Die Xbox Series S geisterte monatelang als "Xbox Lockhart" durch die Gerüchteküche, bevor sie schließlich Anfang September offiziell von Microsoft angekündigt wurde: Wie ihre große Schwester Xbox Series X gehört sie zur Riege der Next Gen-Konsolen, hat aber im Vergleich wesentlich schwächere APUs verbaut und kommt in einem deutlich kompakteren Gehäuse ohne Laufwerk zu einem ziemlich attraktiven Preis daher. Was die Series S kann - und was nicht - haben wir in den letzten Wochen herausgefunden.
Ich konnte die Xbox Series S in den vergangenen zwei Wochen ausführlich ausprobieren, nachfolgend findet ihr meine Test-Eindrücke und Meinung zur Konsole. Wie beim Xbox Series X-Test gibt es eine separate Hardware-Einschätzung von Kollege Chris Werian auf der zweiten Seite dieses Artikels.
Hinweis: Viele Elemente wie das Dashboard oder der Controller sind mit denen der Xbox Series X identisch. Bei den jeweiligen Abschnitten verlinke ich die entsprechenden Info-Artikel.
Xbox Series X und S im Vergleich: Sämtliche Unterschiede von Microsofts Next Gen-Konsolen haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst:
Inhalt
- Optik, Anmutung und Haptik
- Controller
- Setup und Dashboard
- Knackpunkt Speicher
- Spiele-Performance
- Fazit Tobi
- Hardware
- Stromverbrauch
- Tempo der internen NVME-SSD
- Sound
- Fazit Chris
Optik, Anmutung und Haptik
Optisch unterscheidet sich die Xbox Series S deutlich von ihrer großen Schwester. Das hauptsächlich in weiß gehaltene Gehäuse mit dem dunkel abgesetzten Lüftungsgitter ist wesentlich kompakter als das der Series X, insbesondere in der Höhe (6,4 cm vs. 15,1 cm) und beim Gewicht ( ca. 2 kg vs. ca. 4,5 kg) sind die Unterschiede gravierend, entsprechend kommt die Xbox Series S auch in einem kleineren Karton.
Lieferumfang der Xbox Series S
- Konsole
- Controller samt Batterien
- Stromkabel
- HDMI-Kabel (HDMI 2.0)
- Kurzanleitung, Garantiehinweise etc.
Durch die kompakten Abmessungen, die sogar noch kleiner sind als die einer Xbox One X, lässt sich die Konsole bequem in nahezu jedem Regal platzieren, ähnlich wie bei der Series X ist sowohl eine vertikale als auch horizontale Platzierung möglich, letztere hat mir persönlich während der Testphase etwas besser gefallen.
Die Series S funktioniert aber in beiden Ausrichtungen identisch gut und ähnlich wie beim X-Modell habe ich auch hier an der Verarbeitung der Konsole wenig zu kritteln. Im Gegenteil, die Anordnung der Anschlüsse auf der Rückseite (in einer Reihe statt teilweise übereinander) hat sich für mich sogar als praktischer erwiesen als bei der großen Schwester, und auf der matten Gehäuseoberfläche fallen Fingerabdrücke überhaupt nicht auf.
Kombiniert mit dem geringeren Gewicht macht das die Series S dann auch zu einer deutlich attraktiveren "mal-eben-durch-die-Gegend-tragen"-Kandidatin.
Lautstärke und Temperatur
Microsoft hat in diesem Bereich ganze Arbeit geleistet. Die Xbox Series S säuselt in nahezu jeder Situation sehr ruhig vor sich und ist nur zu hören, wenn man nahe mit dem Ohr an das Gehäuse herangeht. Bei der Series S fällt zudem das Laufwerk als potenzielle Geräuschquelle weg.
Die abgegebene Luft über der schwarzen Lüftungsöffnung wird mit längerer Betriebsdauer fühlbar warm, abgesehen davon wird die Konsole aber auch bei leistungshungrigeren Spielen wie Red Dead Redemption 2 im Betrieb nicht übermäßig heiß.
Controller
Das Gamepad, das der Xbox Series S beiliegt, ist bis auf die Farbe ("Robot White") sowohl ergonomisch als auch funktionstechnisch identisch zum Xbox Series X-Gamepad.
Darüber hinaus lässt sich sämtliches Zubehör der Xbox One-Generation problemlos mit und an der Xbox Series S benutzen, unter anderem Controller, Headsets oder Lenkräder, unabhängig ob drahtlos oder per USB-Anschluss.
Ähnlich wie die Xbox Series X erweist sich auch das S-Modell diesbezüglich als sehr kompatibel. Eine Einschränkung gibt es aber doch: Die Xbox Series S hat keinen optischen Audioausgang mehr, bestimmte Headsets bzw. deren Decoder funktionieren also nur noch über Umwege.
Setup und Dashboard
Die Einrichtung der Konsole geht sehr fix, auch weil sich dafür optional die neue Xbox-App nutzen lässt. Während die Konsole die notwendigen Updates installiert, lassen sich bereits diverse Einstellungen treffen und Accounts anlegen. Aber auch ohne Smartphone-Hilfe ist das Setup in kurzer Zeit fertig und man kann direkt im Dashboard loslegen.
Im Dashboard selbst lassen sich wie bei der Series X dynamische Hintergründe einstellen, davon abgesehen fehlen aber bestimmte Settings in den Bild- und Tonoptionen. Da die Konsole kein natives 4K schafft, fehlt hier eine entsprechende Ausgabe-Option, native Möglichkeiten sind 1440p, 1080p und 720p, ein anwählbares Häkchen für eine 120hz-Darstellung ist ebenfalls zu finden.
