Helldivers 2 im Test: So spaßig war schon lange kein Koop-Shooter mehr

Der Third-Person-Shooter für PS5 und PC stellt im Review seine hervorragenden Koop-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis, nutzt sich auf Dauer aber auch ab.

Helldivers 2 im Test für PS5. Helldivers 2 im Test für PS5.

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Als klar war, dass ich den Helldivers 2-Test übernehme, überlegte ich fieberhaft, welches schlechte "Bug"-Wortspiel ich wohl in die Überschrift packen würde. Ich meine hey, im Spiel von Arrowhead Studios kämpft man schließlich gegen Horden von Käfern (engl. Bugs) und als Live-Service-Spiel würde es doch bestimmt auch genug Bugs (Fehler) geben, oder? 

In den etwa 20 Stunden, die ich für den Test mittlerweile in Helldivers 2 verbracht habe, habe ich diesen Gedanken allerdings verworfen. Denn auch wenn der Launch insbesondere auf dem PC alles andere als reibungslos verlief, blieb ich auf der PS5 von größeren Problemen verschont. Eine Bug-Anspielung in der Überschrift wäre also definitiv nicht gerecht gewesen.

In den letzten Tagen hatte ich jede Menge Spaß mit Helldivers 2, vor allem im Koop ist das Spiel stellenweise sogar herausragend. Aber mich haben auch einige Punkte derart gestört, dass ich kein gänzlich kritikfreies Loblied auf die Höllentaucher singen kann. Und die letztendlich auch – zumindest aktuell – verhindern, dass der Shooter in Hit-Regionen vorstößt. 

Always-On

Helldivers ist komplett auf Online-Koop ausgelegt und erfordert deshalb eine dauerhafte Internetverbindung. In unserer Testphase kam es nur in Ausnahmefällen zu Verbindungsabbrüchen. Einen Offline-Koop per Splitscreen gibt es nicht.

Keine Story, aber ordentlich Humor

Helldivers 2 setzt etwa ein Jahrhundert nach dem 2015 erschienenen Vorgänger an. In der Zukunft wird die Über-Erde erneut von erbarmungslosen Killerkäfern (Terminiden) sowie einer Armee von tödlichen Roboterwesen bedroht.

Um die Gefahr von der Heimat fernzuhalten und zurückzudrängen, werden die namensgebenden Helldiver auf bereits befallene Planeten entsandt. Und mehr müsst ihr zur "Story" des Shooters dann auch gar nicht wissen – Helldivers 2 hat nämlich eigentlich gar keine. 

Das Introfilmchen bereitet launig auf die kommenden Ballereien vor. Das Introfilmchen bereitet launig auf die kommenden Ballereien vor.

Dafür aber ordentlichen Sinn für Humor, denn wirklich ernst nimmt sich der Shooter nicht und erinnert deswegen auch frappierend an den mittlerweile schon legendären "Starship Troopers"-Film aus dem Jahr 1997. Die Bugs und Roboter bedrohen auch hier nämlich nicht nur die Menschheit an sich, sondern vielmehr lose definierte Werte wie Freiheit und Demokratie, die fast schon grotesk glorifiziert werden. 

Ich muss jedenfalls auch nach etlichen Spielstunden immer noch grinsen, wenn mein Helldiver einer gerade erledigten Bug-Horde ein  "Na, wie schmeckt euch die Freiheit?" entgegen brüllt.

Nach dem kompakten und gut verständlichen Tutorial, das die Gameplay-Grundlagen erklärt, geht’s nach Spielstart direkt auf das eigene Schiff, dem sich nicht nur ein eigener Name geben lässt (Panzerhandschuh der Familienwerte!), sondern das ab sofort auch als mobile Helldiver-Basis und Startpunkt für die Einsätze dient.

Helldivers 2 wird das erste große PS5-Exclusive 2024 und sieht auch auf dem PC richtig schick aus Video starten 1:34 Helldivers 2 wird das erste große PS5-Exclusive 2024 und sieht auch auf dem PC richtig schick aus

Famoses Kern-Gameplay

Und diese Einsätze laufen stets nach einem ähnlichen Schema ab. Nach der Wahl eines Planeten und Einsatzortes auf der Karte legen wir Landeplätze sowie Ausrüstung fest und donnern anschließend auf die Oberfläche. Dort widmen wir uns je nach Schwierigkeitgrad einem oder mehreren Missionszielen, erledigen Horden von Gegnern und lassen uns abschließend an einem Extraktionspunkt wieder abholen. 

