E3: Sony-Pressekonferenz - Analyse - Asche auf dem Haupt, Technik in der Tasche

Mit PlayStation Vita wagt sich Sony ins Handheld-Haifischbecken - und vergisst darüber fast die PlayStation 3.

Uncharted 3: Drakes Deception ist eine der vielen Fortsetzungen, die Sony auf der Pressekonferenz gezeigt hat. Uncharted 3: Drakes Deception ist eine der vielen Fortsetzungen, die Sony auf der Pressekonferenz gezeigt hat.

Sie beginnt mit einem offenbar ehrlich gemeinten »I’m sorry«, die Sony-Pressekonferenz zur E3 2011. Der amerikanische PlayStation-Chef Jack Tretton tritt vor die versammelte Spielepresse aus aller Welt und entschuldigt sich bei Handelspartnern, Entwicklern und vor allem bei den Spielern. Dabei kommt der gute Jack sogar ohne Teleprompter aus, anscheinend will er Augenkontakt mit dem Publikum halten. Von dieser Last befreit nutzt Tretton trotz aller Demut die Gelegenheit, mit den aktuellen Verkaufszahlen der PlayStation-Familie etwas anzugeben. Eine Erklärung für den Ausfall oder Informationen zu künftigen Gegenmaßnahmen liefert er aber nicht -- schwach.

Mit Sly Cooper: Thieves in Time wird eine alte Serie reaktiviert. Mit Sly Cooper: Thieves in Time wird eine alte Serie reaktiviert.

Auf der Spieleseite gab es wenig Neues: Uncharted 3, Resistance 3 (das direkt im Anschluss an Uncharted 3 ganz schön alt aussah), Bioshock Infinite oder ein neues Sly Cooper. All diese Titel hat man schon mal gesehen oder zumindest erwartet. Umso überraschender die Erwähnung von Dust 514, den Ego-Shooter zum Weltraum MMO Eve Online von CCP aus Island. Wie die geplante Verbindung von PC-MMO und Konsolen-Ballerei genau funktionieren wird, ist allerdings noch unklar.
Seltsam still war es auf der Pressekonferenz um PlayStation Move, das noch im letzten Jahr groß angepriesen wurde. Lediglich Bioshock Infinite und Star Trek wurden als Move-kompatibel erwähnt. Letzteres scheint das Kinect Star Wars für PlayStation-Besitzer zu werden – optisch ganz nett, spielerisch müssen wir erst mal sehen. Etwas kurios mutet auch die Ankündigung eines PlayStation-3D-Fernsehers an. Das Gerät ist mit rund 500 Dollar günstig, aber eben auch nur 24 Zoll groß. Cool dürfte aber der Pseudo-Splitscreen-Modus, bei dem zwei Spieler jeweils ein eigenes Bild in der Brille sehen, wenn auch natürlich nicht mehr in 3D.

Wird's Vita richten?

Mit Little Big Planet kommt von Anfang an ein großer Spielename auf PSVita. Mit Little Big Planet kommt von Anfang an ein großer Spielename auf PSVita.

Das offene Geheimnis aus dem E3-Vorfeld wurde der Sony-Pressekonferenz Gewissheit: Der PSP-Nachfolger wird PlayStation Vita heißen. Auch wenn der Name eher nach Geriatriebedarf und Reformhaus klingt, hat es die kleine Kiste in sich: Touchscreen, OLED-Display, Touchsensoren auf dem Geräterücken, Bewegungssensoren, zwei Analogsticks und natürlich ein leistungsstarkes Inneres sollen Sony wieder auf das Handheld-Schlachtfeld bringen, das momentan vor allem von Apple dominiert wird. Preislich zielt PSVita allerdings weniger auf iPod Touch und iPhone, als auf Nintendos 3DS. 249 Dollar soll die WLAN-Variante kosten, für 50 Dollar mehr gibt es eine 3G-Datenverbindung wie mit einem Handy. Mit Freundeslisten und so genannten location based services (=das Gerät erkennt interessante Punkte/Sonderangebote/Freunde in der Nähe seines Standorts) bietet es viele Funktionen, die man auch vom 3DS oder Smartphones kennt. Schon cool, aber heutzutage wohl Pflichtprogramm, wenn man in diesem umkämpften Markt einen Fuß auf den Boden bringen will.
Viel wichtiger als Social-Schnickschnack und Feature-Klimbim sind ohnehin die Spiele, und da sieht es für PSVita tatsächlich gut aus: Mit dem hervorragend wirkenden Uncharted: Golden Abyss, Ridge Racer, ModNation Racers, BlazBlu, Wipeout, Little Big Planet und Street Fighter x Tekken sind große Namen am Start. Spannend sah auch Ruin aus, ein Action-Rollenspiel, das die Verbindung von PS3 und PSVita ermöglichte: Man hört auf dem Handheld auf zu spielen und macht dann einfach an der Heimkonsole an der gleichen Stelle weiter – klasse! Erscheinen soll PSVita nach wie vor Ende 2011, ein genaues Datum blieb Sony aber schuldig.

Unser Fazit

Die Entschuldigung von Jack Tretton war gut, richtig und überfällig. Das sah wohl auch das Pressekonferenz-Publikum so, die Stimmung danach war fast schon versöhnlich und man konnte sich auf die Spiele konzentrieren. Irgendwie scheint Sony aber gerade die PS3 vor lauter PSVita etwas zu vernachlässigen: Sequels und HD-Neuauflagen (God of War: Origins, Ico + Shadow of the Colossus) sollen die Fans offenbar beschäftigen, während man zum letzten Sturm auf den Handheld-Bereich bläst. Allerdings haben wir schon beim 3DS gesehen, dass ein durchschlagender Erfolg trotz guter Technik und aggressiver Preisgestaltung noch lange nicht garantiert ist. Man kann Sony für das Projekt PSVita nur viel Glück wünschen. Und dass sich die Firma im Falle eines Scheiterns schnell wieder berappelt und sich auf die PS3 konzentriert. Denn abgesehen von der Vita-Offensive wirkte Sony in ihrer Pressekonferenz seltsam kontur- und strategielos.

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