Roots of Pacha fordert den Stardew Valley-Vergleich als Farm Sim mit knuffiger Pixel-Optik natürlich heraus. Den großen Unterschied macht allerdings das Steinzeit-Setting. Das ist bei Roots of Pacha nämlich eben nicht nur eine leblose Kulisse, auf die ein altbekanntes Konzept draufgeklatscht wird.
Stattdessen sind Spielmechaniken und Story clever und liebevoll auf die alternative Szenerie angepasst. Genau das verleiht Roots of Pacha eine ganz eigene Identität, mit der es aus der Masse an Bauernhof-Spielen klar hervorsticht.
Verwendung des Wortes "Steinzeit"
Roots of Pacha bietet natürlich keine historisch akkurate Abbildung einer bestimmten Epoche oder Kultur (wie auch der Hinweis am Anfang des Spiels deutlich macht). Trotzdem sprechen wir zur Vereinfachung von "Steinzeit", auch wenn es sich um eine sehr freie Interpretation handelt.
Gemeinschaftlich zu neuen Zielen und Erfindungen
Dass Roots of Pacha sich das Grundgerüst von Fan-Liebling Stardew Valley und anderen Genre-Größen abgeguckt hat, ist nicht zu übersehen. Trotzdem bringt der Titel bereits in den ersten Spielminuten für Kenner*innen einige Überraschungen mit.
Wir starten unsere landwirtschaftliche Karriere nicht in einer einsamen heruntergekommenen Hütte, sondern sind erst mal bei unseren Adoptivgroßeltern einquartiert, bis wir eine eigene Bleibe in Auftrag geben können. So oder so leben wir aber direkt im Dorf und sind ständig von den Bewohnern umgeben.
Außerdem schuften wir auf unseren Feldern, im Stall und in der Höhle nicht allein für unseren eigenen Profit, sondern spenden in eine Gemeinschaftskasse, in die alle täglich "einzahlen". Geld existiert in Roots of Pacha nicht, der Wohlstand unseres Clans wird stattdessen in Beiträgen gemessen, was aber ganz ähnlich funktioniert: Jeder gespendete Gegenstand hat seinen Wert.
Technik
Wir haben Roots of Pacha sowohl auf dem PC als auch auf Steam Deck und der Switch gespielt und die Farm Sim macht auf allen Plattformen technisch einen sehr guten Eindruck. Die PC-Version läuft weitgehend sehr flüssig mit 120fps, bei der Switch Version müssen wir uns mit einer niedrigeren Framerate zufriedengeben, allerdings läuft das Spiel auch hier stabil.
Sobald der nächste Meilenstein erreicht ist, geht der Clan neue Projekte an, wie den Bau einer Sonnenuhr oder eines Kunstbereichs. Außerdem entwicklen unterschiedliche Mitglieder im Verlauf beispielsweise eine Technik, um auf Tieren zu reiten oder Käse herzustellen. Das Dorf und unsere Möglichkeiten wachsen dadurch ständig.
Weil wir dabei auf die Clan-Mitglieder angewiesen sind und uns nur schrittweise neue Projekte oder Ideen angekündigt werden, ist das ganze Spielgefühl etwas linearer als zum Beispiel in der aktuellen Alternative Coral Island.
Aber das hat auch zwei große Vorteile: Erstens wird die Steinzeitgeschichte stimmig transportiert, zweitens kommt viel stärker als in anderen Farm Sims das Gefühl eines Miteinanders auf. Beim Spielen verstehen wir sofort: Um in der Natur zu überleben, müssen die Bewohner zusammenhalten, aber sich auch mit der Umwelt arrangieren.
Roots of Pacha fühlt sich besonders wohlig an
Roots of Pacha ist in vielen Bereichen stark auf Harmonie und Rücksicht ausgelegt und fühlt sich damit einfach herzerwärmend an. So kaufen wir beispielsweise unsere Haus- und Nutztiere nicht einfach im Shop.
Stattdessen gewinnen wir ihr Vertrauen, indem wir in einem Minispiel Musik für sie machen, um sie schließlich zu uns einzuladen. Und ja, dazu gehören richtig niedliche Baby-Mammuts, Wölfe und Höhlenlöwen.
