Seite 4: Japans Gamer zwischen SciFi & Sex - Moe, Mecha, Eroge

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Verführerische Bildschirm-Romanzen

In Sachen Flirterei mit glubschäugigen Mädels in knappen Röcken ist Idolmaster aber noch eine harmlose Variante. Im Genre der Dating-Simulationen geht es nämlich weitaus heißer ab. Die sexuell anzüglich bis pornographischen Spiele haben ihren Ursprung Anfang der 1980er Jahre. Die in Japan eroge genannte Sparte leitet sich vom Englischen erotic games ab. Schon 1983 entwickeln die Dragon Quest-Macher Enix den Titel Lolita Syndrome für den PC.

Tenshitashi Frühe Beispiele für Dating-Simulationen: Tenshitashi No Gogo 1985.

Lolita Syndrome In pixeliger Optik rettet ihr Mädchen in Lolita Syndrome von 1983.

Idolmaster Gravure For You Erotik ganz ohne Spiel: In Idolmaster Gravure For You! für PS3 lichtet ihr hübsche Mädchen am Strand ab...

Motion Gravure ... in der Motion Gravure-Reihe für PS2 zoomt ihr hochauflösende Fotos heran.

Hier rettet ihr junge Mädchen vor den Fängen eines Massenmörders und werdet anschließend mit pixeligen »Erotik«-Bildern belohnt. Auch Strategie-Spezialist Koei schlug mit Tenshitachi No Gogo von 1985 in die selbe Kerbe. Hier umgarnt ihr in ebenso pixeligen Standbildern ein Mädel aus dem hiesigen Tennisclub. Damit ist auch der Grundstein für »Visual Novel« gelegt.

Erotische Visual Novels wie Fate/stay night oder Flyable Heart (im Bild) entfalten bei minimaler Interaktion nicht nur Anzüglichkeiten, sondern vor allem komplexe Stories. Erotische Visual Novels wie Fate/stay night oder Flyable Heart (im Bild) entfalten bei minimaler Interaktion nicht nur Anzüglichkeiten, sondern vor allem komplexe Stories.

In diesem Genre folgt ihr in Bildern und massig Text einer vertrackten Geschichte und entscheidet an vorgegebenen Stellen wie es weitergeht. Es sind ausgerechnet die erotischen Visual Novels, die dem PC in Japan so etwas wie eine Daseinsberechtigung im Spielesektor geben. Konsolenhersteller halten nämlich hier zunächst ihre (je nach Standpunkt) schützende bzw. zensierende Hand über ihre Hardware.

Schließlich sollen keine Schmuddelspielchen die vermeintlich weißen Software-Westen von Playstation, Wii und Xbox beflecken. Dennoch drängen in den 90er Jahren verstärkt Dating-Sims auch auf die Konsolen, wenn auch in entschärfter Form. Die Nachfrage bestimmt halt letztlich das (wenn auch halbherzig umgesetzte) Angebot.

In den fünf Teilen der Princess Maker-Reihe übernehmt ihr die Rolle des Vormundes eines kleinen Mädchens und zieht sie bis zur Volljährigkeit auf. In den fünf Teilen der Princess Maker-Reihe übernehmt ihr die Rolle des Vormundes eines kleinen Mädchens und zieht sie bis zur Volljährigkeit auf.

In Tokimeki Memorial (1994) für die PC Engine (später auch PSone, Saturn und Game Boy) geht es nicht um nackte Haut, sondern darum, eure wahre Liebe fürs Leben zu finden. Der große Erfolg (eine halbe Million Exemplare) bringt sogar einen Nachfolger mit vertauschten Rollen hervor.

In Tokimeki Memorial: Girl's Side spielt ihr als Frau auf der Suche nach Männern. Einen Schritt weiter, zumindest nach bürgerlichen Maßstäben, gehen Spiele im Manga-Subgenre der »Boy Love« wie z. B. Sukinamono Ha Suki Dakara Shouganai, hier geht es um homosexuelle Beziehungen. Daneben ist auch Verantwortung gefragt: Die Lebenssimulation Princess Maker von 1991 macht euch zum Vormund eines kleinen Mädchens, das ihr aufzieht. In sechs erschienenen Teilen für PC Engine, PS2, Saturn, PSP, DS, SNES, MSX2 und PC durchläuft das Mädel verschiedene Altersstufen und ergreift schließlich Berufe -- von der Bischöfin bis zur Prostituierten.

Dating in Reinkultur: In Love Plus auf DS umgarnt ihr eines von drei hübschen Mädchen. Dating in Reinkultur: In Love Plus auf DS umgarnt ihr eines von drei hübschen Mädchen.

Einen weiteren Beliebtheitsschub verpasste Konami dem Dating-Genre 2009 mit Love Plus. In dem DS-Spiel verabredet ihr euch mit einer von drei Freundinnen. Dazu ruft ihr sie an, schreibt Stylusbotschaften und trefft euch mit ihr - alles ganz jugendfrei. Nach einiger Zeit passt sich das Mädel dann euren Spielgewohnheiten an. Vergesst aber keinesfalls ihren Geburtstag! Denn Love Plus läuft in Echtzeit immer weiter, auch wenn ihr nicht spielt. Die Nachfolger Love Plus + (PSP) und New Love Plus (3DS) verkaufen sich ebenso prächtig in sechsstelligen Bereichen.

Konami bietet für nimmersatte Fans sogar einen kostenpflichtigen Email-Service. Ihr erhaltet regelmäßig individuelle Nachrichten von eurer virtuellen Freundin. Die Fanbasis ist derart verrückt nach ihren Idolen, dass Konami sogar Schnitzeljagden mit Fans in Atami (der Stadt, in der Love Plus + spielt) organisiert.
Ein ebenso todsicherer Verkaufshit sind Dating-Sims mit Japans größter Mädchen-Popband AKB48.

In den beiden PSP-Teilen von AKB 1/48 habt ihr die satte Auswahl aus 48 Mitgliedern der Popgruppe AKB48. In den beiden PSP-Teilen von AKB 1/48 habt ihr die satte Auswahl aus 48 Mitgliedern der Popgruppe AKB48.

Beide PSP-Teile AKB1/48: Idol to Koishitara (2010) und AKB1/48: Idol to Guam de Koishitara (2011) fanden über 800.000 Käufer. Hier datet ihr tatsächlich die komplette Riege der 48köpfigen Band und lasst euch mit Fotos der Mädels belohnen. Wer dagegen auf Bildmaterial ganz ohne lästige Rendezvous aus ist, der kommt mit der Motion Gravure-Serie auf der PS2 auf seine Kosten.

Denn hier räkeln sich Mädchen in knappen Bikinis vor der Kamera. Ganz ähnlich, aber mit Polygon-Figuren macht es der Ableger The Idolmaster: Gravure For You!, der es bereits auf neun(!) Teile auf der PS3 bringt. Hier posieren die Popidole einfach so für die virtuelle Kamera. Die Liste an eigentümlichen japanischen Spielen ließe sich noch beliebig fortsetzen, doch eines ist klar: Die im Westen totgesagte fernöstliche Spieleszene ist quicklebendig!

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