Bungie geht gegen toxisches Arbeitsklima vor, aber es ist noch ein langer Weg

IGN hat mit Bungie-Mitarbeitenden gesprochen und zeichnet auf, welche Probleme im Unternehmen vorherrschten, wie dagegen vorgegangen wird und dass dabei das Ziel noch lange nicht erreicht ist.

Auch Bungie kämpft mit toxischer Arbeitskultur. Auch Bungie kämpft mit toxischer Arbeitskultur.

IGN hat mit 26 aktuellen und ehemaligen Bungie-Angestellten darüber gesprochen, wie sich die Arbeitskultur im Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt hat. Der daraus resultierende Artikel zeigt auf, mit welchen Problemen Mitarbeitende zu kämpfen hatten und haben. Dazu gehört in vielen Bereichen ein toxisches Arbeitsklima, geprägt beispielsweise von Crunch, Diskriminierung und Machtmissbrauch. Inzwischen geht das Unternehmen die Probleme an, aber bis zum wirklich positiven Arbeitsklima ist es laut den getroffenen Aussagen noch ein weiter Weg.

Toxische Arbeitskultur

Darum geht es: In den letzten Monaten haben sich die Berichte über schwierige bis hin zu untragbaren Arbeitsbedingungen bei verschiedenen Unternehmen aus der Spielebranche gehäuft. Probleme wie Seximus, Rassismus, Machtmissbrauch und Crunch scheinen tief in der Arbeitskultur verankert zu sein. Auch Destiny-Entwickler Bungie ist da, wie Berichte zeigen, keine Ausnahme.

IGN hat mit 26 aktuellen und ehemaligen Angestellten gesprochen und zeichnet in einem ausführlichen Artikel ein äußert komplexes Bild vom Arbeitsalltag im Unternehmen. Probleme werden angegangen, aber laut den getroffenen Aussagen ist dies ein langwieriger Prozess.

Um diese Probleme geht es

Ein besonders toxisches Arbeitsklima herrschte wohl im Team, das für die Story von Destiny 1 und Destiny 2 verantwortlich war, aber auch in den meisten anderen Bereichen scheint es ähnliche Probleme gegeben zu haben – oder noch zu geben. Folgende Situationen wurden beschrieben:

Führungsstil: IGN beschreibt beispielhaft, wie rücksichtslos mehrere Vorgesetzte wohl mit ihren Angestellten umgegangen sind. Bei einer Person sei es regelmäßig zu unkontrollierten Wutausbrüchen gekommen, bis hin dazu, dass ein Stuhl in ein Fenster geworfen wurde. Frauen seien systematisch "überhört" worden und ihren Qualifikationen und Positionen unangemessene Aufgaben zugeteilt worden.

In einem Fall seien Bungie-Autorinnen auf Reddit massiv angegriffen und sogar bedroht worden und anstatt sich hinter sie zu stellen, sei dies von einer Führungskraft gegen sie verwendet worden.

Rockstar-Kultur: Es habe eine "Rockstar"-Kultur im Unternehmen gegeben, bei der charismatische beliebte Männer in hohen Positionen mit ihrem Fehlverhalten – wie den genannten Wutausbrüchen, Trunkenheit bei der Arbeit oder wiederholten rassistischen und sexistischen Aussagen – lange Zeit davongekommen seien. Und das, obwohl so etwas laut den Firmengrundsätzen eigentlich nicht toleriert werden sollte. Entlassungen seien erst viel zu spät erfolgt und meist "leise", ohne die Probleme dabei zu thematisieren.

Unterdrückung von Diversität: Sowohl am Arbeitsplatz als auch im Story-Schreiben habe sich Bungie mit Diversität äußerst schwergetan. So sei beispielsweise Devrims queere Beziehung anfänglich gestrichen worden. Bei der Änderung in seinem Dialog, die seinen Partner nur noch als "Marc" bezeichnet, ohne Kontext zu einer Beziehung zu geben, sei unpassenderweise von einem "Bugfix" gesprochen worden. Auch Trans-Personen seien im Unternehmen diskriminiert worden.

Crunch: Ein weiteres großes Problem scheinen massive Überstunden mit bis zu 100-Stunden-Wochen gewesen zu sein. Dabei seien auch kranke Mitarbeitende zur Arbeit erschienen. In einem Fall wohl eine Person, der es so schlecht ging, dass jemand anderes das Tippen für sie übernehmen musste.

Ein langer Weg

Die geschilderte Situation beschreibt hauptsächlich die letzten sieben Jahre, also die Ära von Destiny 1 und 2. Seit etwa drei Jahren hat Bungie Maßnahmen ergriffen, die diesen Problemen entgegenwirken sollen: Gegen toxische Führungskräfte werde verstärkt vorgegangen und es gibt verschiedene Support-Gruppen, beispielsweise für Frauen und People of Color. Ein neues Arbeitszeitenmodell soll außerdem Crunch reduzieren. Außerdem gesteht CEO Pete Parsons in einem Statement die Fehler ein.

Sind also alle Probleme gelöst? Nein. Das zeigen die Äußerungen, die gegenüber IGN getroffen wurden, deutlich. Das Magazin formuliert es folgendermaßen:

Bei unseren Quellen gibt es das Gefühl, dass Bungie auf dem Weg zu einem wirklich sicheren, inklusiven Arbeitsplatz ist, aber dass es bis dorthin immer noch ein langer Weg ist.

Auch Parsons erkennt an:

Ich bin stolz auf die Fortschritte, die wir gemacht haben, aber das ist noch nicht genug und hat zu lange gedauert. Zudem räumt es nicht die schlechten Erfahrungen aus, die Menschen in unserem Studio gemacht haben.

Ein Problem, bei dem Prozess, den Bungie gerade durchläuft, ist laut den Erkenntnissen von IGN außerdem, dass viele Personen gerne Veränderungen anstreben möchten, aber noch nicht den richtigen Weg dafür gefunden haben. Außerdem bleibe Aufklärungsarbeit oft bei Minderheiten hängen. Eine Quelle sagt dazu:

Die Leute wollen lernen, aber wäre es nicht schön, irgendwo zu sein, wo jeder schon [über Themen wie Diversität und Respekt] Bescheid weiß?

Aktuelles Fazit

Wie bewerten Angestellte und ehemalige Angestellte die Veränderungen? Auf diese Frage gibt es keine einheitliche Antwort. Während einige befragte Personen die Neuerungen begrüßen und davon sprechen, dass sich viel verändert habe, fühlen sich einige andere zurückgelassen.

Letztendlich lässt sich zusammenfassen, dass es richtig und wichtig ist, die Fehler der Vergangenheit anzuerkennen und anzugehen, hier aber noch viel Arbeit auf Bungie wartet – und nicht nur auf Bungie, sondern auf die gesamte Branche.

Wir alle lieben Videospiele und viele, die an ihnen arbeiten, brennen für sie. Also können wir nur hoffen, dass die aktuelle Aufmerksamkeit dafür sorgt, dass Spiele künftig auch unter gesunden Arbeitsbedingungen produziert werden und in der Zukunft nicht mehr so viele dunkle Schatten über vielen unserer Lieblingstitel liegen.

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