Daneben können wir nicht nur mit den Clan-Mitgliedern reden, sondern auch jederzeit mit ihnen tanzen, wenn wir sie gut genug kennen – und natürlich auch die obligatorischen Romanzen starten. Genretypisch können wir unsere Beziehungen mit Geschenken verbessern, schön und ungewöhnlich ist dagegen, dass wir auch regelmäßig Präsente von unseren Vertrauten bekommen.
Dass in Roots of Pacha im Einklang mit anderen Menschen und der Natur gelebt wird, heißt aber übrigens nicht, dass immer nur alles eitel Sonnenschein ist. Wir stoßen nämlich trotzdem auf Konflikte, Sorgen, Ängste oder Konkurrenzkämpfe, wenn wir die Clan-Mitglieder beziehungsweise andere Clans näher kennenlernen.
Gemütliche Einrichtung muss natürlich sein
Und keine Sorge: Dass alles so stark auf die Gemeinschaft ausgelegt ist, bedeutet nicht, dass der individuelle Gestaltungsfaktor zu kurz kommt; ganz im Gegenteil! Wir können uns richtig dabei austoben, unsere Hütte, den Außenbereich und wenn wir wollen, das ganze Dorf zu dekorieren.
Mit Kerzen, Teppichen, Pflanzen, Gemälden, Möbeln, Wegen und Zäunen haben wir vielfältige Möglichkeiten. Einen Kompromiss in Sachen "eigenes Vermögen" gibt es nämlich schon. Zwar wächst mit unseren Beiträgen in die Kasse wie bereits erklärt der Clan-Wohlstand, aber eben daneben auch unser eigener.
Was wird dabei verdienen, können wir in neue Werkzeuge (sobald diese erfunden sind), Bauprojekte oder auch lustige Hüte stecken; zum Beispiel den Katzen-Hut, bei dem wir wortwörtlich eine lebende Katze auf dem Kopf herumtragen, die immer wieder blinzelt.
Barrierefreiheit
Einen eigenen Barrierefreiheits-Reiter gibt es im Menü nicht, ein paar hilfreiche Einstellungsmöglichkeiten sind aber an anderer Stelle untergebracht, auch wenn Roots of Pacha in dem Bereich gerne mehr bieten dürfte. Unter anderem könnt ihr:
- Textsprache (u.a. Deutsch), Sprachausgabe gibt es nicht
- aus zwei möglichen Schriftarten wählen
- die Cursorgröße einstellen
- die Dauer des In Game-Tages verändern
- Gehen oder Rennen als Standard-Bewegungsart wählen
Und der typische Farm-Gameplay-Loop?
Das Kern-Gameplay funktioniert ganz ähnlich und genauso motivierend wie in Stardew Valley und Co., bringt aber ebenfalls Besonderheiten mit. Wir können unsere Felder allein oder im Koop mit Freund*innen bestellen. Aber wir müssen beispielsweise keine Samen kaufen, sondern können sie in der Wildnis sammeln, um sie dann auf unserem Acker auszusäen.
Auch um den Nebenjob als Minenarbeiter*in kommen wir in Roots of Pacha nicht herum. In der Höhle, die wir dafür erkunden, hüpfen wir nicht Ebene für Ebene weiter nach unten, sondern bekommen es mit labyrinthischen Gängen und Räumen zu tun.
Wie aus anderen Spielen dieser Art gewohnt müssen wir Steine klopfen, um neue Bereiche freizulegen, aber daneben gibt es dunkle Zonen, in denen wir erst mal Fackeln anzünden müssen, und auch solche, die wir erst erreichen können, nachdem wir durch mystische Sammel- und Rätselprüfungen Verwandlungen freigeschaltet haben.
Meckern können wir nur auf sehr hohem Niveau: Das Inventar-Management ist für Genre-Fans etwas gewöhnungsbedürftig. Statt alles im Rucksack zu tragen, gibt es zusätzlich einen Samenbeutel und ein Werkzeugrad, auf das wir uns die Gegenstände erst mal legen müssen. Zudem kommen wir erst vergleichsweise spät im Spiel an ein automatisches Bewässerungssystem und müssen lange Zeit selbst gießen.
Insgesamt ist Roots of Pacha aber ein sehr rundes und eigenständiges Spielerlebnis. Ob in der Höhle, bei Festen, in kleinen Zwischensequenzen mit den Charakteren oder in Gebieten, die wir nach und nach freischalten: Die Farm Sim hat uns immer wieder überrascht und begeistert.
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