Pro Evolution Soccer 2017 - Kick mit Köpfchen

PES 2017 setzt auf Verbesserungen im Detail, könnte aber trotzdem neue Maßstäbe setzen – einer lernenden KI sei Dank.

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Pro Evolution Soccer 2017 in der Vorschau. Pro Evolution Soccer 2017 in der Vorschau.

Der Stolz in der Stimme von Adam Bhatti ist nicht zu überhören. »PES 2016 ist das höchstbewertete Sportspiel auf PS4 und Xbox One«, erzählt uns der Global Brand Manager von Konami auf dem First-Look-Event von Pro Evolution Soccer 2017 in Mailand. Das zeigt vor allem eins: Die Fußballsimulation von Konami ist auf einem richtig guten Weg.

Auf den 87-Metacritic-Durchschnittspunkten ruhen sich die Entwickler aber nicht aus, sondern wollen mit PES 2017 an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. In Mailand erfahren wir nicht nur, wie Konami das anstellen will, sondern dürfen auch selbst mehrere Partien probekicken.

Kader-Updates ab Tag 1
In PES 2016 gab es zum und nach dem Launch des Spiels große Probleme mit den regelmäßigen Kader-Updates, die sich ewig verzögerten. Adam Bhatti entschuldigte sich dafür und verspricht für PES 2017 Besserung. Wöchentliche und monatliche Kader-Updates soll es ab dem Start sowohl für Online- als auch Offline-Spieler geben.

Feature-Phrasendrescherei

In Sachen Selbstbewusstsein können Bhatti und seine Kollegen also durchaus mit einem gewissen Herrn Ibrahimovic mithalten, auch das hochtrabende Motto »Control Reality« - zu deutsch »Kontrolliere die Realität« - könnte glatt von Zlatan persönlich stammen. Aber nein, auch wenn es ein wenig danach klingt, wird das neue PES keine VR-Headsets unterstützen, die Entwickler wollen diesen Slogan stattdessen mit einer ganzen Reihe von Gameplay-Verbesserungen und einer überarbeiteten Optik erreichen.

Die Optik wirkt insgesamt kontrastreicher und somit noch etwas realistischer als der Vorgänger. Die Optik wirkt insgesamt kontrastreicher und somit noch etwas realistischer als der Vorgänger.

Oder um es zlatanisiert wie Bhatti auszudrücken: »Gameplay ist das, was Pro Evolution Soccer so beliebt macht!« Auf dem Papier liest sich die Feature-Liste aber erstmal gewohnt schwafelig. »Real Touch«, »Precise Pass«, »Total Team Control«, »Adaptive AI«, das hört man zumindest gefühlt in jedem Jahr. Wie gut, dass wir die Dinge direkt am Gamepad überprüfen können.

Mehr Schmackes, bitte!

Beispiel »Precise Pass«. Laut Bhatti gibt es nun eine direktere Kontrolle für Pässe, die Folge sollen noch millimetergenauere Zuspiele sein - einen entsprechend passstarken Spieler vorausgesetzt. Gut dass wir in unserem ersten Match mit Arsenal London mit Mesut Özil direkt einen der besten Vorbereiter und Spielgestalter der Welt in unseren Reihen haben.

Anfangs ist das Passen allerdings recht ungewohnt, denn im Vergleich zu PES 2016 muss nun für stärkere Pässe der entsprechende Knopf deutlich länger gedrückt werden. Unsere ersten schwächeren Pässe kullern dementsprechend nur lahm über das Feld und werden vom Gegner abgefangen. Nach ein paar Minuten haben wir uns umgewöhnt und kombinieren gefällig durchs Mittelfeld.

Viel präziser kommt uns das Passspiel zwar nicht vor, Spaß macht es aber trotzdem. Verbessert wurden in jedem Fall die hohen Zuspiele in den Lauf, die lassen sich jetzt auf Wunsch nämlich auch mit deutlich mehr Druck spielen, die oftmals schwachen Bogenlampen aus dem Vorgänger sind passe.

Es muss fließen

Generell fühlt sich PES 2017 etwas langsamer an als PES 2016, das mag daran liegen, dass durch »Real Touch« jetzt mehr Wert daraufgelegt wird, wie gut ein Ball verarbeitet und weitergeleitet werden kann. Das kann bei manchen Spielern ein bisschen länger dauern, wie wir bei den Probematches mehrmals schmerzlich feststellen. Bälle springen meterweit vom Fuß, Drehungen dauern etwas länger, gerade bei schnellen Kurzpässen ist dementsprechend mehr Konzentration gefordert.

