Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs im Test - Zauberhaftes Anime-RPG

Die Fortsetzung des märchenhaften Japano-Rollenspiels lässt euch ein Königreich erschaffen und mixt dabei überzeugend mehrere Genres.

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Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs im Test für PS4. Ni No Kuni 2 - Schicksal eines Königreichs im Test für PS4.

Eine Wagenkolonne, die auf eine fiktive Großstadt zufährt, die irgendwie an New York erinnert. In einem der Autos sitzt Roland, das 48-jährige Staatsoberhaupt, dessen Siegel irgendwie an das des US-Präsidenten erinnert. Plötzlich huscht ein Schatten vorbei. Eine Rakete! Nur einen Wimpernschlag später explodiert sie über den Wolkenkratzern und reißt Millionen von Menschen in den Tod. Die Schockwelle trifft die Kolonne, Roland verliert das Bewusstsein.

Und plötzlich findet er sich im Schloss des kindlichen Königs Evan wieder, der wie eine Mischung aus Menschenkind und Löwenjunge aussieht. Was ist da gerade passiert? Der Präsident ist wieder jung, all seine Falten sind verschwunden. Doch wie ist er hierhergekommen? Ehe Roland dem ebenso verdutzten Evan Fragen stellen kann, tun sich neue Probleme auf: Der kleine König verliert just in diesem Moment durch einen Putsch sein Reich Katzbuckel an den gemeinen Rattenkanzler.

Märchen für Kinder und Erwachsene

Bereits die ersten Minuten wird klar: In Ni No Kuni 2 geht es um Krieg. Roland kommt aus einer Parallelwelt, die unserer ähnelt. Dort ist die gesamte Politik korrupt. Deshalb ist er auch nicht überrascht, als er von den Vorgängen in Evans Welt erfährt. Zwar gibt es hier keine Atomwaffen oder moderne Technik, doch auch mit Schwert und Magie beuten sich die Königreiche gegenseitig aus. Die Gier zerfrisst die eigentlich wundervolle Welt, deren Schönheit Roland sofort erkennt.

Als Evan sich nach der Flucht aus dem Palast dazu entscheidet, ein neues Königreich aufzubauen, schließt sich der Fremdling dem kleinen Jungen an. Bewegt durch den Verlust seiner Eltern verspricht der Löwenjunge ein Reich zu schaffen, in dem alle glücklich werden können. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Evan, Roland und etliche Gefährten darüber hinaus gegen eine unbekannte Macht ankämpfen müssen, um den Untergang aller Länder zu verhindern.

Die Charaktere und ihre Dynamik untereinander sind sehr liebenswert. Vor allem Roland (dritter von links) bringt als Person aus dem Ichi no Kuni (der regulären" Welt) laufend neue Impulse ins Abenteuer. Die Charaktere und ihre Dynamik untereinander sind sehr liebenswert. Vor allem Roland (dritter von links) bringt als Person aus dem Ichi no Kuni (der regulären" Welt) laufend neue Impulse ins Abenteuer.

Das sind düstere Themen, die aber im Spiel längst nicht so düster dargestellt werden. Auch wenn das JRPG im Vergleich zu seinem Vorgänger Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin erwachsener wirkt, hält es durch die beiden Protagonisten die Balance: Evan hat einen kindlichen Blick auf die Geschehnisse. Er ist neugierig, hat den Mut zu naiven Träumen, aber ist im gleichem Maß auch wankelmütig. Roland hingegen ist der Ruhepol. Als nachdenklicher Mentor gibt er dem kleinen König Ratschläge und vertritt im übertragenen Sinne die erwachsene Seite der Spieler. Als dritte Identifikationsfigur ist da noch Tani, eine impulsive Piratentochter. Wann immer die beiden Herren sich zu sehr in ihren Gefühlen oder Gedankengängen verlieren, kommt die freche Kleine mit einer frischen Idee um die Ecke. Da ihr jederzeit die Kontrolle über eines der Partymitglieder übernehmen könnt, bestimmt ihr auf diese Weise sozusagen auch eure eigene Hauptfigur.

Neben den Dreien stehen im Verlauf der Geschichte noch weitere Charaktere zur Auswahl. Ein paar der Protagonisten hätte ein wenig mehr Charakterentwicklung zwar nicht geschadet, doch insgesamt ist die Heldentruppe ungemein liebenswert. Vor allem ihre Dynamik untereinander sorgt für viele emotionale Momente, in denen der Humor nicht zu kurz kommt. Das funktioniert vor allem wegen der gelungenen Lokalisierung. Zwar sind genretypisch nicht alle Dialoge mit Sprachausgabe unterlegt, doch die deutschen Texte lesen sich sehr lebendig. Speziell der knuffige Begleiter Lemmi lässt einen lustigen Spruch nach dem anderen los.

