Seite 5: Watch Dogs im Test - Besser als die NSA erlaubt?

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An Explosionen ergötzen

Auf der PlayStation 4 und der Xbox One sieht Watch Dogs klasse aus: Viele dynamische Lichtquellen erzeugen eine ansehnliche Beleuchtung, hoch aufgelöste Texturen zieren Gehsteige, Gebäude und Fahrzeuge. Das optisch ebenfalls beeindruckende dynamische Wettersystem tut sein Übriges: Der Wind lässt Bäume und Marktschirme in sich wiegen, die Sonne lensflaret uns ins Gesicht, Regen macht Oberflächen empfänglich für hübsche Spiegelungen - gerade bei Nacht sieht das toll aus.

Sind wir zu Wasser unterwegs, machen sich die Spiegelungen und Flares besonders hübsch. Sind wir zu Wasser unterwegs, machen sich die Spiegelungen und Flares besonders hübsch.

Wo das auf Hochglanz polierte Downtown mit all seinen Wolkenkratzern, penibel nachgebauten Sehenswürdigkeiten und den belebten Straßen glänzt, fällt Chicagos Umgebung grafisch etwas ab: Gerade die Vegetation - davon gibt es viel in den Vororten - grießelt durch die Auflösung von »nur« 900P etwas vor sich hin - auf der Xbox One sind sogar nur 792P drin.

Explosionen, Feuer und Rauch bekommt Watch Dogs besonders hübsch hin. Explosionen, Feuer und Rauch bekommt Watch Dogs besonders hübsch hin.

Obwohl das Spiel hinter den Erwartungen zurückbleibt, die Ubisoft mit einer Präsentation einer frühen Version auf der E3 2012 geschürt hat, hinterlässt Watch Dogs einen sehr soliden Eindruck mit einer stabilen Framerate von 30 Bildern pro Sekunde.

Watch Dogs auf Xbox 360 und PS3

Wo Watch Dogs auf der PlayStation 4 und der Xbox One von der fortschrittlichen Technik profitiert, lässt das Spiel auf der Vorgängergeneration grafisch Federn: Das betrifft nicht nur die Auflösung, die auf beiden Plattformen etwas unter 720p liegt, sondern allem voran die vielen Details der Next-Gen-Fassungen. Auf der Xbox 360 und der PlayStation 3 besteht beispielsweise ein Großteil der Vegetation aus platten Texturen, während auf der PS4 und der One schicke Gräser aus dem Boden sprießen und sich im Wind wiegen.

Auch die Wasserdarstellung und die Beleuchtung wirken nicht so schön wie auf den neuen Konsolen. In Downtown Chicago hat Ubisoft außerdem die Zahl der Passanten und herumfahrenden Autos verringert. Meist läuft die Last-Gen-Fassung mit flüssigen 30 Bildern pro Sekunde. Nur wenn es schnell wird und auf dem Bildschirm viel los ist, gibt es gelegentlich Slowdowns und Tearing. An GTA 5 kommt Watch Dogs deshalb nicht heran, Ubisoft holt aber dennoch alles aus Xbox 360 und PlayStation 3 heraus.

Toller Einstand

Im Detail könnte man freilich so einiges kritisieren: die dürftigen Motorensounds mancher Autos zum Beispiel oder die eintönige Hintergrundmusik während gewisser Actionpassagen. Aber nichts davon stellt eine ernste Beeinträchtigung für das Spielerlebnis dar, und wenige Dinge ließen sich in Watch Dogs 2 leichter korrigieren. Was dem Spiel im Vergleich zur Konkurrenz viel mehr abgeht, ist die kulturelle Relevanz, nach der es greift, die es aber offensichtlich nicht zu fassen kriegt.

GTA funktioniert nicht nur spielerisch, es wagt auch mit jedem neuen Teil einen zynischen Blick auf die amerikanische Gegenwartskultur. Es liefert in vielerlei Hinsicht eine zweite Bedeutungsebene, die aus einem simplen Gangstershooter ein Sittengemälde macht, das den Zeitgeist einfängt und bedeutend intelligenter ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Watch Dogs hätte die Chance, mit seinen brandaktuellen Überwachungsmotiven eine ähnliche Qualität zu entfalten. Wenn wir in den ersten Minuten durch Chicago streifen und über jeden Passanten intime Informationen erhalten, zeichnet das Spiel das effektive Bild einer Zukunft, in der selbst persönliche Sehnsüchte, Wünsche und Verfehlungen nicht mehr uns selbst gehören.

Watch Dogs bringt das Problem der totalen Vernetzung auf den Tisch - und lässt es dann da liegen. Watch Dogs bringt das Problem der totalen Vernetzung auf den Tisch - und lässt es dann da liegen.

Aber Watch Dogs weiß nichts damit anzufangen. Es hat zu dieser Vision einer Zukunft keine Meinung, keine eigene Haltung. Selbst sein Protagonist bleibt ein schwammiges Gebilde ohne klare Linie: ein gedankenloser Rächer, angeblich von Schuldgefühlen geplagt, der sogar denen Angst einjagt, die er eigentlich beschützen will. Das Spiel bringt seine innere Zerrissenheit szenenweise auf den Tisch und ignoriert sie danach.

Er ist halt im Herzen doch ein netter Kerl - Spieler, identifiziere dich! Hier wäre so viel möglich gewesen, aber Watch Dogs scheitert nicht nur daran, es wagt nicht einmal den Versuch. Das - mehr als alles andere - sollte ein Watch Dogs 2 in unseren Augen leisten. Das Ende des Spiels lässt übrigens nur wenige Zweifel daran, dass eine Fortsetzung schon in Planung ist.

Einige Handlungsfäden, wie beispielsweise die genaue Rolle der an Anonymous angelehnten Hackergruppe Dedsec, scheinen darauf angelegt, in einem zweiten Teil fortgeführt zu werden. Das ist eine ziemlich selbstbewusste Planung für ein Spiel, das sich erst noch beweisen muss. Watch Dogs aber kann es sich erlauben, spielerisch blufft es nicht. Da hat es tatsächlich scharfe Patronen im Magazin.

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