Die Ballannahme und das Weiterleiten der Pille ist in PES 2017 noch wichtiger als bisher. Die Ballannahme und das Weiterleiten der Pille ist in PES 2017 noch wichtiger als bisher.

Das Gute an der Sache ist vor allem, dass sich dank Real Touch der Spielfluss jetzt noch etwas besser regulieren lässt. Den Gegner mit etwas Mittelfeldgeplänkel einlullen und dann mit einer technisch sauberen Annahme plus schnellem Zuspiel in die Spitze eine Torchance kreieren ist bei PES 2017 kein Problem und fühlt sich klasse an, wir haben es mehrfach ausprobiert.

Tiki-Taka auf Knopfdruck

Die Kontrolle des Spielflusses lässt sich durch neue taktischen Einstellungen noch etwas weiter ausreizen. Zu den bereits bekannten Schnelleinstellungen für Offensive und Defensive gesellen sich in PES 2017 einige erweiterte Optionen. Für den Angriff stehen zum Beispiel die Taktiken »Hug the Touchline« und »Tiki-Taka« zur Auswahl, bei ersterer bewegen sich die Flügelspieler noch mehr Richtung Linie, bei zweiterem kommen die Spieler enger zusammen, um ein Kurzpassspiel aufzuziehen.

Im Defensivbereich können wir bestimmte Spieler besonders intensiv decken (»Tight Marking«) oder bei einem Angriff alle Kicker in den Sechzehner ziehen (»Swarm the Box«). Insgesamt vier dieser Taktiken lassen sich auf das Steuerkreuz legen und dann per Kurzbefehl (hinterer Trigger plus D-Pad-Richtung) während des laufenden Spiels (de)aktivieren - anders als bei FIFA sogar mehrere gleichzeitig. In der Praxis funktioniert das ausgesprochen gut, besonders unsere Defensivvorgaben werden hervorragend umgesetzt.

Auch bei Ecken gibt es in PES 2017 ein paar erweitere Funktionen, zum Beispiel, dass unser Team in einer bestimmten Formation in den Strafraum läuft oder auf einen bestimmten Pfosten geht - das neue Schnellauswahlmenü hierfür erweist sich in Mailand aber noch als etwas fummelig.

Wachere Keeper

Für die Torhüter musste Konami im letzten Jahr einige Kritik einstecken, zu oft ließen zum Beispiel die Keeper einfache Bälle nach vorne abprallen. Dieses Problems haben sich die Entwickler in PES 2017 angenommen und auch wenn wir Adam Bhattis Aussage (»Wir glauben, dass das die besten Torhüter aller Fußballspiele sind!«) in der Kürze der Anspielzeit natürlich nicht abschließend überprüfen können, so fällt uns doch auf, dass die Schlussmänner nun wacher und reaktionsschneller wirken.

Wenn noch ein Tor benötigt wird, lassen sich die Keeper bei Standardsituationen aus dem Tor holen. Wenn noch ein Tor benötigt wird, lassen sich die Keeper bei Standardsituationen aus dem Tor holen.

Im Probematch Deutschland gegen Frankreich zum Beispiel rappelt sich Manuel Neuer in einer Situation nach einer Parade blitzschnell auf, um auch den zweiten und dritten Nachschuss abzuwehren, auf der anderen Seite taucht Hugo Lloris extrem schnell in die Ecken ab.

Die verbesserte Keeper-Intelligenz macht einige bewährte Fast-Sicher-Tor-Situationen aus dem Vorgänger zunichte, die geschlenzten Bälle vom Strafraumeck oder wuchtige Diagonalschüsse zum Beispiel. Überhaupt haben wir nach ein paar gespielten Partien das Gefühl, dass Schüsse nun nicht mehr so oft im Winkel landen, sondern haarscharf am Pfosten vorbeistreichen. Und auch einen Torhüter-Patzer können wir wieder beobachten, denn in einer Situation köpfen wir eine Flanke allzu leicht in die Torwartecke ein, der Keeper macht dabei keine gute Figur.

