Transfeindlichkeit, antisemitische Darstellung und Co. - So geht Hogwarts Legacy mit kontroversen Themen um

Das Harry Potter-Spiel wird auf sozialen Medien heiß diskutiert, nicht zuletzt wegen der transfeindlichen Aussagen von J.K. Rowling. Wir haben nachgefragt, wie das Spiel mit diesen Themen umgeht.

So behandelt Hogwarts Legacy Inklusion und kontroverse Themen. So behandelt Hogwarts Legacy Inklusion und kontroverse Themen.

Hogwarts Legacy wird in den sozialen Medien heiß diskutiert, besonders die transfeindlichen Ansichten und Darstellung der Kobolde von Harry Potter-Schöpferin J.K. Rowling sorgen für viel Kritik. Eine ausführliche Übersicht darüber, welche Kontroversen rund um das Spiel existieren und in welcher Form sie sich direkt oder indirekt auf Hogwarts Legacy auswirken, könnt ihr euch hier verschaffen:

Transfeindlichkeit bei J.K. Rowling, Goblins & Co.

Entsprechend wollten wir wissen, wie Entwickler Avalanche Software Thematiken wie Transfeindlichkeit und antisemitische Darstellung im Spiel behandeln und haben dafür mit Narrative Lead Moira Squier und Game Designer Kelly Murphy gesprochen.

Eine Botschaft der Offenheit

Die Entwickler*innen pochten im GamePro-Interview darauf, dass Inklusion und Diversität für sie ein wichtiges Thema sind. Nicht nur treffen wir auf Charaktere verschiedener Ethnizitäten (was GamePro beim Anspiel-Event zu Hogwarts Legacy bereits selbst sehen konnte), sondern auch verschiedene LGBTQIA+-Personen. Zwar können wir keine Romanzen im Spiel eingehen, aber Charaktere sollen etwa frei über ihre Partner*innen sprechen. Murphy fasst die Philosophie des Spiels auf folgende Art zusammen:

Es war wirklich wichtig für uns, dass wir ein Spiel machen, wo du, ganz egal wer du bist, ankommen kannst und das Gefühl bekommst, als wärst du zu Hause und willkommen und akzeptiert.

Trans Charaktere in Hogwarts Legacy

Besonders um den Einfluss von J.K. Rowlings transfeindlichen Aussagen dreht sich viel Kritik. Hogwarts Legacy lässt uns hingegen explizit auch trans Charaktere spielen: Im Charaktereditor können wir unser Aussehen und unsere Stimme unabhängig voneinander wählen. Grundsätzlich gibt es eine femininere und eine maskulinere Stimme zur Auswahl, die sich jeweils auch höher oder niedriger pitchen lassen – allerdings klang das im Anspielevent noch sehr unnatürlich, wir raten also bislang davon ab.

Hier könnt ihr es euch einmal anhören:

Hogwarts Legacy - Angespielt: Vorschau zur großen Open World-Hoffnung Video starten 12:10 Hogwarts Legacy - Angespielt: Vorschau zur großen Open World-Hoffnung

Wahl des Geschlechtes: Im Editor können wir außerdem frei auswählen, ob wir Hexe oder Zauberer sein wollen. Das bestimmt dann, in welchem Schlafsaal wir untergebracht sind und wie wir angesprochen werden. Wir können unsere Pronomen im Spiel also nicht frei wählen, aber theoretisch problemlos als trans Charaktere spielen. Eine nicht-binäre Option gibt es nicht.

Kobolde und antisemitische Darstellung in Hogwarts Legacy

Auch die Darstellung der Kobolde stand bei J.K. Rowling bereits in der Vergangenheit in der Kritik. Sie greift einige verbereitete Klischees auf, die an antisemitische Karikaturen erinnern, wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verbreitet waren.

In Hogwarts Legacy spielen Kobolde sogar eine besonders große Rolle, denn die Kobold-Revolution ist ein wichtiger Teil der Story. Einer der Antagonisten ist der Rebellionsführer Ranrok, der alle Hexen und Zauberer vernichten will. Zwar hat sich an der typischen Darstellung der Kobolde (etwa die gedrungene Gestalt und lange Hakennase) im Spiel nichts geändert, die Entwickler*innen erklären aber, dass sie zumindest nuanciert mit den verschiedenen Kobolden umgehen wollen.

So sei ihnen wichtig zu zeigen, dass Kobolde über lange Zeit von Hexen und Zauberern schlecht behandelt wurden und es einen guten Grund für die Rebellion gibt. Gleichzeitig solle es mehr um das Schicksal einzelner Charaktere als eine umfassende Ideologie gehen, wie Moira Squier erklärt:

Die Kobolde im Spiel sind vollwertige Personen. Es gibt gute Kobolde, es gibt böse Kobolde, sie haben Nuancen, Persönlichkeiten und Tiefe. Sie sind nicht eintönig oder ein Stereotyp. Sie sind eine vielfältige Gruppe von Personen. Ranrok - nicht der netteste Typ, ein rebellischer, sehr gewalttätiger, machthungriger Kobold. Der Spielercharakter trifft aber auch einige liebenswerte Kobolde, mit denen er oder sie sich anfreunden kann und die vielleicht Ranroks Methoden nicht zustimmen.

Die Umsetzung macht den Unterschied

Wie gelungen diese Darstellungen am Ende in Hogwarts Legacy umgesetzt sind, müssen wir aktuell natürlich noch abwarten. Die Entwickler*innen machen aber zumindest deutlich, dass sie sich um die Thematik der Inklusion durchaus Gedanken gemacht haben. Es bleibt also zu hoffen, dass das Spiel nicht nur die Kritik abwehren will, sondern tatsächlich bemüht ist, ein positives Zeichen zu setzen.