Seite 2: Conan Exiles - Was steckt hinter dem Hype um das Barbaren-MMO?

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Blut, Brüste & Bugs

Die ersten 15 Minuten auf einem neuen Conan Exiles-Server gehörten für mich jedes Mal aufs Neue zu den bizarrsten Erlebnissen, die ich seit Langem in einem Online-Spiel erlebt habe.

Alle Spieler starten mitten in der Wüste, umgeben von einigen Ruinen, Geröll, Gräsern und einem zerklüfteten Weg. Eine Stimme aus dem Off drängt uns dazu, der stark beschädigten Straße zu folgen um zu einer großen Oase zu gelangen, in der es vor Ressourcen und Mitspielern nur so wimmelt. Hier beginnt das eigentliche Spiel, in dem wir Häuser und Altäre für Menschenopfer errichten oder jagen können.

Die Oase ist das erste große Ziel unserer Reise. Die Oase ist das erste große Ziel unserer Reise.

Dieser Spielaufbau verfolgt den Hintergedanken, dass Neuankömmlinge zunächst einmal abseits der Oase und möglichst ungestört Ressourcen sammeln und im Level aufsteigen können, um Rezepte freizuschalten und sich erste Werkzeuge zu basteln. Das hat allerdings auch den verstörenden Nebeneffekt, dass auf den größeren Servern in diesen Randbezirken immer wieder etliche bewusstlose Avatare von Usern herumliegen, die nach der minutenlangen Ladepause den Spielbeginn nicht mitbekommen haben oder dank eines Bugs wieder vom Server geschleudert wurden - allerdings ohne ihr virtuelles Ich.

Zwischen diesen Körpern rennen unterdessen nackte Männer mit Riesenschlongs und dickbrüstige Frauen umher, die auf den Knien jeden Zentimeter der herumliegenden Körper betrachten. Und da die Sprung-Animation noch fehlerhaft ist, schweben dazwischen hin und wieder erstarrte Menschenleiber, die mit leerem Blick der Straße folgen.

Zwei nackte Frauen greifen mich an, während eine der beiden mit einer Männerstimme "You have headset?" im Voice Chat brüllt. Survival-Alltag eben. Zwei nackte Frauen greifen mich an, während eine der beiden mit einer Männerstimme "You have headset?" im Voice Chat brüllt. Survival-Alltag eben.

Diese ersten Spielminuten fühlen sich wie eine Reifeprüfung an: Wer zwischen dem Chaos der nackten Menschenleiber die Konzentration und Motivation findet, mehrere Dutzend Gräser zu ernten und Stöcke zu sammeln, um sich eine Hose zu basteln, der ist bereit für das eigentliche Spiel in der Oase. Hier werden die Stärken aber gleichzeitig auch die vielen Schwächen von Conan Exiles schließlich am deutlichsten sichtbar.

Ein Paradies für Patches

In seinem aktuellen Zustand bietet Conan Exiles ein solides Grundgerüst, das aber an allen Ecken und Enden noch des Feintunings bedarf und selbst für ein Early Access-Spiel außerordentlich unfertig wirkt. Überaus positiv fallen dabei die aufgeräumten und übersichtlichen Menüs auf, die trotz Tutorial recht schnell ihren Zweck offenbaren.

Die Menüs sind übersichtlich, aufgeräumt und funktionieren bereits fehlerfrei. Die Menüs sind übersichtlich, aufgeräumt und funktionieren bereits fehlerfrei.

Das Crafting hingegen krankt an schier unrealistischenRessourcen-Anforderungen: Die Zeit, die ich aufwenden muss, um mir sowas wie ein Haus oder auch nur ein Lagerfeuer vor die Füße zu setzen, ist völlig unverhältnismäßig zu der Geschwindigkeit, in der meine kleinen Bauerfolge wieder vernichtet werden können.

Generell scheint es Conan Exiles den Spielern deutlich einfacher zu machen, die die ersten Spielstunden erfolgreich überstanden haben und nun mit fortgeschrittener Ausrüstung regelmäßig Raubzüge in die Spawn-Areale unternehmen, um ihren Level weiter in die Höhe zu treiben. Das ist in vergleichbaren Spielen wie Rust leider nicht anders, doch dort haben Anfänger dank der viel weitläufigeren Spielwelt deutlich mehr Chancen, Feinden frühzeitig auszuweichen

Conan Exiles hingegen drängt die Community an einem Ort zusammen, wovon nur ein kleiner Teil der Spieler auf einem Server profitiert. Der Rest muss sich neben dem unfertigen Crafting-System auch mit überstarken Monstern herumschlagen, die wichtige Ressourcen bewachen und bei Augenkontakt sofort angreifen. Und wenn diese Herausforderung überstanden wurde, so besteht die Chance, dass ein kurzfristiges Update der Entwickler den kompletten Fortschritt auf den Servern löscht. Sehr frustrierend.

Mit viel Glück und noch besserer Ausrüstung gelingt es einigen wenigen Spielern, eine erste Basis zu errichten - die bis aufs Blut verteidigt wird. Mit viel Glück und noch besserer Ausrüstung gelingt es einigen wenigen Spielern, eine erste Basis zu errichten - die bis aufs Blut verteidigt wird.

Während meiner Zeit auf den Servern unterhielt ich mich mit einigen Spielern über ihre bisherigen Erfahrungen. Die Gespräche verliefen überaus freundlich und kaum jemand dröhnte mehr "Female? Female?" ins Mikrofon, als sie meine Stimme hörten. Gleichzeitig aber zeigte kein einziger Spieler auch nur den Hauch einer Bereitschaft, mit Fremden zusammenzuarbeiten - zu verlockend ist aktuell noch der XP-Bonus, wenn Mitspieler getötet werden.

Fazit

Der Hype um dieses Spieles ist beeindruckend: Spieler eilen dichtgedrängt auf die mittlerweile überforderten Server, während Conan Exiles am Release-Tag auf Platz 2 der Zuschauerlieblinge von Twitch landete und sogar fast League of Legends überholen konnte.

Potential ist ebenso viel da wie bisher leere Versprechungen. Abwarten und Tee trinken scheint hier das passende Sprichwort zu sein. Potential ist ebenso viel da wie bisher leere Versprechungen. Abwarten und Tee trinken scheint hier das passende Sprichwort zu sein.

Ich allerdings würde euch aktuell noch davon abraten, Geld in dieses Early Access-Projekt zu investieren. Zu ungewiss ist noch die Richtung, die die Entwickler mit Conan Exiles einschlagen wollen und wie viele der so spannend klingenden Features auch tatsächlich ihren Weg ins Spiel finden werden.

Behaltet das Spiel im Auge, das unter den Riesenpenis-Gags, Barbaren-Trash, technischen Problemen und unausgeglichenem Crafting-System tatsächlich auch so etwas wie Potenzial durchscheinen lässt. Aber ruiniert euch nicht den ersten Eindruck mit einem vorschnellen Ausflug in die Welt von Conan Exiles, die aktuell noch weitaus mehr verspricht, als sie wirklich halten kann.

Eventuell haben sich einige dieser Probleme bereits mit der Xbox One-Version gelegt, die noch im Frühling 2017 erscheinen soll. Ob und wann das Barbaren-MMO für PS4 erscheint, ist aktuell noch unklar. Derzeit heißt es nur, dass eine Veröffentlichung des Survival-Spiels auf Sonys Konsole nicht ausgeschlossen wird.

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