Cozy Grove im Test: Ein Campingausflug für alle, denen Animal Crossing zu hektisch ist

Auf der Insel Cozy Grove helfen wir Geistern, mit sich ins Reine zu kommen. Das tut gut, aber erfordert auch sehr viel Geduld, wie unser Test zeigt.

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In Cozy Grove wartet ein etwas anderes Pfadfinder-Abenteuer auf uns, bei dem wir uns um die Bedürfnisse von geisterhaften Bären kümmern. In Cozy Grove wartet ein etwas anderes Pfadfinder-Abenteuer auf uns, bei dem wir uns um die Bedürfnisse von geisterhaften Bären kümmern.

Auf den ersten Blick erscheint Cozy Grove wie eine Spiel gewordene Erholungsreise. Die Lebenssimulation von Spry Fox lädt uns mit seinem schönen Grafikstil und dem entspannenden Soundtrack regelrecht dazu ein, die Seele baumeln zu lassen und erinnert damit an Spiele wie Animal Crossing: New Horizons.

Auf dem zweiten Blick wird aber deutlich, dass Cozy Grove in einigen Dingen entscheidend anders vorgeht. Es geht nicht nur darum, gemütlich Ressourcen zu sammeln und mit den Bewohnern zu plaudern, was sich irgendwann erschöpft. Es geht vielmehr darum, als Geistfinder den auf der Insel lebenden Geistern zu helfen, mit sich ins Reine zu kommen - ähnlich wie in Spiritfarer. Wir können die Umgebung zwar auch wie in Animal Crossing mitgestalten, aber auf der Insel Cozy Grove regiert das Motto: Jeden Tag eine gute Tat - nicht mehr und nicht weniger.

Eine Mission in Etappen

Na gut, vielleicht sind es auch zwei oder drei gute Taten, aber das Spiel setzt uns eben bewusst ein tägliches Limit an Möglichkeiten, die wir ausschöpfen können. Es ist gezielt darauf ausgelegt, jeden Tag in nur rund 30 Minuten limitierte Ressourcen wie Erze und Früchte zu sammeln, um nur eine Handvoll Aufgaben bei Geistern (die übrigens allesamt Bären sind) zu erledigen.

Haben wir ihnen soweit alle gewünschten Items gebracht, können wir das Gamepad beruhigt aus der Hand legen, da erst Zeit vergehen muss, bis es wieder bestimmte Ressourcen und neue Aufgaben gibt. Diese ziemlich rigorose Limitierung ist Geschmackssache und wird Spieler:innen sauer aufstoßen, die sich gern mehrere Stunden am Stück auf der Insel beschäftigen würden.

Denn Cozy Grove setzt dabei auf ein Echtzeitsystem. So passt sich die Tageszeit im Spiel der realen Zeit an. Ist es abends bei euch dunkel, ist es auch im Spiel so. Und falls wir mal einen Tag auf etwas warten müssen, bedeutet das, dass wir wirklich einen echten Tag verstreichen lassen müssen.

Aber keine Sorge, knappe festgelegte Zeiträume wie bei Events oder dem Rübenkauf in Animal Crossing: New Horizons gibt es nicht. Cozy Grove passt sich hier unserer Geschwindigkeit an. Setzen wir mal eine Woche aus, verpassen wir trotzdem nichts, da das Spiel den Zeitraum nicht mit einrechnet, sondern fortlaufend (z.B. von Tag 11 auf Tag 12) zählt.

Mehr Never-Ending-Dienstbote als Geistfinder

Den Geistern zu helfen bedeutet in Cozy Grove ununterbrochen den Suchhund bzw. den Dienstboten zu spielen. Und das funktioniert immer nach einem ähnlichen Schema: So sollen wir beispielsweise für den Postbären Patrice Fellbac Briefe und Päckchen wiederfinden. Diese können sich hinter anderen Gegenständen verstecken, oder aber wir finden sie in Laubhügeln oder Ähnlichem.

