Reihe »Symphonische Spielemusikkonzerte« - eine Premiere außerhalb Japans!

Der große Erfolg führt schnell zu zahlreichen weiteren Konzerten, dazu wird jede Games Convention im Rahmen der symphonischen Spielemusikkonzerte eröffnet. Anders als »Video Games Live« verzichten die deutschen Aufführungen auf Videountermalung und Lichtshow und setzen eher auf den klassischen Klang des Orchesters.

Die direkte Konkurrenz beider Konzertreihen zeigt sich auch darin, dass »Symphonische Spielemusikkonzerte« ab 2008 nicht mehr mit der Games Convention zusammenarbeitet, sondern die Veranstalter der Messe diese lieber mit einer »Video Games Live«-Show eröffneten.

In neuer Form erfreut sich das deutsche Konzept jedoch ungebrochener Beliebtheit: 2008 läuft »Symphonic Shades« mit der Musik des deutschen Komponisten Chris Hülsbeck, seit 2009 werden die »Symphonic Fantasies« mit Liedern von japanischen Künstlern wie Uematsu gespielt - dem gilt 2011 auch »Symphonic Odysseys - Tribute to Nobuo Uematsu«. In allen Fällen sind die Tickets für die Konzerte im Rekordtempo ausverkauft, die Reihe und ihre Ableger laufen mittlerweile weltweit.

Auf Spotify hören: Symphonic Fantasies

Weitere Info: Symphonische Spielemusikkonzerte

Nobuo Uematsu
Unter vielen Videospielern gilt der Japaner Nobuo Uematsu als lebende Legende. Aus seinem Geist stammt der Soundtrack der Final-Fantasy-Serie, der weltweit immer wieder in Konzertform aufgeführt wird.

Das erstaunliche daran: Uematsu ist ein musikalischer Autodidakt, hat sich das Klavierspielen in der Jugend selbst beigebracht. Nachdem er lange Jahre bei Square Enix unter Vertrag war, arbeitet er mittlerweile als freischaffender Komponist und dirigiert manchmal als Gaststar Aufführungen mit seinen Soundtrack-Stücken. Unser Final-Fantasy-Fan Nino durfte sogar schon eins seiner Soundtrack-Konzerte moderieren!

Der Weg aus der Krise?

Für die Fans gehören die Videospiel-Konzerte also seit langem zu ihrem Hobby dazu, aber auch die Orchester haben das Potenzial der Gaming-Musik erkannt. Da klassische Konzerte nicht mehr den gleichen Anklang finden wie früher, die Philharmonien ihre großen Orchestertruppen jedoch trotzdem unterhalten müssen und möchten, sind Spiele-Konzerte eine sichere Bank für schnell verkaufte Tickets und gute Publicity. Und haben Wiederholungspotenzial!

Das dürften auch die Abrufzahlen der Playlists auf Diensten wie Spotify oder auf Youtube zeigen - Zelda, Mario und der Dovahkiin verzaubern uns eben nicht nur in ihren eigentlichen Welten, sondern weit darüber hinaus.

Auf Spotify hören: The Greatest Video Game Music