Das iPad 2 als Spielgerät - Wie Apple nach der Krone des mobilen Spielens greift

Wie ordnet sich das iPad 2 im Videospielmarkt ein? Ist es nun ein Handheld oder tastet es sich sogar auf das Terrain der stationären Konsolen vor? Was kann das Gerät aus der Sicht eines Spielers? Ein Grundlagenbericht von Gamepro.de

Videospieler haben den Tablet-PC als einen zu groß geratenen Handheld längst für sich entdeckt. Das iPad beeindruckt vor allem mit dem großen Touch-Display. Durch Kompatibilität zu den Spielen des iPhone bot sich gleich zum Verkaufsstart ein riesiges Angebot an Programmen.

Das iPad 2, veröffentlicht im April 2011, ist ein Update des Originalgerätes. Legt man beide Geräte nebeneinander, fällt beim iPad 2 sofort das flachere und weniger klobige Gehäuse auf. Das wirkt sich natürlich auf das Gewicht aus: Je nach Geräteausführung ist die neue Baureihe etwa einhundert Gramm leichter und nur 8,8 Millimeter dick (iPad 1: 13,4 Millimeter), was sich beim Spielen deutlich bemerkbar macht.

Die neuen Lautsprecher im Bild. Man erkennt auch die "weichere" Form des iPad 2. Die neuen Lautsprecher im Bild. Man erkennt auch die "weichere" Form des iPad 2.

Der Lautsprecher des iPad 2 wurde überarbeitet: Hatte man im ersten Modell drei ovale Öffnungen, findet sich nun eine breitere Fläche mit zahlreichen kleinen Löchern vor. Die Ausgabeleistung des Lautsprechers ist bei maximaler Lautstärke etwas leiser als beim ersten iPad vor, hat dafür aber satteren Klang.
Der Akku des iPad 2 wurde verkleinert. Dennoch verrichtet das Gerät je nach Nutzung etwa zehn Stunden seinen Dienst (Tipp der Redaktion: Hintergrundbeleuchtung reduzieren und WiFi deaktivieren).

Größenvergleich mit einem Kugelschreiber. Größenvergleich mit einem Kugelschreiber.

Apple hat ins neue iPad zwei Kameras eingebaut: Wie auch das iPhone 4 hat das iPad 2 sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite je eine Kamera. Eines der ersten Spiele, die die Kameras nutzen, ist Star Wars Arcade: Falcon Gunner. Diese im Grunde sehr simple Ballerei verfügt nämlich über einen coolen Zusatzmodus, der bisher nur Besitzern eines iPhone 4 oder iPod 4 gegönnt war. Mittels der Kamera kann sich der Spieler mit imperialen Schiffen in den eigenen vier Wänden (oder sonst wo) messen. Der AR-Modus (Augmented Reality) ist der größte Spaßbringer bei diesem Star-Wars-Titel, denn die Spieler müssen sich tatsächlich um die eigene Achse drehen, um TIE-Fighter, die sich ans Heck des Falken gesetzt haben, vor die Kanonen zu bekommen. Es hat seinen Reiz, sich mit Darth Vaders Jäger zu duellieren, während im Hintergrund ein Blumenstrauß oder ein paar Kaffeetassen stehen. Mit dem großen, in kräftigen Farben leuchtenden Bild des iPad 2 macht das Ganze dann gleich noch mehr Laune. Aber Vorsicht: Speziell in diesem Modus wird das Gewicht des Gerätes irgendwann zu einem Problem, bei allzu langen Gefechten sollte man daher hin und wieder eine Pause einlegen.