Verbindung zum Vorgänger
Die Geschichte von Ni No Kuni 2 nimmt zwar Bezug auf den Vorgänger, Vorkenntnisse sind aber nicht nötig. Die Ereignisse des ersten Spiels liegen hunderte von Jahren zurück und gelten als legendäre Entstehungsgeschichte der Welt. In einer Rätselsequenz wird sie in einer abstrakten Version erneut erzählt, ohne jedoch konkret die Namen der damaligen Protagonisten zu nennen. Auf diese Weise baut das Spiel Referenzen für Fans des ersten Teils ein, ohne jedoch Neulinge zu überfordern. Die Handlung ist in sich geschlossen und benötigt die Querverweise nicht.

Gelungene Genremischung

Diese Leichtigkeit überträgt sich auf die Mechaniken des Spiels. Schwungvoll wechselt es zwischen klassischem JRPG, Echtzeitstrategie und Aufbausimulation.

Vorbei ist es mit dem passiven Kampfsystem des Vorgängers, jetzt wird gekloppt. Trotzdem steigt ab der ersten Spielhälfte der strategische Anspruch. Vorbei ist es mit dem passiven Kampfsystem des Vorgängers, jetzt wird gekloppt. Trotzdem steigt ab der ersten Spielhälfte der strategische Anspruch.

Aber der Reihe nach: Auf der an typische Japano-Rollenspiele im Stil von Chrono Trigger & Co. erinnernden Oberweltkarte werden Handlungsorte miteinander verbunden. Zu Beginn seid ihr noch zu Fuß unterwegs, doch später erhaltet ihr zur Fortbewegung auch ein Schiff für Wasserwege und einen Zeppelin für luftige Höhen. Sowohl die Charaktere als auch die Monster zeigen sich im niedlichen Super-Deformed-Stil mit übergroßen Köpfen. Feinde sind immer sichtbar, womit euch Zufallskämpfe nicht überrumpeln können. Jeder Kampf katapultiert die Party in eine 3D-Arena, wo Gefechte in Echtzeit ausgetragen werden. Begleitet von coolen Effekten hechten und schnetzeln sich die Helden durch Horden kreativ gestalteter Kreaturen. Dabei könnt ihr jederzeit zwischen den Figuren wechseln, um das Momentum des Kampfes aufrecht zu erhalten. Die clevere KI übernimmt in der Zeit die Kontrolle über die anderen Charaktere.

Nicht nur in der Oberwelt, sondern auch an den einzelnen Handlungsorten wie Höhlen, Wäldern oder Städten können Kämpfe ausgetragen werden. Dort haben die Charaktere ihre normalen Proportionen und Feinde lassen sich unmittelbar angreifen, ohne dass es euch in eine separate Arena verschlägt. In solchen Szenen erforscht ihr nicht nur Umgebungen, sondern löst auch kleinere Aufgaben, die die Handlung vorantreiben. Die meisten Quests werden über Gespräche mit NPCs gelöst, oft inklusive der obligatorischen Botengänge - die aber zum Glück dank Schnellreisefunktion mit großzügig verteilten Portalen nie langweilig werden.

Die zahlreichen Bosskämpfe zählen zu den besten Szenen im Spiel. Jongliert ihr nicht vernünftig mit Fähigkeiten und Ausrüstung, seid ihr geliefert. Die zahlreichen Bosskämpfe zählen zu den besten Szenen im Spiel. Jongliert ihr nicht vernünftig mit Fähigkeiten und Ausrüstung, seid ihr geliefert.

In den frühen Spielstunden wirken die Kämpfe ziemlich einfach. Simples Draufknüppeln hilft aber nur in den ersten Kapiteln. Auch wenn Ni No Kuni 2 niemals frustrierend hart wird, zieht der Schwierigkeitsgrad spätestens ab der Hälfte der Spielzeit spürbar an. Bis dahin solltet ihr die Anwendung der Spezialfähigkeiten verinnerlicht haben. Ihr nehmt gleich mehrere Hiebwaffen mit ins Gefecht, jede davon hat eine eigene Wuchtanzeige für Sonderattacken. Erfolgreiche Treffer laden die Anzeige auf, womit ihr zum Beispiel Rundumschläge ausführen könnt, um euch Raum zu verschaffen. Eine Alternative sind Schusswaffen wie Pistolen oder Bögen. Die sind zwar nicht besonders stark, können aber für Ablenkung sorgen und für einen etwas mächtigeren Schuss aufgeladen werden.

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