Bastion im Test - Schwertschwinger und Märchenonkel

Am XBLA Marktplatz ertönt der Startschuss für den Summer of Arcade. Bastion verblüfft mit einer Erzählweise abseits der üblichen ausgetretenen Genrepfade.

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Düsterer Grundton: Die Katastrophe hat alle Bewohner des Landes in Statuen verwandelt. Düsterer Grundton: Die Katastrophe hat alle Bewohner des Landes in Statuen verwandelt.

Ihr habt gerade den Link auf der Startseite angeklickt, weil ihr wissen wollt, was Bastion, das erste Spiel des diesjährigen Summer of Arcade so drauf hat. Ob das Action-RPG wohl was für euch ist? Ihr seht kurz zu den Screenshots am rechten Rand, klickt eines der Bilder an und bemerkt die detaillierte Optik. Ihr denkt: »Hübsch! Sieht jedoch aus wie ein Browser-MMORPG!« Aber ihr lasst euch vom ersten Eindruck nicht beirren und beginnt jetzt, den eigentlichen Test zu lesen. Warum diese Einleitung? Weil auch in Bastion eine Erzählstimme die eigentliche Hauptrolle spielt und alles kommentiert was man sieht oder tut. Im Kino ist sowas eher nervig, in Bastion aber ist der Erzähler ein geschickter Designkniff, der einen so richtig in das Spiel zieht. Aber davon später mehr, alles schön der Reihe nach.

Die Bastion wächst im Laufe des Spiels um weitere Gebäude. Die Bastion wächst im Laufe des Spiels um weitere Gebäude.

Am Anfang steht der Untergang der Welt. Während der Held von Bastion (im Spiel einfach »The Kid« genannt) schläft, geht um ihn rum alles vor die Hunde. Naja, eigentlich nur fast alles, denn die letzte Zufluchtsstätte für den Bengel ist die namensgebende Bastion, eine schwebende Insel. Das Problem: Die Bastion ist noch nicht fertig gebaut, ihre Einzelteile sind über die zerstörte Welt verstreut. Also macht man sich auf die Suche und erlebt den ersten von vielen hübschen Kniffen des Spiels. Mit jedem Schritt des Kinds setzt sich die zerbröselte Welt aus lauter Einzelteilen wieder zusammen und formt Pfade, Brücken, Straßen und Treppen. Dort hausen aber auch feindselige Wesen. Deshalb schleppt der Racker bis zu zwei Waffen mit sich sowie eine Spezialtechnik (etwa eine besonders starke Attacke oder ein Beschwörungszauber). Waffen wie Hämmer, Schwerter, Bögen oder Flinten kann man mit zwei Verbesserungen aufwerten oder in eigenen Herausforderungen mit Techniken verfeinern. Dabei geht es manchmal darum Gegner in einer bestimmten Reihenfolge umzulegen, manchmal geht es aber auch einfach um schnelles Knöpfchendrücken. Zu guter Letzt hat »The Kid« auch Tränke im Gepäck, die beispielsweise seine Grundwerte pushen oder einen größeren Rucksack spendieren. Kurz: Im Laufe des Spiels baut man seine Ausrüstung immer wieder je nach Situation um. Das macht man in der Bastion, die man immer weiter aufbaut und mit neuen Gebäuden aufstockt.

Eingekreist! Jetzt hilft eine rettende Spezialattacke oder eine Ausweichrolle. Eingekreist! Jetzt hilft eine rettende Spezialattacke oder eine Ausweichrolle.

Das ganze Equipment hat man dringend nötig, denn die Levels von Bastion könnten kaum abwechslungsreicher sein. Einmal ist man in einem kleinen Boot und wird von Feinden eingekreist, dann wieder hetzt man durch einstürzende Bauten mit einem Schwarm an Flugmonstern am Rockzipfel. Eines haben alle Herausforderungen gemeinsam: Sie sind ebenso flott wie clever inszeniert. Aber egal was man gerade macht, der oben erwähnte Erzähler hat für alles einen Spruch auf Lager. Zu jedem Ort den man besucht, zu jedem Ausrüstungsgegenstand und zu jedem Feind fällt bekommt man eine Geschichte erzählt. Genial: So wird man nicht aus der Action herausgerissen und kriegt trotzdem spannende Einzelheiten vermittelt und wird auf eine angenehme Art und Weise dazu gezwungen, sich in die Welt von Bastion einzufühlen und diese auch anders wahrzunehmen, als anfänglich gedacht. Ein Beispiel: Gerade schnetzeln wir uns durch eine Feindesmeute, als der Erzähler meint, die Kreaturen seien Menschen gar nicht so unähnlich und wollen eigentlich nur eine Heimat und was zu essen. Schluck! Schon hat man ein schlechtes Gewissen. Oder wenn man einfach wild die Umgebung zerklopft meint die Stimme lakonisch: »Das Kind hat zu viel Energie.« Zwar sind die Kommentare nicht zu hundert Prozent passend, doch an einigen Stellen setzen die Entwickler den Erzähler so überraschend ein, dass man die kleinen Schnitzer gern verzeiht. Oder einfach gesagt: Ohne den Kommentator wäre Bastion ein hübsches aber durchschnittliches Action-RPG, mit ihm hat es eine unwiderstehliche emotionale Ebene verpasst bekommen.

Wie ein Aquarell: Die hübsche Welt von Bastion strotzt nur so vor kleinen Details. Wie ein Aquarell: Die hübsche Welt von Bastion strotzt nur so vor kleinen Details.

Der Erzähler passt zum Setting, denn Bastion ist ein tolles Märchen, anfangs noch sehr farbenfroh, aber im Spielverlauf immer düsterer und melancholischer. Das kleine Wohnzimmer-Team von Supergiant Games (ein zugegeben sehr selbstbewusster Name) hat ein von vorne bis hinten ein gutes Game gebaut, angefangen bei der grandiosen Grafik, über den stimmungsvollen Soundtrack bis hin zum Spielfluss, der viele Zocker an Klassiker wie Secret of Mana erinnern wird. Bastion ist gut, aber nicht perfekt. Die suboptimale Zielerfassung ist manchmal frustrierend, oft purzelt man versehentlich über die Kante der schwebenden Inseln und verliert wertvolle Lebensenergie und die Landschaft verdeckt manchmal die Spielfigur. Nichtsdestotrotz ist Bastion ein toller Start in den Summer of Arcade.

Bastion

Preis:

ca. 15 Euro (1200 Punkte)

Spieler:

einer

HD optimiert:

ja

Speicherplatz:

558,46 MB

Entwickler:

Supergiant Games

Hersteller:

Warner Bros.

USK:

ab 12 Jahren

Wertung:

89 %

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