Rückblick: PSP und PS Vita - Die portablen PlayStations

Mit dem Gameboy legt Nintendo 1989 das Fundament für viele Jahre der unangefochtenen Handheld-Marktführerschaft. Unangefochten? Nicht ganz, denn Sony will sich mit PSP und PS Vita ein Stück vom Kuchen abschneiden.

Klein, schwarz und leistungsstark – das gilt heutzutage für nahezu jedes Smartphone. Noch vor iPhone & Co hatten Spieler jedoch schon mal ein schickes Statussymbol in der Hosentasche. Sonys PlayStation Portable war zum Start ähnlich kostspielig wie ein modernes Telefon heutzutage, erst recht als sündhaft teurer Japan-Import.

Überhaupt ist das Gerät in vielen Punkten ein Smartphone-Vorläufer im Geiste: Man kann damit Musik hören, Filme schauen und natürlich spielen. Nur eine Telefonfunktion hat Sony der PSP nie spendiert. War auch nicht nötig, wie die Geschichte der PSP (und ihres Nachfolgers PS Vita) zeigt.

Großer Kuchen für Nintendo

Vor 2003 ist die Sache klar: Wer von Handheld-Konsolen spricht, meint Nintendo. Egal ob Gameboy, Gameboy Color, Gameboy Advance oder Nintendo DS – den Handheld-Markt hat Nintendo fest im Griff. Dieser Griff soll sich jedoch nach dem Willen von Sony lockern. Kurz vor der E3 2003 kündigt man die PlayStation Portable (PSP) an. Mit ihrem fantastischen Display und schnellem Innenleben soll sie dem gerade extrem erfolgreichen Nintendo DS das Wasser abgraben.

Totgeburt: Die PSP Go. Totgeburt: Die PSP Go.

Tatsächlich ist der PSP-Launch im Dezember 2004 bzw. September 2005 in Europa ein Erfolg – trotz des vergleichsweise hohen Preises von 249 Euro. Vor allem Technikbegeisterte holen sich das kleine Multimedia-Wunder, das neben Spielen auch Musik und Filme vom MemoryStick abspielen kann. Großer Kritikpunkt jedoch schon damals: Sonys proprietäres UMD-Laufwerk braucht ungebührlich viel Strom, die Akku-Laufzeit der PSP liegt weit unter der des konkurrierenden Nintendo DS.

Nach mehreren Modell-Revisionen bringt Sony 2009 schließlich die PSP Go, ohne Laufwerk, dafür mit schickem Slider-Bildschirm ähnlich dem Spiele-Handy Xperia Play von Sony Ericsson. Apropos Handy: Die Smartphone-Konkurrenz ist das größte Problem der PSP Go. Im Jahr 2009 sind iPhone & Co bereits weit verbreitet und bieten die gleichen, wenn nicht noch bessere Multimedia- und Spiele-Fähigkeiten wie das Sony-Handheld. Und das ohne dass man ein zusätzliches Gerät mitschleppen muss. Kurz, die PSP Go ist Flop und wird schon 2011 durch die PlayStation Vita (PSV) ersetzt.

PSP / PlayStation Vita - Zehn wichtige PSP/Vita-Titel ansehen

Technik-Sex?

Als die ersten PSP-Geräte in Testerhände geraten, ist man sich einig: An der Hardware gibt es nichts zu mäkeln, manche Journalisten sprechen sogar von »Technik-Sex«. Auch in der Branche ist man vom neuen Player erst mal angetan, schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Mit Electronic Arts, Codemasters, Take2 und vielen mehr hat man wichtige Publisher an Bord. Dank der Hardware-Power der PSP sehen Spiele wie Need for Speed: Underground oder Midnight Club 3 sogar richtig gut aus.

Metal Gear Solid: Peace Walker war ein der weniger echten Knüller für die PSP. Metal Gear Solid: Peace Walker war ein der weniger echten Knüller für die PSP.

Während die Verkäufe der PSP nach dem anfänglichen Schwung aber eher vor sich hin dümpeln, feiert Sony damit in Japan Erfolge. Der Grund: Die extrem beliebte Monster Hunter-Reihe gibt es nur auf der PSP, sie befeuert die Verkäufe. Nach und nach stellen jedoch die Publisher ihren Support ein. Manche ursprünglich für die Konsole geplanten Titel wie Devil May Cry oder eine mobile Version von The Elder Scrolls verschwinden sang- und klanglos. Selbst Sony-eigene Spiele wie Gran Turismo verschieben sich erheblich.

Entsprechend skeptisch beobachtet die Spielebranche die PS Vita. Ja, auch diesmal ist die Hardware exzellent. Doch bis auf ein paar eiserne Sony-treue wie Namco (Wir erinnern uns: Riiiiiidge Racer!) oder Sega halten sich die Hersteller zurück. Bezeichnend: Mit Spielen wie Asphalt: Injection oder Dungeon Hunter kommen typische Smartphone-Titel auf die PS Vita, die aber dort nicht signifikant besser aussehen als auf modernen Handys. Lediglich die Sony-eigenen Titel wie Uncharted: Golden Abyss, Little Big Planet oder Killzone: Mercenary zeigen, was wirklich in der Konsole steckt.

Tearaway von den LittleBigPlanet-Machern zeigt, was man aus der Vita an kreativem Gameplay herausholen kann. Tearaway von den LittleBigPlanet-Machern zeigt, was man aus der Vita an kreativem Gameplay herausholen kann.

Mit der PS Vita will Sony an alte Tugenden anknüpfen: Ein grandioses Touch-Display und Online-Fähigkeiten sollen das Gerät gegenüber Smartphones interessant machen. Der Clou ist die berührungsempfindliche Rückseite, die auch für Eingaben genutzt werden kann. Klingt alles super, so richtig erfolgreich ist die Vita jedoch nicht. Kein Wunder, Nintendo hat inzwischen mit dem 3DS eine echte Innovation aus dem Hut gezaubert. Wer mobil spielen will braucht neben 3DS und Smartphone kaum noch ein drittes Gerät.

Immerhin biete die PS Vita im Zusammenspiel mit der PlayStation 4 (Remote Play) interessante Möglichkeiten ähnlich dem Wii U-GamePad. Den Verkaufszahlen des Geräts hat das bislang kaum geholfen. Auch in den großen Pressekonferenzen von Sony, etwa zur E3 2015, spielte die Vita keine Rolle mehr.

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