Geschwindigkeit und Performance: Hier unterscheidet sich mein Testeindruck nicht sonderlich von der Xbox Series X, auch bei der Series S wird das Thema Schnelligkeit groß geschrieben. Das geht beim flotten Boot-Up der Konsole los und zieht sich über das responsive Dashboard bis hin zu den sehr schnellen Ladezeiten, die teilweise sogar noch schneller sind als die der Series X, weil keine 4K-Texturen geladen werden müssen.
Da auch sämtliche weiteren Komfort-Features wie Quick Resume (das Wechseln zwischen mehreren Spiele) enthalten sind, ist die Xbox Series S also "gefühlt" definitiv eine Next Gen-Konsole. Die Einschränkungen und Kompromisse gegenüber der Xbox Series X kommen dagegen in anderen Bereichen...
Knackpunkt Speicher
Denn die die interne SSD hat zwar auf dem Papier 512 GB, zur Verfügung stehen davon aber lediglich mickrige 364 GB (zum Vergleich: auf der Xbox Series X sind es 802 GB). Dank der aktuellen Spiele-Speichergrößen dürften selbst alle, die regelmäßig Spiele löschen, bei diesem überschaubaren Speicherangebot schnell an die Grenzen geraten. Meine SSD war mit den Spielen, die ich auch auf der Series X installiert hatte, jedenfalls ruckzuck voll.
Nicht falsch verstehen: Dank Unterstützung von USB 3.0.-Festplatten und externen SSDs ist es natürlich möglich, den Speicherplatz zu erweitern, was mit meiner 2 TB-Festplatte auch problemlos klappte. Bei der Series S dürfte diese Erweiterung allerdings schneller notwendig sein, als es einem lieb ist. Und wer dann in die speziell für die Series X/S entwickelte und für das Abspielen von Xbox Series S-optimierten Spielen notwendige Storage Expansion investiert, muss noch einmal fast so viel Geld in die Hand nehmen wie für die Konsole selbst. Mehr zu den Speichererweiterungsmöglichkeiten lest ihr übrigens hier:
Spiele-Performance
Direkt vorab: Auch die Xbox Series S bietet eine umfangreiche Abwärtskompatibilität, die sich über alle bisherigen Xbox-Generationen erstreckt. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: Da die Xbox Series S kein Laufwerk hat, fallen disc-basierte Spiele komplett weg. Wer also noch Xbox 360-Scheiben im Keller hat und diese mit der Series S nutzen will, schaut in die Röhre, ihr seid hier vollständig auf eure Digitalbibliothek angewiesen.
Nichtsdestotrotz liefen alle von mir bislang getesteten und kompatiblen Digital-Spiele auch auf der Series S ohne Probleme. Bei Red Dead Redemption 2 genoss ich beispielsweise ebenso die kurzen Ladezeiten und anderen Optimierungen wie die stabilere Framerate, dazu kommen andere automatische Verbesserungen wie Auto-HDR.
Im Detail zeigen sich aber doch teils deutliche Unterschiede. So ist selbst für nicht geschulte Augen sichtbar, dass die Konsole Xbox One-Titel in der S-Version und nicht der optimierten X-Variante abspielt. Bei Doom Eternal beispielsweise fiel mir sofort der verwaschenere Bildeindruck auf, alles wirkte etwas softer als auf der Xbox Series X. Das konnte ich auch in weiteren Spielen beobachten, was den grafischen Eindruck zwar schmälerte, auf die eigentliche Performance aber keine Auswirkungen hatte.
Für das System optimierte Spiele wie etwa Gears 5 erstrahlen dagegen in voller Pracht und zeigen deutlich, was die Series S auf ihrem kleinen Kasten hat. Hier muss man dann im Vergleich zur großen X-Schwester hier und da aber mit weniger Grafikoptionen und teils drastisch heruntergefahrenen Auflösungen leben.
Fazit
Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Durch die Informationsfülle zur Xbox Series X war ich auf das S-Modell fast gespannter als auf ihre große Schwester. Und nach meinen ausgiebigen Testrunden mit dem Gerät bin ich hin- und hergerissen. Denn einerseits liefert die Xbox Series S insbesondere in Sachen Schnelligkeit und Komfort dasselbe Erlebnis, das ich auf der Series X zu schätzen gelernt habe und verpackt das alles auch in ein äußerst kompaktes Gehäuse. Dazu der attraktive Preis von knapp 300 Euro.
Also müsste doch alles in Butter sein, oder? Nicht ganz. Denn zum einen ist die schmale Speichergröße nahezu alarmierend und dürfte eine Speichererweiterung selbst für Wenig-Nutzer in überschaubarer Zeit zur absoluten Pflicht machen. Klar lassen sich Spiele auch löschen, dadurch geht aber auch ein gewisser Komfort verloren, den das System an anderen Punkten bietet.
Und zum anderen sollte allen Käufern der S bewusst sein, dass sie hier auch technisch eine beschnittene Konsole bekommen. Bei optimierten Spielen sieht man das nicht so sehr - was beeindruckend ist - bei anderen, etwa im Game Pass enthaltenen, Spielen ist der Qualitätsunterschied aber deutlich sichtbar.
Für wen ist die Xbox Series S also eine Empfehlung wert? Meiner Meinung nach hauptsächlich für all diejenigen, die in die nächste Konsolengeneration reinschnuppern möchten und keinerlei Interesse an Discs haben. Auch als Zweit- oder Familienkonsole, die nur für den Game Pass genutzt wird, könnte ich mir die Verwendung vorstellen. Hier sei aber erneut auf den geringen Speicherplatz verwiesen. Alle anderen sollten die Kompromisse der Xbox Series S gut abwägen - und im Zweifel direkt zur Xbox Series X greifen.
Die Hardware-Einschätzungen von Chris lest ihr auf Seite 2
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