Seite 4: Wir testen Destiny - Erstes Fazit mit der Verkaufsversion

Tag 4: Willkommen auf dem Mars, am Ende der Story

Tag vier mit der Verkaufsversion von Destiny: Wir lassen die Venus hinter uns und begeben uns auf den Mars. Der rote Riese ist der letzte Schauplatz im Rahmen der Geschichte und bietet fünf weitere Story-Missionen zwischen Stufe 15 und 18. Insgesamt hält der Shooter also 20 Story-Missionen bereit, jeweils fünf auf jedem Planeten - also weit weg von den vermuteten 32 Missionen. Nur, wenn man die Strike- und Patrouillen-Missionen, den Prolog sowie die Zwischensequenz auf dem Riff mitzählt, kommt man tatsächlich auf 32 Einsätze - mehr Schein als Sein.

Kabale und Liebe auf dem Mars

Kaum auf dem Mars angekommen, kann das Artdesign von Destiny aber den Kritikpunkt Umfang fast vergessen machen. Der gesamte Boden ist mit rotem Planetenstaub bedeckt und die Felsformationen wirken beeindruckend. Auch wenn wir die quasi in jeder Location sehen, die unterschiedliche Farbgebung sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Destiny - Kampagnen-Fazit und Gameplay zum Mars Video starten 15:28 Destiny - Kampagnen-Fazit und Gameplay zum Mars

Viel Zeit für Sightseeing haben wir aber nicht, denn auf dem Mars bekommen wir es mit einer neuen tödlichen Spezies zu tun: die Kabale. Diese dick gepanzerten Hünen erinnern mit ihrem mächtigen Körper und dem kleinen Kopf an die Mondoshawans aus dem Film Das fünfte Element. Weil sie meist ein fettes Schild vor sich hertragen, sind sie frontal kaum zu bezwingen. Daher müssen wir stets in Bewegung bleiben und versuchen, den Fleischklopsen in den Rücken zu fallen.

Besonders hartnäckig sind die Kabal-Kolosse, die wie zweibeinige Panzer enormen Schaden einstecken und mit ihrer Gatlin-Gun auch austeilen. Mit den Kabalen geht außerdem ein neues Spielgefühl einher: Im Gegensatz zu den flinken Vex auf der Venus bewegen sich die Kabale eher schwerfällig und vorhersehbar, sind aber auch hart zu knacken. Schon ein dicker Centurion kann uns im Nahkampf das Licht ausblasen.

Destinys größte Schwäche: die Story

Enttäuscht sind wir einmal mehr vom faden Missionsdesign und von der Geschichte, die entgegen unseren Hoffnungen nicht merklich spannender oder gar verständlicher wird. Immerhin erwartet uns in der letzten Mars-Mission eine hübsche Location, die mit ihren moosbewachsenen Monumenten und Artefakten glatt einer Desmond-Sequenz aus der Assassin's Creed-Reihe entsprungen sein könnte.

Außerdem verläuft der finale Bosskampf über mehrere Phasen - die sich spielerisch aber nicht voneinander unterscheiden. Abermals gilt es, Geduld zu beweisen und eine gefühlte Ewigkeit auf den Obermotz zu ballern, bis der schließlich das Handtuch wirft. Zum Gähnen!

Destiny - Gameplay-Trailer auf dem Mars Video starten 1:30 Destiny - Gameplay-Trailer auf dem Mars

Nach dem Bosskampf folgt eine längere, bedeutungslose Render-Cutscene und dann ist Schluss. Wir hatten die leise Hoffnung, dass uns das Spiel mit höherem Level noch einmal auf die anderen Planeten scheucht, doch dem ist nicht so. Um alle 20 Story-Aufträge abzuhaken, brauchten wir nicht einmal zehn Stunden.

