Das Zünglein an der Waage? Die PS5-Abwärtskompatibilität ist zu wenig

Dank Hardware-Architekt Mark Cerny wissen wir jetzt mehr über die Abwärtskompatibilität der PS5. Doch reicht der aktuelle Stand aus? Dennis findet, da muss noch mehr kommen.

Kolumne zur Abwärtskompatibilität der PS5. Kolumne zur Abwärtskompatibilität der PS5.

Lange mussten wir auf neue Informationen zur PS5 warten und Mitte der Woche war es dann endlich soweit. Allerhand technische Daten wurden von Hardware-Architekt Mark Cerny präsentiert und auch über die Abwärtskompatibilität der Next Gen-Konsole wurde gesprochen. Zwar wissen wir jetzt, dass viele PS4-Spiele zum Launch unterstützt werden, über die Abwärtskompatibilität zu älteren Generationen verlor Cerny trotz wöchentlich aufpoppender Gerüchte zum Thema kein Wort.

Gerade im direkten Vergleich zu Microsoft hinkt Sony in diesem Punkt allerdings weit hinterher und bietet deutlich weniger Komfort, was sich meiner Meinung nach ändern muss. Andernfalls könnte Sony hier viele Spieler an die Konkurrenz verlieren.

Abwärtskompatibilität der Xbox Series X

Microsoft setzt nämlich bei der Series X auf ein Vier-Generationen-Modell, das nicht nur die Xbox One, sondern auch Spiele der Xbox 360 und der Original Xbox einschließt. Kurzum: Der aktuelle Katalog an abwärtskompatiblen Spielen wird auch auf der Next Gen-Konsole übernommen und weiter ausgebaut.

Entwickler sollen künftig sogar in der Lage sein, ältere Spiele auf der Series X technisch zu verbessern. Die Rede ist von verbesserten Boot- und Ladezeiten, einer stabileren Bildrate und einer höheren Auflösung. Eine wirklich feine Sache, die das Feature auch auf der Next-Gen noch etwas runder macht.

Abwärtskompatibilität der PS5

Die PS5 hingegen kommt laut Cerny mit einem PS4-Modus. Fast 100 "der besten Spiele" wurden mit dem Feature erfolgreich getestet und sind zum Launch von Sonys Next Gen-Konsole Ende 2020 spielbar. Ziel ist es, die komplette PS4-Bibliothek abwärtskompatibel zu machen. Ob und ab wann das möglich ist, das werden wir noch erfahren.

Update (19:43 Uhr): Sony hat sich soeben auf dem PlayStation Blog erneut zum Thema Abwärtskompatibilität geäußert. Demnach gehe man davon aus, dass über 4000 PS4-Spiele auf der PS5 spielbar sein werden. Diese sollen zudem über eine verbesserte Bildrate und eine höhere Auflösung verfügen. Zudem habe Sony bereits hunderte von PS4-Spielen getestet. Bis zum Launch soll diese Zahl in die Tausende gehen.

Was die Abwärtskompatibilität von PS-, PS2- und PS3-Spiele anbelangt, fischen wir weiter im Trüben. Ich könnte mich hier lediglich auf unbestätigte Gerüchte stützen, viel bringen würde uns diese Spekulation aber nicht, daher will ich mich auf den offiziellen Stand der Dinge konzentrieren.

Sicher, bei einigen älteren Titeln wie Red Dead Redemption oder The Darkness wird es die Möglichkeit geben, sie via PS Now zu streamen. Allerdings scheint das im Vergleich zur aktuellen Lösung von Microsoft ein eher schwacher Ersatz zu sein. Für den Zugriff auf die überaus vielfältige Bibliothek an Spielen benötigt ihr ein Abo, zudem könnt ihr bislang nicht alle Spiele auf der Festplatte speichern, braucht dementsprechend eine ausreichend starke und konstante Internetleitung.

