Dank Modern Warfare 3 hätte ich CoD nach Jahren ohne Kopfschmerzen spielen können, wäre da nicht eine neue Killstreak

In der Beta konnte sich Rae einen ersten Eindruck vom neuen CoD machen. MW3 hat eine kleine Accessibility-Änderung mit großer Auswirkung, macht an anderer Stelle aber auch einen Schritt zurück.

Eine Barrierefreiheits-Einstellung in MW3 ist für Rae ein echter Game-Changer Eine Barrierefreiheits-Einstellung in MW3 ist für Rae ein echter Game-Changer

Die Beta von Call of Duty Modern Warfare 3 bot mir bislang wenig Überraschendes, dafür aber viel Vertrautes. Activision macht keinen großen Sprung von Modern Warfare 2 zum direkten Nachfolger, weder in Sachen Gameplay noch bei Grafik, Map-Design oder Modi.

Das heißt aber nicht, dass es keine Anpassungen oder gar Verbesserungen gibt. Denn gerade eine kleine aber feine Änderung hat das Potenzial, meine täglichen CoD-Runden viel angenehmer und im wahrsten Sinne des Wortes weniger schmerzhaft für mich zu machen – wäre da nicht eine weitere Anpassung, die diesen Fortschritt gleich wieder zunichte machen könnte.

Die Rede ist vom anpassbaren Blendgranaten-Effekt und meinem neuen Killstreak-Nemesis: dem Guardian-SC.

Rae Grimm
Rae Grimm

Kopfschmerzen sind seit Jahren eine leidige Konstante von Raes Alltag. Bestimmte Designentscheidungen in Spielen wie Lichtblitze können sie triggern oder verstärken. Gerade die Blendgranate aus Call of Duty ist ein Wermutstropfen in ihren abendlichen Runden, da sie natürlich trotzdem nicht aufs Spielen verzichten möchte. 

Schmerzhafter Lichtblick: Die Blendgranate

Um meine Probleme mit der Flashbang in CoD zu verstehen und warum die neue "schwarze Blendgranate" in meinen Augen ein echter Segen ist ist, müsst ihr wissen, dass ich schon seit meiner Teenager-Zeit mit wiederkehrenden, unberechenbaren Kopfschmerzen zu kämpfen habe. 

Gründe konnte mir noch kein medizinischer Experte nennen, ebenso wenig wie eine dauerhafte Lösung. Immerhin bin ich gut darin geworden, mögliche Trigger und Verstärker zu erkennen und nach Möglichkeit zu vermeiden. Zwei große Faktoren sind dabei Licht und bestimmte Geräusche. 

Die komplexen Details erspare ich euch, aber lasst euch gesagt sein, dass der Multiplayer von Modern Warfare 2 zu einer schmerzhaften Geduldsprobe werden kann, wenn mein zuvor wundervoll abgedunkeltes Wohnzimmer plötzlich und kurzzeitig dank Blendgranaten auf meinem 65-Zoll-Fernseher taghell erleuchtet wird und meine Augäpfel sich anfühlen, als hätte jemand heiße Stricknadeln in sie gerammt.

So sieht es normalerweise aus, wenn die Sicht nach einer Blendgranatenexplosion langsam zurückkehrt. So sieht es normalerweise aus, wenn die Sicht nach einer Blendgranatenexplosion langsam zurückkehrt.

Mittlerweile ist es zum Running Gag in meinem Freundeskreis geworden, dass je kopfschmerzempfindlicher ich an einem Tag bin, desto mehr der leidigen Lichtkugeln fliegen in den Matches. 

Eine kleine, aber für mich monumentale Änderung in MW3 ist die Option, den Effekt der Granate von hell auf dunkel zu schalten. Anstatt den Fernseher komplett zu erhellen, ist er also einen Moment lang schwarz, bevor die Sicht normal zurückkommt.

Der vom Gegnerteam gewünschte Effekt ändert sich nicht: ein spielerischer Vorteil durch kurzzeitig eingeschränkte Sicht der gegnerischen Person, was die Chance auf einen Kill erhöht. 

Für mich - und sicherlich viele andere Leute, die mit Lichtempfindlichkeit zu kämpfen haben - ist das ein Game-Changer. Nicht vor jedem Match überlegen müssen, ob der Spaß die eventuellen folgenden Schmerzen wert ist, ist eine gewaltige Erleichterung.

Barrierefreiheit kann manchmal so simpel sein.