Ich schreibe hier übrigens bewusst "wir", weil das alles theoretisch auch alleine funktioniert, aber nicht annähernd so spaßig ist wie mit ein bis drei Mitspielenden. 

Egal ob zu zweit, dritt oder viert: Im Koop läuft Helldivers 2 zu Hochform auf. Egal ob zu zweit, dritt oder viert: Im Koop läuft Helldivers 2 zu Hochform auf.

Unabhängig von der Spielerzahl: das Kern-Gameplay trifft Helldivers 2 nahezu auf den Punkt. Käfermassen oder wild schießende Roboterwesen mit dem eigenen Arsenal zu dezimieren, ist dank des famosen Gunplays und des tollen Treffer-Feedbacks enorm befriedigend, gerade bei den Käfern fliegen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen. 

Dank der guten Steuerung bleibt das Chaos, das bei den Gegnermassen auf dem Bildschirm entsteht, gut beherrschbar, perfekt sind die Kontrollen allerdings nicht. Dafür erweisen sie sich an einigen Stellen wie etwa beim Klettern nämlich als zu hakelig. 

Taktikausrüstungen: Das Salz in der Helldivers-Suppe

Ohne die mächtigen Taktikausrüstungen wäre die Action allerdings nur halb so gut. Nützliche Hilfsmittel wie Luftschläge, durchschlagskräftige Spezialwaffen oder Defensivgeschütze lassen sich nach Eingabe einer Tastenkombination ordern und fallen dann wie auch Nachschubrationen buchstäblich vom Himmel. Die Taktikausrüstungen richten besonders großen Schaden bei den Gegnern an, sind allerdings aufgrund von Cooldown-Phasen auch nicht immer verfügbar. 

Vor der Extraktion müssen wir uns noch einmal eines Gegneransturms erwehren. Da kommen Taktikausrüstungen wie der Orbitalschlag genau richtig. Vor der Extraktion müssen wir uns noch einmal eines Gegneransturms erwehren. Da kommen Taktikausrüstungen wie der Orbitalschlag genau richtig.

Die Vielzahl der Taktikausrüstungen und das Zusammenspiel einiger davon, gibt Helldivers 2 eine überraschend taktische Note, die man der Action auf den ersten Blick wahrscheinlich gar nicht zugetraut hätte. Insbesondere ab dem vierten Schwierigkeitsgrad (Anspruchsvoll) ist der richtige Einsatz der Utensilien und entsprechende Absprachen auch Pflicht, um heil aus den Einsätzen herauszukommen. 

Auch an anderer Stelle erfordert Helldivers 2 viel Aufmerksamkeit. Neurotische Nachlader – so wie ich – müssen sich jedenfalls erst einmal daran gewöhnen, dass verbliebene Kugeln in einem Magazin bei einem frühzeitigen Reload verloren gehen.

Und auch das standardmäßig aktivierte Friendly Fire hat in unseren Partien zu einigen "witzigen" Situationen geführt, wovon besonders Kollegin Eleen ein Liedchen trällern kann – und sogar schon getan hat:

Grandiose Schlachtfeldatmosphäre

Witzige Situationen ist ein gutes Stichwort, denn Helldivers 2 ist eines dieser Spiele, bei denen man sich auch nach längerer Zeit noch mit wohligem Gefühl im Bauch an einzelne Momente erinnert. Spätestens wenn ihr mal nach einem Bildschirmtod in eurem Pod vom Himmel donnert und auf einem Zwischenboss landet oder im allerletzten Moment trotz überwältigender Unterzahl ausgeflogen werdet, wisst ihr, wovon ich rede. 

So nah wie hier sollte man die Gegner möglichst gar nicht erst kommen lassen, was sich aufgrund deren schierer Anzahl oft aber nicht vermeiden lässt. So nah wie hier sollte man die Gegner möglichst gar nicht erst kommen lassen, was sich aufgrund deren schierer Anzahl oft aber nicht vermeiden lässt.

Die intensive Schlachtfeldatmosphäre mit kleinen Panikmomenten ist gerade im Koop in jedem Fall ein echter Hammer und dürfte auch der ausschlaggebende Grund sein, warum viele regelmäßig zu Helldivers 2 zurückkehren werden. 