Auch das Einfangen der Wichte, anderen kleinen Geisterwesen, gehört dazu. Denn die haben eine Vorliebe dafür, den Bären ihr Hab und Gut zu stibitzen. Sollte sich die Suche, die einem Wimmelbild gleicht, mal in die Länge ziehen, können wir aber im Questbuch und durch NPCs Hinweise erhalten.

Wissen wir mal nicht weiter, gibt uns unter anderem das Questbuch nützliche Tipps, wo wir als nächstes suchen sollten. Wissen wir mal nicht weiter, gibt uns unter anderem das Questbuch nützliche Tipps, wo wir als nächstes suchen sollten.

Unnachgiebiger Grind

Nichtsdestotrotz arten solche Aufgaben auch mal zur Geduldsprobe aus. Um bestimmte Gegenstände aufzutreiben und so einem Geist zu helfen, reicht es nicht immer, einfach nur abzuwarten, bis zum Beispiel neue Fische im Meer auftauchen. Stattdessen müssen wir einen Haufen Zeug sammeln oder mit Hilfe von NPCs herstellen, bei denen wir Gegenstände craften müssen. Daraus entwickelt sich sich dann eine schier unübersichtliche ToDo-Liste, die viel Zeit und Ressourcen kostet.

Reicht dann der Lagerplatz in unserem Camp (bei NPC Flammi) nicht aus, wird es noch komplizierter. Zum Glück können wir aber bei Kapitän Schnautz Pinguinbär immer wieder neu gefundene Muscheln, gekochte Mahlzeiten und anderen Kram für unserer Sammlung gegen eine Belohnung eintauschen und so Platz schaffen.

Ganz nebenbei gilt es noch eine Sammlung zu füllen, was uns aber immerhin weitere Belohnungen einbringt. Ganz nebenbei gilt es noch eine Sammlung zu füllen, was uns aber immerhin weitere Belohnungen einbringt.

Grind-Hölle par excellence: Das Tee-Ei ist so ein abschreckendes Beispiel: Für eine Quest benötigen wir mehrere Gegenstände, darunter auch das Tee-Ei. Um das herstellen zu können, brauchen wir aber nicht nur 50 spezielle Vogelessenzen (kristallartige Items von Vögeln), sondern auch ein gekochtes Ei. Und das wiederum stellen wir aus 12 normalen Eiern her, die wir hauptsächlich und ohne Garantie durch das Füttern von Vögeln bekommen.

Die Tiere haben jedoch jeden Tag auf eine andere Mahlzeit Lust, die wir meist auch erst mit viel Aufwand zubereiten müssen. So kann es viele Spielstunden dauern, bis wir alles beisammen haben und endlich diese eine Quest abschließen können.

Wir müssen nicht selten Geduld mitbringen, um die ganzen Gegenstände zusammenzubekommen. Das Tee-Ei ist so ein ein anstrengender Fall. Wir müssen nicht selten Geduld mitbringen, um die ganzen Gegenstände zusammenzubekommen. Das Tee-Ei ist so ein ein anstrengender Fall.

Haben wir früher oder später alle Gegenstände beisammen, winkt immerhin eine Belohnung. Die kann aus Münzen, aber auch anderen Gegenständen wie Zutaten und verbessertem Werkzeug bestehen, das wir wiederum für den Abbau einiger Ressourcen brauchen. In erster Linie geht es uns aber um Geisterholz, mit dem wir Flammi, unser Feuer im Lager, füttern können. Denn nur wenn das lodert, entwickelt sich die Insel weiter, wodurch wir auch auf neue Bären treffen.

Es werde bunt: Das Abschließen einer Quest hat zudem noch einen Nebeneffekt: Die farblose Umgebung, die sich teils über die ganze Insel erstreckt, färbt sich um die Geister herum wieder ein, sobald wir ihnen geholfen haben. Das hält allerdings nur solange an, bis der Bär wieder unsere Hilfe benötigt. Mit Lampen können wir hier entgegenwirken und einen Radius drumherum dauerhaft farbig halten. Das ist nötig, um Bäume und Sträucher überhaupt ernten zu können.

