Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies im Test - Der Gerichtswahnsinn ist zurück

Der neueste Teil der Anime-Gerichtsshow Ace Attorney wird nur als englischer Download im 3DS-eShop angeboten. Wir verhandeln im Test, ob die Anwaltsserie trotzdem wieder Spaß macht.

Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies - Launch-Trailer: Die Verhandlung ist eröffnet Video starten 3:32 Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies - Launch-Trailer: Die Verhandlung ist eröffnet

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Meine Damen und Herren, ich bitte um Ruhe im Gerichtssaal. Erheben Sie sich für das »ehrwürdige« GamePro-Gericht. Wir verhandeln heute den Fall Phoenix Wright: Ace Attorney – Dual Destinies. Das Anwalts-Adventure für den Nintendo 3DS steht im dringenden Verdacht, schon wieder dieselbe Gerichts-Seifenoper auf den Handheld zu bringen, wie wir sie aus den vier Vorgängern kennen. Die überdrehten Wortgefechte im Anime-Gerichtssaal und die forensische Kombinationsarbeit des Spielers haben wir laut Staatsanwalt zig-fach in der Serie gesehen.

Deshalb wollen wir heute die Frage erörtern: Hat sich die Ace Attorney-Serie zum Tatzeitpunkt 24. Oktober 2013 totgelaufen? Wird das langjährige Advokatentheater als Downloadtitel zu Grabe getragen, der zudem nur in der englischen Version in den eShop kommt? Ich bitte um das Eröffnungsplädoyer der Verteidigung.

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Gewohnte Gerichtsshow

Verteidigung: »Danke euer Ehren. Aus meiner Sicht sind diese Anklagepunkte natürlich vollkommener Quatsch. Dual Destinies ist schlicht und einfach das geworden, was Fans der Adventure-Serie erwarten, nämlich ein interaktives Justizdrama um Staranwalt Phoenix Wright, das die Serie nach dem Teil Apollo Justice aus dem Jahr 2008 weiterspinnt. Phoenix ist nach einer Zwangspause zurück im Gerichtssaal und löst gemeinsam mit seinem bekannten Kollegen Apollo Justice und Neuzugang Athena Cykes fünf Fälle in knapp 25 Stunden Spielzeit (kommt drauf an, wie schnell der Spieler die Dialoge weiterdrückt).

Wie gewohnt hat das ungewöhnliche Adventure mit trockener Jura wenig am Hut, vielmehr lassen die außergewöhnlichen Fälle jeden Holt und jede Salesch wie öde Kindergarten-Unterhaltung aussehen (wobei wir natürlich nicht anzweifeln wollen, dass sie letztendlich sowieso genau das sind). Zuerst werden an Tatorten von Mord und Totschlag Zeugen verhört und nach Beweisen gesucht, dann betreten wir mit Beweisen gerüstet den Gerichtssaal.

Phoenix, Apollo und Athena (alle drei sind spielbar, der Fokus liegt aber auf Athena) nehmen dann in der Verhandlung die Aussagen von Zeugen auseinander und klatschen bei Bedarf den Lügenbolden vernichtende Beweise in die Visage – natürlich mit einem serientypisch markigen »Objection!« (darf man nun auch selbst ins Mikrofon brüllen).

Junganwalt Apollo Justice ist nach seinem Spinoff auch in Dual Destinies spielbar. Junganwalt Apollo Justice ist nach seinem Spinoff auch in Dual Destinies spielbar.

Dual Destinies verfeinert dieses Spielprinzip an allen Ecken und Enden. Das Durchsuchen der Tatorte ist nun viel einfacher, da wir nicht mehr pixelgenau Objekte anklicken, sondern vorgegeben bekommen, welche Beweise wir antippen müssen. Im Gerichtssaal kehren die Fähigkeiten von Phoenix und Apollo zurück, also beispielsweise Psycho-Blockaden des Zeugen mit den richtigen Beweismitteln zu entfernen. Neu ist Athenas Fähigkeit, Emotionen zu lesen. Ist ein Delinquent beispielsweise bei einer Aussage unpassend freudig erregt, können wir das sogleich anmerken und den Zeugen deswegen in die Mangel nehmen.

Das Beste dabei: Nie sah Ace Attorney besser aus als auf dem 3DS. Die schicken Charaktere behalten auch in 3D ihren Manga-Charme, die Schauplätze sind dank kleiner Details wie Papierlaternen, die im Wind schwingen, bedeutend detaillierter, und die vertonten Zwischensequenzen könnten von der Qualität her direkt aus einem Anime stammen. Genauso steht’s mit der Musik! Hach, das könnte locker ein Film-Soundtrack sein…«

Ist das noch ein Spiel?

Staatsanwalt: »Jetzt reicht’s aber! EINSPRUCH! Dieses arschkriecherische Gesabbel ist ja nicht zum Aushalten. Bessere Grafik hin, tolle Musik her – Dual Destinies hat in Wahrheit nur einen kosmetischen Sprung nach vorne gemacht. Das wurde nie so deutlich, wie mit dem aktuellen Teil. Da wäre zum Beispiel die angesprochene Beweissuche. Da hakt man jetzt nur mehr eine anspruchslose To-Do-Liste ab, bis man alle nötigen Beweise hat und weiterkomplimentiert wird. So bleibt die Serie auch mit Dual Destinies was sie ist: nämlich kein Spiel! Dual Destinies ist schlicht ein interaktiver Anime. Wer von einem Spiel also mehr erwartet, als im Sekundentakt Dialogboxen weiter zu drücken, sollte im Nachhinein nicht enttäuscht sein – er wurde hiermit gewarnt! Selbst die paar interaktiven Spielelemente, über die wir stolpern, sind eine recht anspruchslose Farce.

Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies - Debüt-Trailer zum Anwalts-Adventure Video starten 2:06 Phoenix Wright: Ace Attorney - Dual Destinies - Debüt-Trailer zum Anwalts-Adventure

Es ist meist offensichtlich, welches Beweisstück wir zücken oder welche Antwort wir in den Multiple-Choice-Fragen auswählen müssen. Andernfalls probieren wir es einfach mit Trial & Error. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass wir uns vom »Spiel« bevormunden lassen müssen. Oft liegt die Lösung eines Falles recht früh auf der Hand und wir müssen uns trotzdem an selbiger durch die Verhandlung führen lassen. Das macht einen direkt wütend: Da hat man ein Beweisstück, das den Fall sofort in Stücke blasen würde, und man darf es nicht verwenden, weil sich Dual Destinies lieber ausladend mit irgendeinem Nebenschauplatz beschäftigt…«

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