Ready Player One - Wie sich der Film von der Buchvorlage entfernt und trotzdem den Nagel auf den Kopf trifft

Für den Sprung ins Kino musste Steven Spielberg ordentlich an Ready Player One herumschrauben - und das war gut so.

Ready Player One entfernt sich teilweise von der Buchvorlage. Das war auch nötig. Ready Player One entfernt sich teilweise von der Buchvorlage. Das war auch nötig.

Ready Player One galt lange als DER Überraschungshit auf den Bücher-Bestsellerlisten. Gespickt mit unzähligen 80er-Jahre-Referenzen und einer riesigen Portion Nerd-Wissen traf Ernest Clines Debütroman scheinbar den Nerv einer gesamten Generation. Und welche Person hätte sich besser für die Filmumsetzung geeignet, als jemand, der unsere Erinnerung an die 80er-Jahre immer noch maßgeblich prägt?

Als Steven Spielberg als Regisseur bestätigt wurde, machte ich Luftsprünge, zusammen mit schätzungsweise Millionen anderen Fans auf der Welt. Mit den ersten Trailern verwandelte sich die Vorfreude jedoch schnell in ein eher mulmiges Gefühl - war es wirklich machbar, die bunte Sci-Fi-Popkultur-Explosion auf die große Leinwand zu bannen?

Die kurze Antwort lautet: ja. Allerding musste Spielberg hierfür ordentlich an der Buchvorlage herumschrauben. Und das war auch gut so.

Die Nerd-Bibel musste abspecken

Wir schreiben das Jahr 2044. Armut und Hoffnungslosigkeit plagen die Menschheit. Der einzige Ausweg aus dem tristen, verstaubten Alltag? Die alternative Realität der OASIS, eine VR-Simulation, die jedem User eine zweite, glücklichere Existenz ermöglicht - Second Life trifft auf VR Chat, nur in weitaus größeren Maßstäben.

Die Ausgangssituation von Ready Player One ist schnell auf den Punkt gebracht, der weitere Verlauf des Buches ist hingegen nicht so einfach nacherzählt. Als sich unser Held Wade Watts (Tye Sheridan) aufmacht, das sagenumwobene Easter Egg der OASIS zu finden, besteht die weitere Geschichte nämlich hauptsächlich aus detailverliebten Erwähnungen von Videospielen, Filmen und Musikstücken der 80er-Jahre.

Ready Player One zeigt auf der Leindwand jüngere Referenzen wie Overwatch und Street Fighter. Ready Player One zeigt auf der Leindwand jüngere Referenzen wie Overwatch und Street Fighter.

Auf seinem Weg zum Erfolg zockte Wade etwa den Dungeon Crawler Dungeons of Daggorath, spielte einen Matthew Broderick-Film aus 1983 nach und stellte sein Wissen über das klassische Text-Adventure Zork unter Beweis.

Diese ultra-nerdigen Verweise wurden im Film jedoch durch einfache und bekanntere Gegenstücke ersetzt. So hüpfen Iron Giant, Tracer aus Overwatch und einige Halo-Spartaner über das finale Schlachtfeld des Films. Das macht den Film auch für Leute nachvollziehbar, die weder die Buchvorlage gelesen, noch von Dungeons of Daggorath gehört haben.

Diese Änderungen dürften manchen Fans der Bücher aber auch sauer aufstoßen. Die Wahrheit ist jedoch: Würde die OASIS heute oder in einigen Jahren existieren, dann würde sie doch höchstwahrscheinlich genau so aussehen.

Über einen tiefergehenden Nerd-Exzess nach Vorbild des Romans hätte ich mich zwar riesig gefreut, aber was bleibt ist die Erkenntnis, dass selbst 140 Minuten nicht genug gewesen wären, um Hardcore-Fans und nichtsahnende Zuschauer zu befriedigen.

Spielberg macht sein eigenes Ding

Film und Buch unterscheiden sich im Aufbau und in den Details stark; Spielberg strukturierte die Story um, tauschte und vereinfachte Referenzen und drückte dem Leinwandspektakel so seinen ganz persönlichen Stempel auf. Und genau dies ist der entscheidende Faktor, der den 80er-Flair des Buches wieder perfekt auf den Punkt bringt.

Ready Player One basiert auf einem Roman, der das Geschichtenerzählen von 80er-Jahre-Ikonen wie Spielberg, John Hughes und Co. vergöttert. Es ist also nur richtig, dass es sich im Kern auch wie ein von Spielberg inszenierter Film anfühlt, mit allen Änderungen und filmischen Kniffen - und nicht wie eine plumpe Kopie der Buchvorlage.

Der Film ist zum geradlinigen Abenteuer von Wade und seinen Freunden geworden, das einige leicht verständliche Anspielungen einstreut, aber im Grunde auch ganz alleine funktioniert. Darin besteht letztendlich der Charme, und deswegen funktioniert die Umsetzung so gut. Egal, ob wir Ultraman oder Iron Giant über die Leinwand spazieren sehen.

Ein weiterer Pluspunkt für alle Easter Egg-Hunter: Mit dem Buch anzufangen lohnt sich so auch nach dem Film noch allemal - es gibt einfach noch so viel zu entdecken.

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