Noch ein Strike

Anschließend geht es hauptsächlich darum, mehr Erfahrungspunkte und bessere Items zu sammeln. Ab Stufe 18 schalten wir die Strike-Playlists frei. Diese erreichen wir bequem direkt im Orbit-Bildschirm. Vier Playlists stehen zur Auswahl, die für Spieler der Stufe 18 bis 24 reichen und uns in eine zufällige Strike-Mission schicken. Im Prinzip können wir uns somit das Aussuchen einer Strike-Mission auf den jeweiligen Planeten sparen - schneller geht's mit den automatischen Playlists.

Destiny - Entwickler-Video zu den »Koop-Strikes« Video starten 2:56 Destiny - Entwickler-Video zu den »Koop-Strikes«

Als Belohnung winken neben Rufpunkten bei der Vorhut-Fraktion vor allem Vorhut-Marken, Erfahrungspunkte und seltene Ausrüstungsgegenstände. Die Jagd nach neuer Beute und Ruhmpunkten macht viel Spaß, weil wir endlich besondere Items abstauben. Generell haben wir den Eindruck, im Endgame weit mehr Items zu erhalten als zu Beginn des Spiels. Die Durststrecke nach neuer cooler Ausrüstung scheint überwunden.

Schneller leveln mit Beutezügen

Noch mehr Erfahrungspunkte erhalten wir durch die sogenannten Beutezüge. Diese optionalen Zusatzaufträge können wir uns im Turm bei einem NPC aussuchen und quasi nebenbei absolvieren. Dabei gibt es für jeden Geschmack und jeden Spielstil entsprechende Aufträge. Bevor wir uns in den PvP stürzen, suchen wir uns bestimmte PvP-Beutezüge aus, etwa »Spiele 5 Multiplayer-Matches« oder »Besiege 20 Hüter im Schmelztiegel«.

Wer lieber Story-Missionen machen oder in der Open-World herumstreunen möchte, findet ebenfalls passende Neben-Quests. Haben wir diese erfüllt, holen wir uns beim Beutezug-NPC die Belohnung ab - meist sind das mehrere Tausend Erfahrungspunkte.

Es werde Licht

Nach etwa 18 Stunden Spielzeit haben wir das Maximal-Level 20 erreicht und somit das Licht-System freigeschaltet. Ab sofort können wir unsere Stufe nur noch steigern, wenn wir Ausrüstungsgenstände mit dem Attribut »Licht« anlegen (etwa »Licht +6«). Solche Items finden wir im Endgame mit etwas Glück automatisch.

Ab einem gewissen Licht-Wert steigen wir eine Stufe auf. Wir erreichten Level 21 mithilfe von drei Licht-Items, die uns insgesamt 20 Licht-Punkte bescherten. Darüber hinaus gibt es noch Lichtpartikel, die wir als Quest-Belohnung erhalten sowie automatisch mit steigender Erfahrung sammeln. Diese können wir im Turm beim Sprecher gegen schicke Klamotten eintauschen.

Jetzt folgt der Grind

Und wie geht es weiter? Was kommt nach Erreichen der Maximalstufe? Das Grinden. Wir können jede Story-Mission in mehreren Schwierigkeitsgraden bis Stufe 24 oder höher angehen, um noch bessere Gegenstände abzusahnen.

Apropos: Neben ungewöhnlichen (grün) und seltenen (blau) Items, haben wir ab sofort die Chance, legendäre (violett) oder gar exotische (orange) Ausrüstungsgegenstände im Rahmen von High-Level-Strike-Missionen zu erhalten. Fies: Legendäre und exotische Items sind nicht zwingend für unsere Klasse bestimmt. So kann es vorkommen, dass wir etwa eine mächtige Waffe bekommen, die nur für Jäger gedacht ist. Frustrierend oder ein Anreiz, doch noch eine zweite Klasse parallel zu spielen? Das können wir noch nicht mit Gewissheit sagen, weil wir noch keinen einzigen legendären Gegenstand gefunden haben.

