Seite 2: Pain & Gain - Mord, Muckis und der amerikanische Traum

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Die sympathischen Gewaltverbrecher

Dwayne »The Rock« Johnson beweist ungeahntes komödiantisches Talent. Seine Figur ist ein kleines Highlight im Film. Dwayne »The Rock« Johnson beweist ungeahntes komödiantisches Talent. Seine Figur ist ein kleines Highlight im Film.

Dass man mit Hollywoods Gewaltverbrechern auch mal sympathisieren oder sie irgendwie ganz witzig finden kann, wissen wir nicht erst seit Filmen aus Tarantinos Feder oder Kultstreifen wie Natural Born Killers. Das macht sich auch Michael Bay zu Gute und bringt damit, im Vergleich zu Transformer-artigen Blockbustern, fast schon ein bisschen Independent-Charme auf die Leinwand. Natürlich ist Pain & Gain im Grunde noch durchschnittliches Mainstreamkino, schlägt mit den gewitzten Dialogen und den irrwitzigen Figuren aber hier und da schon Töne an, an denen auch der Indie-Fan Gefallen finden könnte. Lugo, Doorbal und Doyle sind irre liebenswert und, egal, wie weit sie es treiben, verspielen sie sich diese Sympathien beim Publikum nicht. Selbst, wenn sie ihrem Opfer ordentlich Leid zufügen, kann man kaum anders, als sich auf die Seite der Verbrecher zu schlagen.

Wahlberg konnte schon in Filmen wie dem oscarprämiierten Drama The Fighter unter Beweis stellen, dass er mehr drauf hat, als seine Marky-Mark-Vergangenheit vermuten lässt. Trotzdem ist es eine positive Offenbarung, wenn er eine Rolle so perfekt und charismatisch verkörpert wie die des etwas einfältigen aber überaus zielstrebigen Lugo. Das wahre Juwel des Films ist aber Dwayne Johnson. »The Rock« hat sich mit höchst einfältigen Rollen in Filmen wie Die Reise zur geheimnisvollen Insel nicht gerade den besten Ruf erspielt, aber in Pain & Gain ist sein Paul Doyle ein wahrer Genuss. Johnson spielt den religiösen und weichherzigen Muskelprotz mit genialer Mimik und einer Ladung Charme, der man sich nicht entziehen kann.

Pain + Gain - Featurette: Die Sun-Gym-Gang Video starten 1:53 Pain & Gain - Featurette: Die Sun-Gym-Gang

Wie wahr das noch mit der Wahrheit?

Mit den wirklich wahren Begebenheiten nimmt man es in Hollywood ja gerne mal etwas weniger genau. Was meistens nur die persönlich Betroffenen ungnädig stimmt, wirft bei Pain & Gain tatsächlich ein paar Fragen auf. Und dabei vor allem Moralische. Denn die Sun Gym Gang rund um Daniel Lugo gab es wirklich, nur waren die harten Jungs sicherlich um einiges weniger charmant, als es in Michael Bays Version dargestellt wird. Tatsächlich handelte es sich hierbei um eine knallharte Gang muskelbepackter Typen, die keinerlei Gewalt scheuten und nichts als Profit im Auge hatten. Dabei wurde eiskalt entführt, gefoltert, betrogen und gemordet. Lugo und Doorbal wurden dafür schließlich zum Tode verurteilt. Johnsons Figur Doyle ist frei erfunden und basiert nur lose auf einem weiteren Gangmitglied. Seine Porträtierung wirft daher weniger ethische Fragen auf.

Tony Shalhoub (mitte) kennt man sonst nur als »Monk«. Tony Shalhoub (mitte) kennt man sonst nur als »Monk«.

Kein Wunder also, dass der wahre Viktor Kershaw, der eigentlich Marc Schiller heißt, über die Darstellung der Ereignisse im Film reichlich empört ist. Denn hier bekommt seine Figur nicht nur ordentlich ihr Fett weg, sondern man wird auch den Eindruck nicht los, dass man sich über ihn ganz schön lustig macht. Tony Shalhoub (Monk) ist dabei herrlich anzusehen und es bleibt nur zu hoffen, dass die deutsche Synchronisation seine Ausdrucksweise nicht zunichte macht und dem Zuschauer den Spaß verdirbt. Aber dass man als wahres Opfer nicht so ganz zufrieden damit ist, steht außer Frage. Wäre man der Realität treuer geblieben, wäre Michael Bays dunkle Komödie, die oft schon satirische Züge annimmt, sicherlich eher ein handfester Thriller geworden. Dann würde der Film allerdings auch deutlich weniger Spaß machen.

Fazit

Anne Facompre: »Filme sind Geschmackssache. Warum Pain & Gain allerdings vorrangig negative Kritiken einstecken musste, ist nicht gleich ersichtlich. Der Film wirkt stimmig, bietet schwungvolle Bilder und unterhält durchweg gut, wenn die Originalität zum Ende hin auch etwas abnimmt. Dabei ist Bays »Billigfilm« mal so was ganz anderes als die typischen Box-Office-Hits vom Schlage eines Transformers oder Armageddon. Pain & Gain lebt von interessanten Figuren und tollen Dialogen und nicht von überlebensgroßen Effekten. Dabei sollte man eine gute Portion Ironie und Hartgesottenheit mit ins Kino bringen, denn harte Gewalt und explizites Blutvergießen gibt es dann doch des Öfteren.«

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