Mein neuer persönlicher Endgegner: Der Wächter

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht die Kill- bzw. Scorestreak "Guardian-SC". Das vielen bereits aus Black Ops 2 und 3 bekannte Gerät ist eine nicht-tödliche Waffe, die sich mit 5 Abschüssen bzw. 625 Punkten freischalten und dann in der Umgebung platzieren kann, um Gegner*innen das Leben schwer zu machen. 

Im Kern funktioniert sie ähnlich wie die Blendgranate, denn sie verzerrt die Sicht, entfernt die Anzeigen und verringert die Bewegungsgeschwindigkeit, sobald ihr Strahl betreten wird. Das wäre an und für sich kein Problem, verzichtet der Guardian doch auf Lichtblitze oder ähnliche Effekte.

Mein Problem ist allerdings der schrille Sound, den die Killstreak ausstößt und der weder Halt vor Teamkamerad*innen noch räumlichen Grenzen macht. Das furchtbare Geräusch bohrt sich also selbst vom anderen Ende der Map in mein Hirn und malträtiert nicht nur meine Konzentrationsfähigkeit, sondern auch meine Schmerzrezeptoren.

Der Guardian beeinflusst nicht nur die Sicht, sondern stößt auch Geräusche aus. (Quelle: https:www.youtube.comwatch?v=90xhew3JC4U) Der Guardian beeinflusst nicht nur die Sicht, sondern stößt auch Geräusche aus. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=90xhew3JC4U)

Fühlte sich die Flashbang für meinen Kopf und meine Augen in den schlimmsten Momentan an wie ein scharfes Messer, ist der Guardian für mein Hirn das Äquivalent von einem kreischenden Kleinkind mit einem Hammer.

Versteht mich nicht falsch: Gegen die visuellen Einschränkungen der Streak habe ich sicherlich nichts. Aber muss ich denn unbedingt vom anderen Ende der Map hören können, wenn jemand aus meinem Team dieses unsägliche Gerät aufgestellt hat? Was ist der spielerische Vorteil davon?

Ich will gar nicht, dass der Guardian entfernt wird, denn es kann eine unglaublich effektive Killstreak/Scorestreak sein. Aber ich hätte gern die Option, zumindest den Sound anpassen zu können, um potenziell schmerzfrei aus dem Match zu kommen. 

Die "schwarze Flashbang" ist für mich in Sachen Accessibility also ein großer Schritt nach vorn, der Guardian fühlt sich aber wie ein ebenso großer Schritt zurück an.

Was Entwickler Sledgehammer dazu sagt

Kollege Tobi hatte Anfang der Woche die Gelegenheit, für GamePro.de mit Design Director Zach Hudson von Sledgehamer Games über die Beta zu sprechen und ihn auf diesen Accessibility-Vorschlag anzusprechen.

Von Hudson erfuhr er unter anderem, dass fast das ganze Sledgehammer-Team mittlerweile nur noch den schwarzen Granateneffekt nutzt – offensichtlich bin ich nicht der einzige Fan der MW3-Anpassung!

Aber auch meine Kritik am Guardian fand zumindest augenscheinlich Gehör: 

"Das ist lustig, weil die Waffe auch im echten Leben eine Schallwaffe ist. Vielleicht haben wir sie zu effektiv gemacht. (lacht). Aber wir können uns das anschauen, das ist eine gute Anmerkung. Wir schauen immer nach Accessibility-Features. [...] Der Wächter würde vermutlich auch ohne Audio effektiv sein, weil er ja auch deine Sicht einschränkt. Wir können dem Team darüber Bescheid geben." 

Persönlich habe ich Kopfschmerz-bedingt zwar Probleme, den Humor in dem fragwürdigen Realismus zu finden, allerdings freut es mich zu lesen, dass er die Kritik nicht sofort verwirft und sogar schon einen Lösungsansatz parat hat. 

Denn ja, der Wächter wäre sicherlich auch komplett ohne oder mit anpassbarem Audio noch genauso effektiv. Und für Personen wie mich, die mit Migräne oder anderen Arten von Kopfschmerzen zu kämpfen haben und trotzdem Spiele wie Call of Duty genießen wollen, vor dem Fernseher deutlich weniger schmerzhaft.

Ich hoffe sehr, dass Zach Hudson das Feedback weiter gibt und das Team eventuell noch Anpassungen am Guardian vornimmt, bis Modern Warfare 3 im November erscheint.

Solange leide ich mich einfach noch ein bisschen durch die Beta und freue mich immerhin über den angepassten Flashbang-Effekt. Manchmal kann man einfach nicht alles haben.

Habt ihr den optionalen Blendgranaten-Effekt bemerkt und vielleicht sogar aktiviert?

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