E3: Microsoft-Pressekonferenz - Analyse - Von Bewegung und Stillstand

Kinect, Kinect, Kinect - und weiter? Microsoft forciert seine Bewegungssteuerung und bietet sonst keine Überraschungen.

Microsofts traditionelle E3-Pressekonferenz begann beinahe mit einem Knall. Beinahe, weil der live gespielte Level aus Call of Duty: Modern Warfare 3 zunächst unter Wasser spielte und die serientypischen Explosionen auf sich warten ließen. Dann ging es aber richtig rund: New York in Flammen, brennende Flugzeugträger, explodierende Kriegsschiffe. Wow! Ohne viel vorweg zu nehmen, wünscht man sich im Nachhinein, dass die gesamte Pressekonferenz eine ähnliche Dramaturgie gehabt hätte: Schön klein anfangen, um dann mit einem großen Knall zum Ende zu kommen.

Jetzt mit Kinect-Spracherkennung: Mass Effect 3 Jetzt mit Kinect-Spracherkennung: Mass Effect 3

Stattdessen blieb die Begeisterung beim Zuschauer durchgängig auf einem flachen Level -- echte Höhepunkte suchte man vergebens. Das liegt wohl vor allem an Microsofts Kinect-Strategie: Die Kamera stand zweifellos im Mittelpunkt der Show, Unterstützung für die teure Zusatzhardware gibt es auf Drittherstellerseite vor allem von Electronic Arts und Ubisoft. EA ist besonders stolz auf die Spracherkennung in Mass Effect 3, die es dem Spieler zum Beispiel erlaubt, die Dialoge durch Vorlesen der Antwortmöglichkeiten zu steuern. Ubisoft präsentierte dagegen die Waffenschmiede von Tom Clancy's Ghost Recon: Future Soldier. Hier nimmt der Spieler durch Gesten Waffen auseinander und baut neue Teile ein, oder sagt dem Spiel per Spracheingabe, für welche Einsatzart die Ballermänner optimiert werden sollen. Das sieht in einer Präsentation alles furchtbar interessant aus, doch spätestens wenn man selbst die Wahl hat, ob man die genannten Funktionen im Wohnzimmer per Standard-Controller oder Kinect nutzen möchte, dürfte das eindeutig ausgehen. Sicher ist es faszinierend zu sehen, was mit moderner Technik so alles möglich ist, doch letzten Endes ist ein Tastendruck immer noch schneller und präziser als Gesten- oder Sprachsteuerung.

Multimedia um jeden Preis

Kinect Star Wars Kinect Star Wars

Das gilt auch für die geplante Integration von Kinect in die Steuerung der Dashboard-Oberfläche: Microsoft möchte die Medienfunktionen der Xbox 360 komplett auf Gesten und Sprachkommandos reduzieren. So soll es zum Beispiel möglich sein, durch ein simples Kommando Filme abzuspielen oder Musik zu hören. Neu ist die Integration von Youtube: In einer speziell angepassten Version stehen Besitzern der Microsoft-Hardware sämtliche Clips des Webportals zur Verfügung. Und wer mal irgend etwas nicht findet, bemüht Microsofts Suchmaschine Bing, die ebenfalls auf Sprachbefehle reagiert. Damit sollte klar sein, wo Microsoft hin will: Die Xbox 360 soll endgültig weg vom Image der Spielkonsole und in der Öffentlichkeit als leicht bedienbarer Multimedia-Hub wahrgenommen werden. Zumindest in den USA hat der Redmonder Konzern auch noch einige heiße TV-Eisen im Feuer: Sportsender ESPN, Filmverleih Netflix und das Portal Hulu Plus senden dort über Xbox Live. Durchaus wertvolle Argumente beim Kampf um die Gunst der Nichtspieler. Und die will Microsoft erreichen, wenn man die Ansage von Don Mattrick (Chef der Spiele- und Xbox-Sparte bei Microsoft) bedenkt: "Dieses Jahr die bestverkaufte Konsole in den USA, nächstes Jahr die bestverkaufte Hardware auf der ganzen Welt."

Die Spieleaussicht: zappelig!

Halo 4 Halo 4

Klar, dass man auch bei der Spieleauswahl die bisherige Nintendo-Klientel im Auge hat: Simple Kinect-Zappeleien mit großen Namen sollen's richten. So findet man im Bewegungsspiele-Lineup nicht nur die Sesamstraße, sondern auch Kinect Star Wars, den Rail-Shooter Fable: The Journey, Kinect Sports 2, Dance Central 2 und die Minispielsammlung Disney World. Alles Titel, die außer simpelsten Fuchteleien und Hüpfereien nicht viel zu bieten haben. Um den ernsthaften Spieler nicht zu verschrecken, hat man aber auch ein paar traditionelle Titel in der Show untergebracht: Gears of War 3, Forza Motorsport 4, Halo: Anniversary und Tomb Raider zählten neben Modern Warfare 3 und Mass Effect 3 zu den größten »Core«-Titeln der Pressekonferenz. All das ging aber ein wenig im Kinect-Gedöns unter, sodass der Eindruck von Microsofts Auftritt zumindest für traditionelle Zocker tatsächlich ziemlich ernüchternd ausfällt. Selbst die letzte Ankündigung der Show, eine neue Halo-Trilogie mitsamt kurzem Teaser zu Halo 4, kann da nicht mehr viel retten.

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