Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten - Filmkritik - Captain Jack erleidet Schiffbruch

Jack Sparrow zum Vierten. Braucht die Welt einen weiteren Pirates-Film, noch dazu ohne Keira Knightley und Orlando Bloom? Trotz Meerjungfrauen meinen wir: Nein.

Aller guten Dinge sind vier? Nach den Beinahe-Katastrophen (und nebenbei extremen Beispielen verwirrender deutscher Betitelung) »Fluch der Karibik 2: Pirates of the Caribbean« und »Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt« kehrt Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) in »Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten« auf die Kinoleinwand zurück, um den legendären Jungbrunnen zu suchen. Dazu muss er in einer turbulenten Hatz durch London zunächst den Fängen der britischen Krone entkommen und sich schließlich mit dem im Voodoo bewanderten Piratenkapitän Black Beard (Ian McShane) und dessen durchtriebener Tochter Angelica (Penélope Cruz) zusammen raufen. Gemeinsam wollen sie den Engländern unter der Führung von Barbossa (nun mit Holzbein: Geoffrey Rush) sowie einer spanischen Expedition bei der Suche nach dem Quell ewiger Jugend zuvorkommen. Um überhaupt Zugang zu dem mystischen Springbrunnen zu erhalten, müssen die Abenteurer aber zunächst zwei silberne Kelche und die Träne einer Meerjungfrau ergattern. Das ist aber gar nicht so einfach, da die Kelche der Legende nach im Besitz eines Piraten sind, der allerdings vor Hunderten von Jahren verschollen ist.

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Explosive Langeweile

Jack Sparrow (l.) sucht gemeinsam mit Black Beard und seiner Tochter nach dem Jungbrunnen. Jack Sparrow (l.) sucht gemeinsam mit Black Beard und seiner Tochter nach dem Jungbrunnen.

Klingt ein wenig nach »Goonies« und etwas nach »Indiana Jones« ... aber irgendwie gar nicht nach den Piratengeschichten der Vorgänger. Statt auf dem Meer tummeln sich die Piraten die meiste Zeit auf dem Land, wo man sich durch Dschungel kämpft, wirren Schatzkarten folgt und geheime Höhleneingänge sucht. Da hätte man locker ein neues Indy-Abenteuer draus machen können. Noch dazu handelt es sich beim Drehbuch um die lose Adaption von Tim Powers' Buch »In fremderen Gezeiten«. Statt sich also selbst ein passendes Szenario auszudenken, hat man eine Vorlage genommen und sie mehr schlecht als recht an die Filmreihe angepasst. Der vierte Teil tauscht den besonderen Charme der ersten Filme gegen austauschbare Actionsequenzen und schablonenhafte Charaktere.

Hingucker: die Meerjungfrauen. Hingucker: die Meerjungfrauen.

Nur zu Beginn blitzt noch etwas vom Reiz der Vorgängerfilme durch, als Jack Sparrow in einer irrwitzigen Sequenz die Flucht aus dem Königspalast gelingt. Ansonsten regiert die Langeweile: Eine Explosion hier, etwas CGI-Zauber dort, ein unglaublich seichtes Finale -- und dazwischen jede Menge Dialog. Das ist nicht nur unspektakulär, sondern über weite Strecken schlicht langweilig. Und das trotz des 3D-Effekts, der im Gegensatz zu Produktionen wie »Thor« oder »Green Hornet« nicht nachträglich hinzugefügt wurde. Bei einem Popcorn-Film aus der »Pirates«-Reihe erwartet man hier einfach am laufenden Band effekthascherische Szenen, in denen dem Zuschauer etwa ein Säbel ins Gesicht springt. Die niederen Instinkte des Zuschauers, der sich über solche Einlagen freut, müssen angesprochen werden. Das passiert zwar, ist in der Summe aber viel zu wenig, um den 3D-Zuschlag an der Kinokasse zu rechtfertigen.

Solo für Sparrow

Depp gelingt es nicht, den Film alleine zu stemmen. Depp gelingt es nicht, den Film alleine zu stemmen.

Dazu kommen die völlig belanglosen Figuren, die teilweise einfach nur da sind -- ohne einen wirklichen Nutzen zu haben. Zum Beispiel der junge Gottesmann, dessen einzige Daseinsberechtigung es ist, sich in einer komplett sinnlosen und aufgesetzten Liebesgeschichte in eine Meerjungfrau zu vergucken. Offenbar wollte man hier einen Orlando-Bloom-Ersatz für die weiblichen Zuschauer einbauen, doch dieses Vorhaben ist komplett in die Binsen gegangen. Selbst Johnny Depp zeigt in seiner Paraderolle Abnutzungserscheinungen und wirkt, als habe er den Film nur gemacht, um einen weiteren Gagenscheck einzustreichen. Ursprünglich nur als größerer Nebencharakter angelegt, zeigt sich außerdem, dass der schrullige Captain nicht dazu geeignet ist, einen Film alleine zu tragen. Das gibt er (so liebenswert er auch sein mag) einfach nicht her. Captain Jack braucht Figuren wie Will Turner und Elizabeth, um zu funktionieren.

Fazit:
Nein, »Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten« ist kein guter Film. Zwar merkt man, dass die Macher versuchten, das Debakel der beiden Vorgänger wieder gut zu machen, doch ging dieses Vorhaben komplett in die Hose. Mit seinen 141 Minuten ist der Film außerdem noch schmerzlich spürbare 40 Minuten zu lang.

Kai Schmidt
Redakteur

(Alle Bilder: Disney Enterprises)

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