Elder Scrolls Online hat bessere Charaktere als jedes Singleplayer-TES

Die Hauptgeschichten der letzten Elder Scrolls-Titel waren leider nicht sonderlich mitreißend. Charaktere wie in ESO könnten da Abhilfe schaffen.

Man kann nur hoffen, dass sich die Charaktere im nächsten Elder Scrolls eine Scheibe von ESO abschneiden. Man kann nur hoffen, dass sich die Charaktere im nächsten Elder Scrolls eine Scheibe von ESO abschneiden.

The Elder Scrolls, und zu einem gewissen Grad auch die Fallout-Reihe, haben seit Jahren ein massives Problem mit der Hauptgeschichte. Während Spieler*innen sich hunderte von Stunden in den Nebenaktivitäten und der Erkundung der Welt verlieren können, so besteht der Kern des Spiels häufig aus Klischees und uninspirierten Geschichten.

Dabei muss eine vorhersehbare Story nicht unbedingt schlecht sein, wenn sie von sympathischen und greifbaren Charakteren getragen wird. Doch genau hier liegt die Krux der Bethesda-Spiele. Denn ihre Charaktere eignen sich oft eher als Pappaufsteller, als für wirklich mitreißende Abenteuer.

Eine Dimension reicht nicht aus

Über Ralof werden wir wohl nie mehr erfahren. Eigentlich schade. Über Ralof werden wir wohl nie mehr erfahren. Eigentlich schade.

Ralof trinkt gern Met, steigt Mädchen aus Helgen hinterher, und hat eine Schwester in Flusswald. Mehr erfahren wir nicht über den ersten Charakter, dem wir in Skyrim begegnen. Warum hasst er das Imperium? Weil Himmelrand den Nord gehört! Das muss reichen, damit wir als Spieler*in uns in einem Bürgerkrieg auf seine Seite schlagen.

Delphine ist eine Klinge, hat im letzten Krieg gekämpft und glaubt, dass die Thalmor an allem Schuld sind. Dann wissen wir ja Bescheid und sollten unbedingt mit ihr zusammen auf Drachenjagd gehen.

Es ist kein Wunder, dass die Hauptquest des letzten Elder Scrolls-Hauptableger so wenigen Spielern im Gedächtnis geblieben ist. Jede mitreißende Geschichte braucht auch gute, nachvollziehbare Charaktere. Ansonsten dümpelt sie unmotiviert vor sich hin.

Mehr ESO wagen

Über Lyris erfahren wir innerhalb von zwei Stunden mehr als über Skyrim-Charaktere während der gesamten Spielzeit. Über Lyris erfahren wir innerhalb von zwei Stunden mehr als über Skyrim-Charaktere während der gesamten Spielzeit.

Dagegen haben wir in ESO Charaktere wie beispielsweise Lyris Titanenkind. Ein Charakter, auf den sich viele in der Erweiterung Greymoor gefreut haben, und die für viele auch ein Grund ist, sich durch die Hauptgeschichte zu schlagen. Denn sie hat den Figuren in Skyrim etwas Entscheidendes voraus: eine Persönlichkeit.

Was wissen wir von Lyris? Sie ist das Kind eines Menschen und einer Riesin. Sie wurde aufgrund ihres Aussehens von ihren Kameraden in der Armee häufig verspottet und ausgeschlossen. Doch mit ihren neuen Kameraden hat sie endlich so etwas wie ein zu Hause gefunden und sich sogar verliebt. Umso mehr schmerzt dann der Verrat einer ihrer Vertrauten. Und trotzdem ist sie bereit. sich für ihre wahren Freunde zu opfern, egal was komme.

Wir lernen die zwei der drei wichtigsten Aspekte eines guten Charakters kennen: Vergangenheit und Motivation. Den dritten erleben wir hautnah beim Spielen selbst. Wie sie Hindernissen auf ihrer Reise begegnet und daran wächst. Jedes Mal, wenn wir sie treffen, lernen wir etwas Neues über sie und können genau nachvollziehen, warum sie so handelt wie sie nun einmal handelt. Wir haben sie mit der Zeit besser kennen gelernt und lieb gewonnen.

Hier haben wir ein paar weitere Dinge in ESO aufgelistet, von denen der nächste Elder Scrolls Teil lernen könnte.

Die Kunst des Antihelden

Was ESO besonders gut beherrscht sind sympathische Antihelden. Schurken oder rücksichtslose Assassinen, die trotzdem das Herz am Rechten Fleck tragen.

Razum-dar versteckt viel Persönlichkeit unter seiner aufgesetzten, fröhlichen Fasade. Razum-dar versteckt viel Persönlichkeit unter seiner aufgesetzten, fröhlichen Fasade.

Allen voran Razum-dar, der liebenswerte Meuchelmörder und rechte Hand der Königin des Aldmeri Dominions. Er begleitet Spieler*innen nun schon seit Start des Spiels und hatte Auftritte in Summerset sowie Elsweyr. Dabei lernt man viele unterschiedliche Facetten seiner Persönlichkeit kennen. Seine Loyalität, Ruchlosigkeit, Faulheit, Freundlichkeit oder Berechnung. In einer Quest trifft man sogar seine Mutter, die nichts von seinem Leben als Assassine der Königin ahnt und ihn einfach nur für einen Faulpelz hält, der es nie zu etwas bringen wird.

Ein weiterer gut geschriebener Charakter ist Abnur Tharn. Ein Magier, der aus reinem Eigennutz seine Gefährten verraten hat. Doch auch er ist gegen Verrat nicht gefeit und muss nun notgedrungen mit seinen ehemaligen Verbündeten wieder zusammenarbeiten. Dabei weiß man als Spieler*in nie, ob er einem im nächsten Moment in den Rücken fällt, oder nicht. Aber zum Ende tut er das Richtige, wenn auch aus den falschen Gründen.

Solche eher zwielichtigen Charaktere sind das Salz in der Suppe einer guten Geschichte und macht jede neue Interaktion mit ihnen aufregend.

Storytelling in MMO's

Manch einer wird den durchaus nachvollziehbaren Einwand bringen: "Ist das nicht unfair? Ein MMO hat viel mehr Zeit für die Charakterentwicklung als ein Singleplayer-Spiel."

Das stimmt zwar, aber in diesem Fall greift das Argument nicht wirklich. Denn über Lyris erfahren wir das Meiste in gerade einmal zwei Quests. Alles, was danach kommt, ist zusätzliche Charakterentwicklung. So viel Zeit kann sich auch ein storygetriebenes Singleplayer-Spiel nehmen, wenn es um die wichtigsten Charaktere seiner Hauptgeschichte geht. Ein The Witcher 3 schafft es mit mehreren Charakteren. Ein Cyberpunk 2077 mit einem Johnny Silverhand. Und eben ein ESO mit Charakteren wie Lyris, Razum-dar und Abnur Tharn. Da kann man nur hoffen, dass TES 6 sich da ein Vorbild nimmt.

Wünscht ihr euch auch eine bessere Hauptgeschichte im neuen Elder Scolls?

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