Destiny - Gameplay-Trailer zu Waffen, Charakteren + Social-Komponente Video starten 4:57 Destiny - Gameplay-Trailer zu Waffen, Charakteren & Social-Komponente

Das liegt auch daran, dass wir uns bislang an der wöchentlichen heroischen Strike-Mission für Stufe-22-Hüter vergebens die Zähne ausgebissen haben. Diesmal gibt es nämlich keine Spielersuche, stattdessen müssen wir die Strike-Mission als Einsatzgrupp mit bis zu zwei Freunden starten, falls wir nicht allein spielen wollen.

Im Wesentlichen bietet diese wöchentliche Hardcore-Herausforderung nichts Neues: Gegnermassen niederschießen, den Geist irgendwo einsetzen, Gegnerwellen abwehren und so weiter. Aber die Belohnungen sind eben doch reizvoll. Neben Ruf und Marken erhalten wir nämlich auch seltsame Münzen, die wir angeblich nur am Wochenende bei einem speziellen NPC im Turm gegen wertvolle Belohnungen eintauschen können.

Zufällige Special-Events

Wie es sich für einen MMO-Shooter gehört, gibt es im Spiel zufällige Special-Events, die wir meist in der Open-World im Rahmen der Patrouillen-Missionen erleben. Da donnert etwa ein Satellit vom Himmel, den wir hacken und derweil Gegnerwellen abwehren müssen.

Manchmal flieht auch ein Mini-Boss durch die Spielwelt, den die Spieler in einer gewissen Zeit erledigen müssen, bevor er verschwindet - ähnlich dem Schatzgoblin in Diablo 3. An anderer Stelle wird ein gigantischer Spinnenroboter per Landungsschiff abgeworfen, der unter Zeitdruck erledigt werden muss. Diese Events sind eine spannende Sache, weil sie die wenigen Spieler, die wir in der Welt reffen, an einen Punkt versammeln und Seite an Seite mit ihnen kämpfen. Trotzdem fehlt es auch hier schnell an Abwechslung im Missionsdesign.

Es fehlt der Inhalt

Doch wozu farmen wir in Destiny eigentlich? Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, für die es sich zu grinden lohnt. Legendäre Waffen und Rüstungsteile etwa, die wir bei Händlern der verschiedenen Fraktionen gegen Marken eintauschen können. Dazu brauchen wir aber erst einmal die Marken - und den nötigen Ruf. Das dauert.

Darüber hinaus hält der Schiffsmeister neue Varianten unseres Sparrow-Hovercrafts sowie unseres Raumschiffs bereit. Blöd: Abgesehen von unterschiedlichen Farben und einer leicht aufgebohrten Sparrow-Version, die auch seitwärts ausweichen kann, gibt es keine coolen Modelle. Wer bewaffnete Vehikel erwartet hat, wird enttäuscht. Selbst die Raumschiffe, die man im Orbit und in Ladepausen sieht, unterscheiden sich nur optisch voneinander.

Überhaupt steckt in Destiny - von dem was wir bislang gesehen haben - erstaunlich wenig Inhalt. Warum gibt es nicht mehr, womöglich gar individualisierbare Fahrzeuge? Eine Handvoll Hovercrafts, ein paar Schiffe, ein einziger Panzer (der aber nicht spielbar ist und nur als Bossgegner auftaucht) - das war's.

Daher fragen wir uns schon: Was hat Bungie die letzten Jahre über gemacht? Wo ist das ganze Geld hingeflossen? Müssen wir uns alle weiteren Features und Inhalte per DLC und Fortsetzung nachkaufen, immerhin ist Destiny ja ein 10-Jahres-Projekt. Vielleicht überrascht uns Destiny ja noch im Endgame, am 26. September soll der erste und vorläufig einzige Raid für Stufe-26-Spieler starten. Unsere finalen Eindrücke samt Wertung lest ihr demnächst in unserem separaten Test.

Destiny - Launch-Trailer: Werde zur Legende Video starten 2:13 Destiny - Launch-Trailer: Werde zur Legende

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