Ich für meinen Teil bin da aber nicht so sicher. Denn schon nach den ersten Spielstunden stellte sich bei den Einsätzen ein doch stark merkbarer Abnutzungseffekt ein. 

Dabei haben sich die Entwickler*innen von Arrowhead durchaus um Abwechslung bemüht. Die Missionsziele beispielsweise sind oft als kleine Minispiele nett in die Einsätze eingeflochten, was für einen guten Spielfluss-Mix aus ruhigen und actionreichen Phasen sorgt.

Die Objectives reichen vom Erledigen von dicken Gegnerbrocken, über das Aktivieren von Satellitenstationen bis hin zum Starten von Interkontinentalraketen angenehm weit und haben hier und da sogar Auswirkungen auf die Mission – beispielsweise wenn uns eine Artillerie nach Aktivierung als Taktikausrüstung zur Verfügung steht. 

Die Haupt- und Nebenmissionen sind meist als triviale Minispiele in die Einsätze eingewoben. Die Haupt- und Nebenmissionen sind meist als triviale Minispiele in die Einsätze eingewoben.

Und auch die anwählbaren Planeten sind zumindest grafisch abwechslungsreich, in den ersten Tagen kämpfte ich unter anderem auf Wald-, Eis- und mondähnlichen Planeten. 

Cooler Kniff zudem: die Helldivers-Community agiert als Ganzes und "befreit" durch ihre Spielzeit nach und nach die Planeten, schaltet also immer wieder neue frei. 

Auf Dauer etwas eintönig

Rein spielerisch unterscheiden sich die Einsatzorte allerdings nur marginal. Vertikalität gibt es beispielsweise kaum, stattdessen sind alle Planeten vergleichsweise flach und mit schnell wieder erkennbaren Versatzstücken durchsetzt. Da Helldivers 2 mit prozeduraler Generierung arbeitet, dürften euch schon recht bald bestimmte Orte, etwa verlassene Basen, bekannt vorkommen. 

Es gibt lediglich zwei große Gegnerfraktionen und auch deren Typenzahl hält sich in überschaubaren Grenzen – ich hätte unter anderem gerne noch ein paar abwechslungsreichere Bossgegner gehabt.

Die Roboter sind nicht ganz so flink wie die Käfer, feuern dafür aber zurück. Die Roboter sind nicht ganz so flink wie die Käfer, feuern dafür aber zurück.

Den repetitiven Missionsverläufen stellt Arrowhead vor allem schwerere Herausforderungen entgegen. Neun Schwierigkeitsgrade gibt es insgesamt, knackig wird es nach meiner Erfahrung spätestens ab Stufe 4. Dann kommen noch mehr optionale Zwischenziele hinzu und die Menge der Feinde wird deutlich nach oben geschraubt. Das erhöht dann zwar den Stressfaktor – und natürlich das gute Gefühl beim Abschluss einer Mission – ändert am generellen Kritikpunkt allerdings wenig. 

Zumal gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden ein weiterer Kritikpunkt hinzu kommt. Da die Gebiete dort nämlich größer sind, latscht ihr zwischen zwei interessanten Punkten auf der Karte gerne mal minutenlang durch die Gegend, ohne dass etwas passiert – benutzbare Fahrzeuge gibt es in Helldivers 2 nicht. 

Freischalt-Spaß

Das soll aber nicht heißen, dass Helldivers 2 abseits der theoretisch unendlichen Herausforderungen keine motivierenden Ziele hätte. Bei Abschluss der Missionen gibt es Erfahrungsunkte, Credits und Medaillen – und wer in den Levels die Augen offen hält, kann zudem sogenannte Proben finden. Mit diesen Währungen lassen sich dann weitere und mächtigere Taktikausrüstungen (Credits), neue Outfits und Waffen (Medaillen) oder Schiffs-Upgrades (Proben) erwerben. 

Neue Taktikausrüstungen erweitern die taktische Vielfalt enorm, allerdings lassen sich auch nur eine Handvoll mit in die Schlacht nehmen. Neue Taktikausrüstungen erweitern die taktische Vielfalt enorm, allerdings lassen sich auch nur eine Handvoll mit in die Schlacht nehmen.

