Resident Evil und Co. müssen stress- und barrierefrei werden und so geht's

"Angsthasen-Modi" und Barrierefreiheit – Unsere freie Autorin Samara fragt sich, wie Resident Evil und Co. zugänglicher werden könnten.

Samara freut sich auf das neue Resi und hofft, dass es möglichst vielen Spieler:innen zugänglich wird. Samara freut sich auf das neue Resi und hofft, dass es möglichst vielen Spieler:innen zugänglich wird.

Ich liebe Horrorspiele und freue ich mich immer über Spieler:innen-Zuwachs in diesem Genre. Daher finde ich es spannend, dass Entwickler Frictional Games die Fangemeinde mit einem weniger gruseligen Modus für Amnesia: Rebirth erweitern möchte. Ich habe mich gefragt, wie sinnvoll das ist, ob das zusätzlich etwas in Sachen Barrierefreiheit bringt, und ob wir folglich solche Modi auch für Resident Evil: Village bräuchten.

Angsthasen-Modus? Der Amnesia-Weg

Nach SOMA ist Amnesia: Rebirth schon das zweite Spiel von Frictional Games, das einen "entschärften" Modus erhält. Die wichtigste Änderung: Monster greifen nicht aktiv an. Damit fallen nervenaufreibende Verfolgungsjagden weg, was ängstlichere Spieler:innen abholen soll. Zum Ausgleich liefert Fricitional Games zusätzliche Rätsel.

Im bald auch auf der PlayStation verfügbaren Adventure-Modus von Amnesia: Rebirth müsst ihr euch nicht mit Monstern anlegen. Im bald auch auf der PlayStation verfügbaren Adventure-Modus von Amnesia: Rebirth müsst ihr euch nicht mit Monstern anlegen.

Ist das überhaupt sinnvoll? Böse Zungen mögen sagen: Wer keinen Grusel abkann, braucht auch keine Horrorspiele zocken. Das sehe ich anders. Viele der Spiele haben schließlich packende Geschichten und tolle Settings, die gerne ein möglichst breites Publikum erreichen dürfen.

In diesem Fall diejenigen, die zwar eine leichte Gänsehaut schätzen, aber es nervlich nicht packen, von einem Monster durch dunkle Gänge gehetzt zu werden. Wenn man jedoch schon an eine so spezielle Zielgruppe denkt, was ist dann mit den Horrorfans, die aufgrund unüberwindbarer Barrieren ausgeschlossen sind? Konkret gefragt:

Profitieren auch Spieler:innen mit Behinderung?

Ich wollte wissen, ob alternative Modi auch Vorteile für Menschen mit Behinderung bieten könnten und ob eine solche Option auch für Resident Evil: Village sinnvoll wäre. Darüber habe ich mit Accessibility-Expertin Melanie Eilert gesprochen.

Dürfen auch Spieler:innen mit Behinderung Bekanntschaft mit der großen Vampir-Lady machen? Dürfen auch Spieler:innen mit Behinderung Bekanntschaft mit der großen Vampir-Lady machen?

Melanie ist zwar nicht im Horror-Genre zu Hause, kann aber wertvolle allgemeine Einschätzungen liefern. Sie lebt mit Spinaler Muskelatrophie. Für sie sind manche Controllertasten einfacher zu bedienen als andere. Auch das Halten von Buttons ist immer problematisch. Sie profitiert also davon, wenn sie die Steuerung möglichst frei zuweisen kann.

Bei Amnesia: Rebirth würde sie beispielsweise das Ducken vom rechten Stick auf eine der unbelegten Steuerkreuzrichtungen legen. Das müsste sie allerdings aktuell im PlayStation-Menü tun, weil eine solche Option im Spiel nicht vorgesehen ist. Noch schwieriger wird es, wenn bei anspruchsvollen Flucht-, Versteck- und Kampfpassagen sowieso schon fast der ganze Controller belegt ist, wie beispielsweise typischerweise bei Resident Evil-Spielen.

Samara Summer

Samara Summer
@Auch_im_Winter

Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruslig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für Blockbuster-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.

Also weg mit den Kämpfen?

Nicht unbedingt. Modi, die komplett auf Konfrontationen mit Monstern verzichten, findet Melanie nur dann sinnvoll, wenn dadurch nicht zu viel vom Spiel verlorengeht. Bei einem rätsellastigen Spiel wie Amnesia: Rebirth bietet der Adventure-Modus also schon eher eine Alternative als beim neuen Resident Evil.

Schließlich steht die Reihe für einen guten Mix aus Action und Hirnschmalz. Die Ideallösung wäre für Melanie also kein Abenteuer-Modus, sondern verschiedene Abstufungen, um die Kämpfe etwas zu erleichtern, angefangen von guten (Ziel-)Hilfen, bis hin zu gänzlich automatisiert ablaufender Action. Ein Spiel aus einem anderen Genre, das genau diesen Weg geht, ist das Remake zu NieR Replicant. Hier ist es möglich, die Kämpfe nicht nur komplett automatisch abspielen zu lassen, sondern auch Zwischenschritte auszuwählen. So kann die Hauptfigur beispielsweise selbstständig blocken oder Heilitems konsumieren.

Mehr über die Rollenspiel-Neuauflage lest ihr hier:

Ich hoffe jedenfalls, dass Ideen wie diese zunehmend Einzug im Horror-Genre erhalten. Einerseits, weil ich mir wünsche, dass noch mehr Menschen die tollen Spiele erleben können, andererseits, weil natürlich auch die Entwickler:innen von einer möglichst großen Fangemeinde profitieren. Mehr Verkäufe bedeuten (vereinfacht gesagt) mehr Budget für künftige Spiele und Innovationen - und so schließt sich der Kreis.

Sind alternative Modi wie der Adventure-Modus von Amnesia für euch interessant? Wünscht ihr euch ähnliche Alternativen für Resident Evil: Village?

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