Manchmal möchte man schreien: Letzte Woche noch fährt Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) die harte Tour und will »Killerspiele« rundweg verbieten, Aufklärung und elterliches Verantwortungsbewusstsein nutzen ja nichts (wir berichteten). Am heutigen Donnerstag ist Hermanns Kollege Otmar Bernhard (CSU) – seines Zeichens Gesundheitsminister in Bayern – viel milderer Meinung – jedoch zu einem ungleich brisanteren Thema: Bernhard denkt, dass die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Alkohol-Aufklärungskampagne stark übertrieben ist. Vom Vorschlag, Alkohol nur an Volljährige zu verkaufen, hält er genauso wenig wie von einer Promillegrenze bei 0,0 für Autofahrer.
»Mit 16 Jahren kann man durchaus mal ein Bier trinken. Wir müssen hier überzeugen, Bewusstsein bilden, Verantwortung bilden – das ist viel wichtiger, als mit neuen Regularien zu kommen«, sagte er dem Bayerischen Rundfunk (siehe Quelle).
Im Klartext: Der realen Bedrohung Alkohol, an deren Folgen jedes Jahr nachweislich mehrere tausend Menschen in Deutschland sterben, will die CSU mit Aufklärung und guten Worten begegnen. Das imaginäre Schreckgespenst »Killerspiele« soll dagegen einfach verboten werden, obwohl der Zusammenhang zwischen den extrem seltenen Amokläufen und Spielen nach wie vor sehr umstritten ist.
Bleibt die Frage, woher diese unterschiedlichen Haltungen der Minister kommen. Es könnte daran liegen, dass die mächtige Brauereilobby ein Wörtchen mitzureden hat. Vielleicht hat Herr Bernhard auch die Einnahmen durch die Alkoholsteuer im Hinterkopf. Oder die Herren glauben, mit solchen Sprüchen besonders viele Wähler an den Stammtischen abzugrasen. Das mag funktionieren, die bayerischen Spieler werden bei der kommenden Landtagswahl ihr Kreuzchen aber sicher woanders machen.
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