Darum ist die Abwärtskompatibilität für viele so wichtig

Die große Frage ist jedoch, wollen Spieler überhaupt eine solch umfangreiche Abwärtskompatibilität wie sie Microsoft bietet? In den Weiten des Internets wie beispielsweise in den Antworten zum Tweet von Insider Nibel wurde der Punkt als starkes Manko aufgegriffen, um es sachlich zu formulieren.

Auch innerhalb der GamePro-Community erntete Microsoft beim Punkt Abwärtskompatibilität viel Lob, während das Fehlen der älteren Konsolengenerationen bei der PS5 von vielen Usern als "ganz enttäuschender Faktor" angesehen wurde, wie unser Leser Crazillo schreibt

Doch warum ist das so? Die Gründe sind vielfältig. Während sich langjährige PlayStation-Spieler das komplette, konsolenübergreifende Erlebnis auf einer Plattform wünschen, wollen Neueinsteiger ältere PS-Klassiker nachholen. Dazu kommt, dass ältere Titel einer Reihe wie am Beispiel von Mass Effect nicht mehr auf der aktuellen Konsole verfügbar sind. Habt ihr euch Andromeda für die PS4 geholt, wollt jetzt die Shepard-Trilogie nachholen, dann müsst ihr (wenn vorhanden) die PS3 aus dem Keller holen. Seid ihr hingegen Xbox-User, könnt ihr die Mass Effect-Reihe entspannt dank Abwärtskompatibilität auf der Xbox One nachholen, während die 360 im Winterschlaf bleiben darf.

Hinzu kommt ein weiterer ganz entscheidender Faktor. Oft hält sich das Launch-Lineup bei einem Konsolen-Release in Grenzen. Um dennoch viel Zeit mit der neuen Hardware zu verbringen, ist eine umfangreiche Abwärtskompatibilität wie im Falle der Xbox Series X hilfreich.

Brauchen wir Abwärtskompatibilität überhaupt?

Ich bin ehrlich: Für mich ist die Abwärtskompatibilität wie sie Microsoft bietet ein nettes Feature, das ich persönlich allerdings so gut wie nie nutze. Warum nicht? Weil ich aufgrund der Flut an immer neuen Spielen eigentlich genug zu tun habe, sodass ich gar nicht die Zeit für alte Spiele habe.

Sollte mich dann doch mal die Nostalgie packen, dann kann ich meine alten Konsolen aus dem Keller hervorkramen. Für mich reicht es daher vollkommen aus, wenn ich PS4-Spiele auf der PS5 spielen kann - zumal es ja auch allerhand Remakes und Remasters gibt.

Allerdings kann ich aufgrund der oben aufgeführten Punkte jeden verstehen, der die komplette Microsoft- oder Sony-Erfahrung gerne auf einer Konsole vereint hätte und jederzeit auf einen unglaublichen Katalog an hunderten von Spielen zurückgreifen möchte.

Sony sollte sich daher die aktuelle Strategie noch einmal genau durch den Kopf gehen lassen und bald ein offizielles (und hoffentlich positives) Wort zu PS1-, PS2- und PS3-Spielen auf PS5 verlieren. Es ist nämlich durchaus möglich, dass Features wie die Abwärtskompatibilität oder der GamePass letzten Endes das Zünglein an der Waage sind, wenn es darum geht, welche Konsole sich jemand kaufen will. Vorausgesetzt natürlich, beide Next Gen-Konsolen bieten starke Exklusivspiele, eine potente Technik und einen ähnlichen Preis. Denn eins ist klar, hatte Sony bei den Reinverkäufen in der aktuellen Konsolengeneration klar die Nase vorn, werden ab Ende 2020 mit der PS5 und der Xbox Series X die Karten neu gemischt. Und dann kann jedes Feature entscheidend sein.

Wie seht ihr das? Eure Meinung zum Thema Abwärtskompatibilität gerne in die Kommentare.

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