Das Multitouch-Display blieb unverändert. Das iPad 2 bietet mit 1024 x 768 Pixeln auf dem 9,7 Zoll Bildschirm den Entwicklern genügend Auflösung, um ihre Spiele in ansprechender Qualität zu zeigen.
Dafür sorgt auch eine sehr gravierende, aber nicht sichtbare Änderung im Inneren des iPad 2: Die nunmehr zwei Prozessorkerne werden mit 1GHz getaktet, leisten also deutlich mehr als der Singlecore-Prozessor des ersten Modells. Da auch die RAM-Zahl von 256 auf 512 Megabyte verdoppelt wurde, ist das iPad 2 seinem Vorgänger technisch mehr als überlegen: Die Spiele laufen viel ruhiger und laden vor allem schneller. Das Mehr an Leistung gibt den Entwicklern die Möglichkeit, weitere Spezialeffekte in die Software einzubauen, ohne die Spiele ins Stocken zu bringen. Die bisherigen iPad-Spiele stellt das neue Modell nun weit flüssiger und besser dar.
Das gilt auch für Titel, die durch Software-Updates zu Dual-Versionen "aufgerüstet" wurden. Immer mehr ältere iPhone-Titel erhalten nachträglich volle Kompatibilität zum iPad. Ein gutes Beispiel ist die stilistisch begeisternde Grafikperle Samurai II. Das Actionspiel beeindruckt mit Comic-Grafik im Cel-Shade-Stil. Auch hier ergibt sich durch die Bildgröße, herrliche Farben und die höhere Auflösung ein Mehr an Spielfreude, denn die Schwertkämpfe gegen die Horden des dämonischen Orochi verlieren auf dem iPad ihren "Wuselcharakter". Gezielte Angriffe und Ausweichmanöver gehen deutlich besser von der Hand, da man über sehr viel mehr Überblick verfügt.
Beim direkten Vergleich von reinen HD-Fassungen zeigt das iPad 2, wie viel stärker es als das Vormodell ist. Schon in der Intro-Sequenz von Dead Space sieht man den Unterschied. Die Kamera fährt langsam an der Raumstation "Sprawl" vorbei, steigt an einem riesigen Steinbrocken auf und nähert sich einem Fenster, hinter dem die Spielfigur wartet. Diese Szene läuft auf dem iPad 2 ruhiger und flimmert weniger. Die Texturen – am Beispiel des Steinbrockens gut sichtbar - lassen die Umgebung noch feiner und plastischer erscheinen.

Das iPad-Menü auf einem 40-Zoll-Fernseher. Das iPad-Menü auf einem 40-Zoll-Fernseher.

Zu den Spielen, die extra auf das iPad 2 angepasst wurden, gehört die Rennspielreferenz Real Racing 2. Einige Strecken wurden grafisch überarbeitet, um die höhere Leistung auch zu nutzen. Bei Real Racing 2 kommt dazu noch eine Sonderfunktion des iPads zum Tragen: Mittels einem Adapter kann das Gerät über ein HDMI-Kabel (wir empfehlen mindestens 3 Meter Kabellänge) mit einem HD-Fernseher verbunden werden. Das TV-Gerät erkennt das iPad als Signalquelle und zeigt das Bild im 4:3 Format. Generell kann jedes Spiel auf diese Weise gespielt werden, aber die meisten Programme sind dann sowohl auf dem Display als auch auf dem Fernseher sichtbar. Das ergibt bei Spielen mit komplexer Steuerung Probleme, wenn man auf den TV starrt und die nicht fühlbaren Tasten auf dem iPad zwangsläufig verpasst.

Und so sieht dann Real Racing 2 auf dem TV aus. Und so sieht dann Real Racing 2 auf dem TV aus.

Bei Real Racing 2 wurde daran gedacht: Das iPad streckt das Bild auf dem Fernseher automatisch auf 16:9 (das gilt auch für Filme). Der Spieler erblickt auf dem Display des Tablet-PCs nur mehr ein paar Daten wie Geschwindigkeit, Rundenzeit oder Position. Der Fernseher bietet dafür dann die grandiose Rennoptik. Mit aktivierter Neigungssteuerung sowie Gas und Bremse auf je einer Display-Hälfte braucht der Spieler dann nicht mehr auf seine Hände zu sehen. Wir gehen davon aus, dass in Zukunft noch mehr Titel mit solchen Zusatzmodi versehen werden. Diese Funktion - ordentlich umgesetzt - rückt das iPad in die Nähe einer stationären HD-Konsole.

Mit einem Adapter und HDMI-Kabel klappt die Verbindung zum TV problemlos. Mit einem Adapter und HDMI-Kabel klappt die Verbindung zum TV problemlos.

Das iPad 2 taugt auch als Unterhaltungsgerät bei Familienabenden. Zahlreiche Brettspiele werden im AppStore angeboten, darunter Umsetzungen von Klassikern wie Carcassonne und den unverwüstlichen Siedlern von Catan. Kinder kommen ob des größeren Displays besser damit zurecht - ideal für Lernprogramme und kleinere Geschicklichkeitsspiele.
Mit dem iPad 2 spielt man schöner als mit Handys. Es ist eine echte Konkurrenz für die Handhelds von Sony und Nintendo, und die Ausgabe eines HD-Signals an moderne Fernseher wertet das Gerät noch einmal auf. Dem hohen Anschaffungspreis stehen die niedrigen Spielkosten gegenüber. Besitzer des ersten iPad-Modells brauchen die neue Version aber nicht unbedingt.

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