Haben wir einem Geist geholfen, bringen wir damit Farbe zurück auf die Insel. Haben wir einem Geist geholfen, bringen wir damit Farbe zurück auf die Insel.

Shoppingtour mit Hintergedanken

Unseren Verdienst können wir dann unter anderem bei Mr. Kit, einem großen Fuchs, wieder ausgeben. Dort warten nicht nur neue Gegenstände und Zutaten, sondern auch Klamotten, mit denen sich der Geistfinder jederzeit umgestalten lässt.

Dekoration ist aber nicht gleich Dekoration. Vögel und Pflanzen liefern uns beispielsweise weitere Items wie Essenzen und Früchte. Das interessante hierbei: Sie reagieren auf ihre Umgebung, weshalb wir darauf achten sollten, wo wir sie platzieren. Gefällt einem Vogel eine rustikale Umgebung, ist es ratsam, Gegenstände mit dieser Eigenschaft gezielt in seine Nähe zu stellen.

Bei Mr. Kit können wir Items ein- und verkaufen. Aber Achtung: Vögel und Pflanzen haben besondere Bedürfnisse. Bei Mr. Kit können wir Items ein- und verkaufen. Aber Achtung: Vögel und Pflanzen haben besondere Bedürfnisse.

Charmant, aber mit düsterem Unterton

Cozy Grove hält seine Spielmechanik mit einer rund 40-stündigen Geschichte zusammen, die sich allerdings durch die etwa 30 Minuten Spielzeit am Tag sehr streckt. Wie bereits angerissen helfen wir als Geistfinder den Geistern und lassen so die Insel wieder aufblühen. Das mag keine weltbewegende Handlung sein, zieht einen aber mit seinen Dialogen, Briefen und Comics durch das Geschehen. Und wie es sich für einen Geistfinder gehört, sammeln wir nebenbei, ähnlich wie ein Pfadfinder, fleißig Abzeichen und damit auch Münzen.

Allerdings trifft Cozy Grove nicht immer den richtigen Ton. Das Spiel ist zwar charmant inszeniert, es schwingt aber immer mal wieder ein dunkler Unterton mit. Das liegt nicht unbedingt daran, dass es sich hier um tote Bären handelt. Es sind eher makabre Dialogzeilen, die sich einschleichen. So erwähnt der Postbär beispielsweise, dass er eine Schachtel voller bluttriefender Bärenpranken bekommen hat. Ob der Entwickler hier eine witzige oder düstere Note beabsichtigt hat, wird nicht klar und zeigt, dass der Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit nicht immer gelingt.

Technisch noch viel Luft nach oben

Cozy Grove ist kein AAA-Titel, der die Konsolen massiv beansprucht. So zumindest die Theorie. Praktisch sieht es da aber etwas anders aus.

Der Elefant im Raum ist die schlechte Performance. Sowohl bei der PS4- als auch der Switch-Version hatten wir ständig mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen. Ein Speicher-Bug hat außerdem dafür gesorgt, dass zeitweise nicht weitergespielt werden konnte. Entwickler Spry Fox hat das Problem zwar zwischenzeitlich durch einen Patch gelöst, dafür kommen seitdem die Texturen der PS4-Version aber nicht mehr hinterher und ploppen unschön auf.

Vereinzelnd finden sich in der deutschen Sprachausgabe auch noch englische Dialogzeilen. Die nicht anpassbare Steuerung geht soweit in Ordnung, könnte aber hinsichtlich der Genauigkeit überarbeitet werden. Das gezielte Auswählen eines Objektes ist manchmal einfach zu schwierig.

Cozy Grove müht sich vor allem auf der Switch-Version ab. Dort sind die Framerate-Einbrüche nochmal stärker und zwischendurch fielen auch die (heilen!) Joy-Cons einfach aus. Im Handheld-Modus konnten wir dann zwar auf die sonst gute Touch-Steuerung ausweichen, aber das milderte nicht den Frust, der zusätzlich durch unseren festgefrorenen Charakter hervorgerufen wurde.

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