Warum der Anfang in Resident Evil immer am besten ist

Beinahe jedes Resident Evil startet in einer eindrucksvolle Umgebung und endet in generischen Laboratorien. Das hat unter anderem symbolische Gründe.

Der erste Level in jedem Resident Evil ist immer der beste. Der erste Level in jedem Resident Evil ist immer der beste.

An welche Orte denkt ihr, wenn ihr Resident Evil hört? Das Herrenhaus vermutlich, die Polizeistation oder auch das spanische Dorf aus Resident Evil 4. Sie stehen ikonisch für das komplette Spiel, in dem sie vorkommen und sie markieren den Anfang der jeweiligen Kampagne (auch wenn wir zum Baker-Anwesen und zum Polizeipräsidium erst eine kurze Strecke laufen müssen).

Eigentlich müssten uns aber ganz andere Kulissen in den Kopf schießen, denn sie kommen in fast jedem Teil der Serie vor: schummrige Industriekomplexe und sterile Labore.

Das Anfangs-Setting prägt das ganze Spiel

Die schwarzen Schafe: Resident Evil 3, 5 und 6 fehlt ein solches Setting, das den Spieler*innen im Kopf bleibt. Das liegt unter anderem daran, dass wir von einem Ort zum nächsten gejagt werden und Backtracking eine deutlich kleinere Rolle spielt.

Jonathan Harsch
Gamerrepublic.de
Als Nintendo-Kind ging die originale RE-Trilogie damals mehr oder weniger an ihm vorbei. Das änderte sich maßgeblich mit dem Remake von Teil 1. Das Spiel begeisterte ihn dermaßen, dass er die Frage "What are you buyin'?" mit "Eine Playstation und alle bisher erschienenen Ableger" beantwortete. Froh, dass Resi die letzten Jahre ein Revival erlebt hat. Jetzt wird es zeit für Silent Hill nachzuziehen.

Der erste Schauplatz macht also ein "gutes" Resident Evil aus und trägt einen wichtigen Teil dazu bei, die gesamte Atmosphäre eines RE-Games positiv zu prägen. Das rumänischen Dorf aus Resident Evil 8, über dessen Dächer das prunkvolle Schloss ragt, scheint nun wieder die perfekte Bühne für ein gelungenes Horror-Spektakel zu sein.

Hier ist der Horror zu Hause

Videospiele leben von Gameplay, und das ist in den oben genannten Leveln am besten. Zunächst einmal beginnen wir die Spiele fast "nackt". Mit viel gutem Willen haben die Entwickler unserem Charakter noch eine Pistole und ein Erste-Hilfe-Spray zugesteckt, aber das war es in der Regel.

Und das ist gut so, denn unseren Nerven liegen erst richtig blank, wenn das Magazin immer leerer wird, die Gegner aber nicht weniger. Dann lechzen wir nach jeder Patrone wie ein Durstiger nach einem Glas Wasser in der Wüste, und jedes grüne Kraut feiern wir wie den heiligen Gral.

Die Anfangsareale in Resident Evil bleiben uns in der Regel am meisten in Erinnerung. Die Anfangsareale in Resident Evil bleiben uns in der Regel am meisten in Erinnerung.

Es kommt aber noch ein zweiter Aspekt hinzu: Das Backtracking. Über Umwege wie die Bedienstetenunterkunft (RE1), den See (RE4) oder das alte Haus/Gewächshaus (RE7) gelangen wir wieder zurück zur ursprünglichen Location. Das Geniale: Mit neu platzierten Monstern schafft es Capcom, die vertrauten Korridore, die wir dutzende Male durchlaufen haben, wieder beunruhigend und beängstigend zu machen.

Auch die Charaktere spiegeln die Geschichte wider

Das Gameplay steht mit der Story im Einklang. Denn zu Beginn sind die Charaktere meist ziemliche Anfänger (wieder bilden Resi 3, 5 und 6 die Ausnahme, in diesem Fall jedoch auch Resi 4). Das soll die Hilflosigkeit der Spieler*innen spiegeln. Mit Sicherheit ein Grund, warum Capcom in Resident Evil 7 mit Ethan einen neuen Hauptcharakter einführte und ihn vermutlich mit Teil 8 wieder begraben wird ("his story comes to a close").

Die Bakers sind anfangs nur verabscheuenswürdig. Später verstehen wir einige von ihnen besser. Die Bakers sind anfangs nur verabscheuenswürdig. Später verstehen wir einige von ihnen besser.

Diese Figuren sind (wenn sie das erste Mal vorgestellt werden) in der Regel "Normalos" ohne große Kampferfahrung - häufig scheiterten (para-)militärische Truppen bereits dort, wo sie erfolgreich sind. Zumindest aber haben sie gute Intentionen und sehen die Menschen im Mittelpunkt, nicht Geld oder Macht. Das steht im krassen Gegensatz zur Motivation derer, die für den Ausbruch der Viren, Parasiten und Pilze verantwortlich sind.

Natur gegen Industrie

Raccoon City, Pueblo, die Baker-Familie - es sind fast immer kleine Siedlungen und Städtchen, die Opfer der Großkonzerne und Bio-Terroristen werden. Relativ natürliche Gemeinschaften, zerstört durch rücksichtslosen Kapitalismus und ungebremste Globalisierung.

Die einfachen Menschen werden zu entbehrlichen Bauern, wenn die mächtigen ihre Spielchen spielen. Ihre Geschichten finden meist keine große Beachtung, sie stecken in Briefen, Notizen und Tagebucheinträgen, die wir auf unserem Weg einsammeln.

Auch die Bewohner von Pueblo sind nicht böse, sondern werden manipuliert. Auch die Bewohner von Pueblo sind nicht böse, sondern werden manipuliert.

Deshalb ist das erste Level in Resident Evil immer das beste, weil wir hier durch unbescholtene Protagonisten eine Welt sehen, die einst friedlich war und jetzt in Ruinen liegt. Bevor wir uns bis an die Zähne bewaffnen und zu den Übeltätern in ihre Labore und Fabriken hinabsteigen, um den Kampf zu ihnen zu bringen.

Resident Evil-Themenwoche auf GamePro

Die Tage vom 22. bis zum 28. Februar stehen bei uns ganz im Zeichen von Resident Evil. Von Montag bis Sonntag wird es je zwei Artikel über die beliebte Horror-Reihe von Entwickler Capcom auf GamePro.de geben, mit denen ihr euch schon ein wenig auf den Release von Village im Mai einstimmen könnt. Welche Artikel bereits erschienen sind, haben wir für euch in einer Übersicht zur Themenwoche aufgelistet.

Welches Setting in Resident Evil gefällt euch am besten?

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