Seite 2: Fast & Furious 6 - Brachiale Action ohne Bodenhaftung

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Die Action in London ist dabei erstaunlich gut gemacht und kann handwerklich durch den Verzicht von CGI-Tricks durchweg überzeugen. Natürlich dauert es auch nicht lang und Dom kann seiner unter Gedächtnisverlust leidenden Ex-Flamme Lettie in einem Londoner Straßenrennen zeigen, wo der Mustang die Nockenwelle hat. Damit ist der Streetracer-Pflichtteil für diesen Film dann auch abgehakt. Wenn man bedenkt, welchen hohen Stellenwert die Rennen noch in den ersten Serienteilen hatten, schmerzt es fast ein wenig dabei zusehen, dass das gepflegte Bleifuss-Rasen mit NOS-Einspritzung nun zu einer reinen Marginale geworden ist. Sobald der Film allerdings London verlässt und in Richtung Finale und damit Spanien zusteuert schaltet Justin Lin ein paar Gänge zu hoch.

Mit zunehmender Laufzeit wird Fast & Furious 6 immer - sagen wir - unrealistischer... Mit zunehmender Laufzeit wird Fast & Furious 6 immer - sagen wir - unrealistischer...

Denn während die Action in London noch halbwegs realistische Züge hatte, verkommt die zweite Hälfte des Films leider zu einem hohlen und unglaubwürdigen Effekt-Feuerwerk, bei dem unter dem Einsatz von Pyrotechnik und Computerpower Szenen entworfen werden, die auch aus dem nächsten Marvel-Abenteuer stammen könnten. Das ist sogar doppelt-schade, da mit dem Einsatz der Comic-Action auch die One-Liner immer flacher werden und sich gefährlich in Richtung »G.I. Joe 2« bewegen.

Ab dem Moment, in dem Dom mit seinen Muscle-Cars gehen einen High-Tech Panzer kämpft, sollte man mindestens vier Bier als Grundlage intus haben um nicht die Freude am Film zu verlieren. Als Spaßbremse fungiert auch das recht hemmungslose Töten von Zivilisten bei der viel zu langen Verfolgungsjagd mit dem unaufhaltsamen Panzer, der auf einer stark befahrenen Autobahn einfach jedes entgegen kommende Auto plattwalzt. Seit der Humvee-Fahrt durch ein kubanisches Slum-Viertel in Bad Boys II oder Arnolds Rolltreppenflucht in Total Recall gab es im Kino selten eine derart sinnlose Zerstörungswut auf Kosten unschuldiger Passanten.

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Neben der überdrehten Krawall-Action in der zweiten Hälfte krankt der Film allerdings auch einem Dilemma, das in der heutigen Zeit leider keine Seltenheit mehr ist: Die Tatsache, das wirklich alle Action-Highlights des Film bereits mehr oder wenig ausführlich in diversen Trailern gezeigt wurden, nimmt dem Film viel Sensationspotential. So macht es leider erneut den Anschein, dass die PR-und Marketingabteilung der Filmstudios wie in einer Auktion um die Aufmerksamkeit des offensichtlich unter ADS leidenden Publikums buhlen: Schaut mal, was wir alles für tolle Actionszenen haben. Muss den wirklich jede Explosion in den Trailer, inklusive alle Szenen aus dem Finale (Stichwort: Flugzeug)? Was in den Vorschau-Filmchen allerdings ausgeklammert wurde, ist der obligatorische Story-Twist, den auch ein Action-Film heutzutage bieten muss, um irgendwie ein kleines bisschen clever zu wirken. In Fast 6 wirkt die plötzliche Wandlung einer Figur allerdings hochgradig konstruiert und beliebig.

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Kann man aber als Actionfan mit gemäßigten Ansprüchen an Handlung und Tiefe nicht einfach trotzdem Spaß haben? Ist nicht Alarm für Cobra 11 auf seine Art immer witziger Action-Trash? Natürlich geht das auch mit Fast 6. Alleine schon das Wiedersehen mit der kompletten Crew der vorherigen Teile wird Fans der Reihe natürlich jede Menge Spaß machen. Trotzdem ist es schade, dass sich Justin Lin nicht getraut hat, ganz auf CGI-Effekte zu verzichten und das Thema "automobile Kriegsführung" komplett mit realen Stunts umzusetzen. Denn dann wäre diesem Film ein weitaus höherer Rank in der Hitliste der Hollywood-Action Streifen sicher gewesen. Auch Steve McQueen musste schließlich nicht aus brennenden CGI-Flugzeugen hüpfen um für ewig der unsterbliche Mr. Cool der cineastischen PKW-Abteilung zu werden.

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Fazit: Fast and the Furious 6 ist ohne Frage reinrassiges Genre-Kino, dass seine überwiegend junge und männliche Zielgruppe fest im Blick hat. Das muss auch nicht schlechtes sein, war doch nicht zuletzt der direkte Vorgänger ein spaßiger Popcorn-Actionfilm wie er heutzutage leider selten geworden ist. Leider aber tappt auch Regisseur Justin Lin in die typische "Besser, Größer, Unglaubwürdiger"-Falle und verspielt damit die Chance auf einen rustikalen Action-Abend unter Männern. Dass nahezu alle Highlights des Films bereits im Trailer zu sehen waren, führt leider zusätzlich dazu, das die ruhigen Momente wie überflüssiges Füllmaterial erscheinen, für das keine Blase klein genug ist, um oft genug auf Toilette zu gehen.

Als unkomplizierter und teils unterhaltsamer Sommer-Actionstreifen kann der Film trotzdem empfohlen werden, auch wenn der direkte Vorgänger ein runderes Paket war und man mit Fast Six erneut die Chance auf eine wirklich beeindruckende Stunt-Revue zugunsten von übertriebenen CGI-Tricks verspielt hat. Der kurze Vorgeschmack auf Teil 7 der Reihe, der bereits gedreht wird, ist allerdings schon jetzt sehr vielversprechend. Die Verpflichtung von Jason Statham als Bösewicht verspricht einen Gegner, der sich mit der "Transporter" Reihe mehr als ebenbürtig im automobilen Wettkampf erwiesen hat.

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