Kais Trashcorner: Die rote Flut - Teeniestars der 80er leisten Widerstand

Die Grundidee von THQs Shooter Homefront ist nicht neu: Bereits im Film »Die rote Flut« (1984) fielen feindliche Truppen in den USA ein und rissen die Macht an sich.

Schon lange vor Homefront zeichnete Regisseur John Milius (»Conan der Barbar«) in seinem Film »Die rote Flut« (1984) ein Szenario, vor dem Amerika auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs mit der Sowjet Union zitterte: Was wäre, wenn die Russen über Nacht eine Invasion der USA starteten und erfolgreich die Kontrolle an sich rissen? Der Film verzichtet dabei auf ein spektakuläres Weltkriegsszenario - Milius zeigt die Invasion aus der Perspektive einer typischen US-amerikanischen Kleinstadt. Als die alliierten Truppen von Russland und Kuba per Fallschirm landen, halten viele Einwohner die Sache für einen schlechten Scherz. Doch schnell gibt es die ersten Toten, Panik bricht aus.

Patriotisch: Die Jugend Amerikas schlägt den Feind zurück! Patriotisch: Die Jugend Amerikas schlägt den Feind zurück!

Eine Gruppe Jugendlicher entkommt in die nahegelegenen Berge und verschanzt sich dort für einige Zeit. Als die Vorräte zur Neige gehen, trauen sich die Teenies in die besetzte Stadt - und erleben dort ein Horrorszenario: Die Russen haben den Ort fest in ihrer Gewalt, aufmüpfige Einwohner werden in einem improvisierten Internierungslager (das örtliche Autokino, ironischerweise eine ur-amerikanische Institution) eingesperrt oder gleich an Ort und Stelle exekutiert. Als der Vater der beiden Anführer der Truppe vor ihren Augen erschossen wird, wird den Teenagern klar: Sie müssen den Kampf aufnehmen! Und so organisieren sie sich unter dem Kampfnamen »Wolverines« (nach dem Footballteam der Stadt) als Widerstandsgruppe in den Bergen, setzen den Russen immer wieder mit Partisanenangriffen aus dem Hinterhalt zu. Die Situation eskaliert, der russische Kommandeur lässt in einer bedrückenden Szene für jeden getöteten Soldaten Einwohner der Stadt hinrichten. Das lassen sich die patriotischen Jugendlichen, die inzwischen zu ernstzunehmenden Kämpfern gereift sind, nicht bieten: Es kommt zum furiosen Showdown, bei dem viele von ihnen ihr Leben im »Kampf für die gute Sache« lassen.

Remake und Nacheiferer

Aus den Kleinstadt-Teenagern werden schnell gewiefte Partisanenkämpfer. Aus den Kleinstadt-Teenagern werden schnell gewiefte Partisanenkämpfer.

»Reaktionär«, »kriegsverherrlichend«, »geschmacklos« oder »abscheulicher Propagandafilm« sind nur einige der Schlagworte, die man dem Film seinerzeit in Deutschland entgegenschmetterte. Kein Wunder, dass der Streifen recht schnell auf dem Index für jugendgefährdende Medien landete. Inzwischen ist »Die rote Flut« wieder freigegeben und erhält sogar ein Remake, das schon lange abgedreht ist, aber nun noch einmal digital verändert wird, um die neue Gegnernation von China auf Nord Korea umzuändern. Interessant: Trotz der PG-13 Freigabe in den USA scheut sich der 1984er-Film nicht, äußerst aufwühlende Szenen zu zeigen. So wird ein Mitglied der Wolverines nach dessen (unfreiwilligem) Verrat und einer verlustreichen Hetzjagd vom Anführer der Truppe nach Militärtradition exekutiert. Harter Tobak, wenn man bedenkt, dass es sich um Teenager handelt. Ist man jedoch in der Lage, den übermäßigen Patriotismus und die reaktionäre Botschaft des Films auszublenden, bleibt ein spannender Action-Thriller mit durchaus interessantem Setting - und vor allem einer erstklassigen Besetzung: Patrick Swayze, Charlie Sheen, Powers Boothe, Jennifer Grey und Lea Thompson spielen gut und bringen ihre Rollen glaubhaft rüber. Wie zu erwarten, fällt die Charakterisierung der Invasoren weniger gut aus: Russen und Kubaner sind Monster, die vernichtet werden müssen. Punkt.

Interessanterweise stehen 2011 gleich drei Projekte auf dem Programm, die sich der Story annehmen und sie variieren: Neben Homefront kommt das erwähnte Remake auf uns zu, und in Australien hat man heimlich, still und leise die Verfilmung des Bestsellers »Tomorrow, when the War began« abgedreht - das erste Kapitel einer sechsteiligen Reihe. Der Film spielt zwar in Downunder, wo eine unbekannte Militärmacht einfällt, doch er greift Motive und Szenen aus »Die rote Flut« auf. In beiden Werken formieren sich Teenager zum Widerstand, deren Entscheidung zu kämpfen durch die Hinrichtung eines Familienoberhaupts im Internierungslager gefestigt wird. »Tomorrow« ist jedoch als Teenie-Unterhaltung konzipiert und um einiges zahmer als John Milius’ hartes Invasions-Epos.

zu den Kommentaren (11)

Kommentare(11)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.