Letztere verbessern beispielsweise Parameter wie Abklingzeiten für besondere Items signifikant oder machen bestimmte Ausrüstungen noch durchschlagskräftiger. Insgesamt sorgen die Freischaltungen für ein angenehmes Fortschrittsgefühl – mir jedenfalls wurde der glaubhafte Eindruck vermittelt, mit den neuen Spielzeugen immer mächtiger zu werden.

Die Standardwaffenauswahl bleibt dagegen ziemlich mager. Mit der Zeit wandern zwar einige Knarren aus den Kategorien Sturmgewehr, SMG, Schrotflinte oder Energie ins Arsenal, schnell kristallisieren sich dort aber Lieblinge heraus, weil manche Wummen schlicht besser sind als andere. 

Auch Aufsätze oder ähnliche Modifikationen gibt es leider nicht, immerhin lassen sich per Druck auf die Kreis-Taste bei einigen Waffen die Zielfernrohr-Reichweite oder Schussfrequenz einstellen.

Sieht gut aus!

Technisch schnürt Helldivers 2 dafür ein ansehnliches Paket. Auf der Haben-Seite verbucht der Shooter unter anderem geschmeidige Animationen sowie detaillierte Umgebungen und Charaktermodelle – insbesondere bei den Käfern lassen sich zahlreiche eklige Details entdecken. Besonders atmosphärisch wird es dann, wenn leichter Nebel über der Szenerie liegt und das volumetrische Licht diese schick in Szene setzt. 

Licht und Dunst sorgen regelmäßig für schicke Szenerien wie diese hier. Licht und Dunst sorgen regelmäßig für schicke Szenerien wie diese hier.

Zusammen mit dem orchestralen Soundtrack, der immer wieder anschwillt, wenn Gegner angreifen und den witzigen Sprachsamples gibt es fast nichts zu meckern.

Allerdings fallen einige Effekte wie etwa Feuer qualitativ etwas ab, zudem ist die Frame-Taktung im Qualitätsmodus extrem wackelig und der Leistungsmodus relativ unscharf. Von seiner allerbesten Schokoladenseite kann sich Helldivers 2 auf der PS5 also nie wirklich zeigen. 

Monetarisierung in Helldivers 2: Ist es Pay2Win?

Wie in nahezu jedem Live-Service-Spiel gibt es auch in Helldivers 2 die Möglichkeit, echtes Geld auszugeben. Damit lassen sich sogenannte Über-Credits erwerben, die im entsprechenden Store für besondere Outfits (Rüstungen, Helme, Umhänge) eingelöst werden können. Preislich bewegen sich die umgerechnet meist zwischen 2 und 5 Euro, eine spielerische Auswirkung haben davon aber höchstens einige Anzüge, die euch entweder schneller (leichte Anzüge) oder widerstandsfähiger (schwere Anzüge) machen können.

Allerdings könnt ihr ähnliche Anzüge auch mit den in Missionen verdienten Medaillen kaufen, die denen aus dem Echtgeld-Store qualitativ in Nichts nachstehen. Etwas hochgezogenere Augenbrauen erzeugt da schon der Premium-Battle Pass, der nur für Käufer*innen der Super Citizen Edition bzw. als kostenpflichtiges Upgrade für die normale Version des Spiels erhältlich ist. Dieser bietet unter anderem schnelleren Zugang zu bestimmten Waffen und sogar eine Exklusivknarre. Besonders mächtig ist die allerdings nicht, ein klassisches Pay2Win können wir also dementsprechend bei Helldivers 2 nicht erkennen – zumal es keine PvP-Mechaniken gibt.

Wer sollte sich Helldivers 2 also zulegen?

Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass alle, die generell Koop-Shooter mögen, auch mit Helldivers 2 ihren Spaß haben werden. Habt ihr regelmäßig Freund*innen zur Hand und Bock auf kurzweilige Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit für erinnerungswürdige Momente, dann riskiert unbedingt einen Blick – seid euch aber im Klaren darüber, dass sich der Gameplay-Loop schneller abnutzen kann, als euch das vielleicht lieb ist. 

Wer dagegen nur solo unterwegs ist, eine Story-Kampagne braucht und keine Lust hat, mit Fremden zu spielen – was dank flotter Quickplay-Funktion übrigens gut funktioniert – sollte hingegen einen großen Bogen um Helldivers 2 machen.

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