Nintendo - Ex-Manager hält Struktur für zu traditionell und ineffizient

Dan Adelman und Nintendo sind nie richtig warm miteinander geworden. Nach dem einen oder anderen Skandälchen verließ der Indie-Manager das Unternehmen 2014. Nun wirft er seinem Ex-Arbeitgeber Ineffizienz vor.

Nintendo ist zu traditionell und ineffizient. Dieser Meinung ist Dan Adelman, der ehemalige Indie-Manager des Konzerns. Nintendo ist zu traditionell und ineffizient. Dieser Meinung ist Dan Adelman, der ehemalige Indie-Manager des Konzerns.

Bereits im August 2014 hat Dan Adelman Nintendo verlassen. Der Manager war zuvor beim US-Zweig des Konsolenherstellers, Publishers und Entwicklers aus Japan für den Vertrieb von Indie-Spielen zuständig, ging mit der Firmenphilosophie seines Arbeitgebers aber offensichtlich nie wirklich konform. Mehrfach gab er etwa per twitter.com Fans bei ihrer Kritik an Nintendo recht oder kritisierte den Konzern in Interviews gleich selbst - etwa für seine strikten Richtlinien bezüglich Third-Party-Spielen, die beispielweise den Wii-U-Release von The Binding of Isaac verhinderten.

Später wurde Adelman dann »kaltgestellt«: Eigenen Aussagen zufolge durfte er keine Interviews mehr geben und auch die Twitter-Kommunikation mit den Fans wurde ihm untersagt. Angeblich zog man bei Nintendo sogar in Betracht, einen PR-Mitarbeiter bei Twitter im Namen von Adelman posten zu lassen, damit dessen plötzliches Verstummen nicht so auffällt.

Das alles liegt nun zwar schon eine ganze Weile hinter Adelman, mit seinen Gedanken ist der Manager aber offenbar immer noch bei seinem Ex-Arbeitgeber. Nachdem er erst kürzlich noch die Namenswahl bei der Wii U als katastrophal bezeichnete nahm er nun Nintendo direkt ins Visier und warf dem Unternehmen im Interview mit der englischsprachigen Webseite dromble.com vor, viel zu traditionell aufgestellt zu sein, zeitraubende Strukturen aufrecht zu erhalten und generell ineffizient zu sein.

»Sie sind sehr traditionell und fokussiert darauf, die Hierarchie zu achten und Entscheidungen nur als Gruppe zu treffen. Unglücklicherweise generiert das eine Firmenkultur, in der jeder ein Ratgeber aber niemand ein Entscheider ist - und fast jeder ein Veto-Recht besitzt. Sogar Herr Iwata hasst es wie die Pest, Entscheidungen treffen zu müssen, mit denen er einem seiner Manager in Japan vor den Kopf stößt.«

Adelman findet eine derartige Firmenkultur zwar nicht grundlegend schlecht, sieht darin jedoch eine Ursache dafür, dass sich Nintendo mit gravierenden Neuerungen und Innovationen eher schwer tut. Wenn eine verwegene Idee nicht direkt an der Firmenspitze entstehe, sei es äußerst unwahrscheinlich, dass sie auch durchgesetzt werde, so der frühere Nintendo-Manager.

Darüber hinaus kritisiert Adelman seinen Ex-Arbeitgeber aber auch für sein angeblich nicht vorhandenes Verständnis für das moderne Gaming. Bei Nintendo habe man immer nur sehr langsam wahrgenommen, dass es mittlerweile Dinge wie Online-Gaming, Account-Systeme, Freundeslisten und PC-Gaming gebe. Die meisten Führungskräfte innerhalb des Konzerns seien gedanklich immer noch in den Zeiten des NES und des Super NES.

»Ideen werden häufig voreilig verworfen, nur weil einige Leute mit Veto-Recht sie einfach nicht verstehen. Es gibt nur wenig Gründe dafür, diese Ideen auszuprobieren und voranzutreiben. Risiko wird grundsätzlich nicht wirklich belohnt. Langzeit-Loyalität bringt hingegen ultimative Belohnungen mit sich, der einfachste Weg ist es deshalb, einfach mit allen anderen auf Kurs zu bleiben.«

Als Grund für all das hat Adelman übrigens den Standort von Nintendo ausgemacht: In Kyoto beheimatete Firmen seien oftmals noch traditioneller als es japanische Unternehmen ohnehin bereits seien, so der Ex-Nintendo-Manager.

Vor seiner Tätigkeit bei Nintendo hat Adelman übrigens bei Microsoft gearbeitet und dort unter anderem bei der Verwirklichung von Xbox Live Arcade mitgeholfen. Mittlerweile ist er als Wirtschaftsberater für Indie-Entwickler tätig.

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