Referee-Feinschliff

Auf die Schiedsrichter haben wir beim Anspielen ebenfalls ein besonderes Auge, denn deren KI war ein weiterer Kritikpunkt beim letzten PES. Das lag laut Adam Bhatti daran, dass man sich erst spät in der Entwicklung entschied, einen größeren Fokus auf den Körperkontakt und Zweikämpfe der Spieler zu legen, die Auslegung der Schiedsrichter hinkte dem etwas hinterher.

Bei Gerangel im Strafraum sollen die Schiris noch genauer hinschauen. Bei Gerangel im Strafraum sollen die Schiris noch genauer hinschauen.

Jetzt sollen die Referees Details in Spielsituationen genauer bewerten, etwa bei Grätschen oder Remplern, nachdem der Ball bereits den Fuß eines Spielers verlassen hat. Unser erster Eindruck ist auch ordentlich, misslungene Grätschen werden nach wie vor rigoros mit gelben oder roten Karten geahndet, bei Remplern und Schubsern dagegen auch mal ein Auge zugedrückt.

Die Auslegung der Vorteilsregel wirkt hingegen noch immer etwas unausgegoren. Während der Unparteiische in einigen Szenen gut weiterlaufen lässt, pfeift er an anderer Stelle nach einem Foul ab, obwohl der Ball zu unserem Spieler kommt.

Das Fußballspiel der Zukunft?

Den Punkt »Adaptive AI« hebt Bhatti in Mailand besonders hervor, redet gar von einem »Gamechanger«. Und tatsächlich hört sich die Neuerung in der Theorie enorm interessant an. Die Spieler sollen sich in PES 2017 dem eigenen Spielstil anpassen, und somit auch auf lange Sicht immer wieder vor neue Herausforderungen stellen.

Wenn wir zum Beispiel in der Meister Liga einen passstarken Spieler verpflichten, der dann im Mittelfeld die Fäden zieht, sollen sich die KI-Gegner auf den Kicker einstellen und ihn zum Beispiel besonders eng in Manndeckung nehmen oder doppeln.

Die adaptive KI wird vor allem im Meister-Liga-Modus zum Einsatz kommen. Die adaptive KI wird vor allem im Meister-Liga-Modus zum Einsatz kommen.

Bhatti sagt uns zudem, dass im Moment noch an der Balance für die Adaptive AI gearbeitet wird, klar, denn in der auf Langfristigkeit angelegten Meister-Liga muss die lernende KI anders funktionieren als beim Freundschaftsspiel.

Ausprobieren können wir das System in der Kürze der Anspielzeit freilich noch nicht, wir versprechen uns von den Kickern mit Köpfchen aber eine Menge. Denn wir sind ehrlich: Ein wirklich frischer Impuls würde dem etwas festgefahrenen Fußballspielgenre mehr als guttun.

Animationswunder - mal wieder

Bei allen Eindrücken ist zu beachten: Unsere Vorschauversion ist noch in einem sehr frühen Stadium, ändern kann sich bis zum Release (der wahrscheinlich irgendwann im Herbst erfolgt) noch eine ganze Menge. Trotzdem schön, dass die Fassung schon überraschend fertig wirkt, fast schon auf Demo-Niveau. In PES 2017 wird die Fox-Engine noch umfassender genutzt, wir bemerken vor allem Detailverbesserungen.

Die ganze Optik wirkt kontrastreicher und dadurch knackiger und realistischer, die Spielergesichter sind nicht mehr so maskenartig und im Stadion laufen unter anderem mehr Ordner oder Sicherheitsleute herum. Zudem sorgen neue Details für Atmosphäre: Gefrorener Atem der Spieler bei einer Partie im Winter zum Beispiel, Wasser, das bei einem Regenmatch beim Torerfolg vom Netz fliegt oder auch das Freistoßspray des Schiedsrichters, das in PES 2016 noch gefehlt hatte.

Ein echter Augenschmaus sind schon wie in den Vorjahren die Animationen, bei denen in guter alter Serientradition auch diese Saison etliche neue hinzukommen. Abwehrspieler verschränken vor einer ankommenden Flanke im Strafraum beispielsweise die Hände auf dem Rücken, vor Kopfballduellen werden Hände auf Schultern gelegt, um sich einen Vorteil zu verschaffen und Torhüter bleiben nach anstrengenden Paraden oder missglückten Abwehrversuchen platt wie hilflose Käfer auf dem Rücken liegen.

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