Dank Dark Souls hat sich unsere WG wieder lieben gelernt

Manche WGs stärken ihr Gemeinschaftsgefühl mit Film- oder Kochabenden, unser Autor Erik Körner spielt mit seinen Mitbewohnern Dark Souls. Seitdem sind sich die drei näher denn je.

Unsere WG hat gemeinsam Soulsborne-Titel gespielt, wenn auch nicht nur in Unterhose. Seitdem sind wir uns näher denn je. Unsere WG hat gemeinsam Soulsborne-Titel gespielt, wenn auch nicht nur in Unterhose. Seitdem sind wir uns näher denn je.

Ich könnte keine besseren Mitbewohner haben. Wir lachen über dieselben Memes, harmonieren politisch, unser Musikgeschmack überschneidet sich weitestgehend, und Videospiele verbinden uns. Doch rund zwei Jahre pandemiebedingtes Aufeinanderhocken lässt irgendwann selbst die widerstandsfähigste Beziehung bröckeln. Zum Glück gibt es die Soulsborne-Reihe. Dank ihr sind wir uns seit Kurzem näher denn je.

Von Gewissensbissen zum Souls-Date

Ausschlaggebend dafür war mein Plan, den Dezember mit Dark Souls zu füllen. Ich habe es mehrfach angespielt, doch jeder Anlauf endete nach wenigen Stunden. Gehversuche mit Sekiro verliefen ähnlich. Mir fehlte schlicht die Geduld. Zunehmend plagte mich in den letzten Monaten ein Gedanke: Ich müsste nur einmal die Zähne zusammenbeißen, dann würde sich mir das Franchise sicher eröffnen. Schließlich ist Souls-Inspiration ICO mein Lieblingsspiel. 

Ich erzählte einem meiner Mitbewohner, Julian, von meiner Idee. Er hat bisher keinen Soulsborne-Titel gespielt, doch sein Lächeln sagte mir: geile Sache. Dark Souls: Remastered landete kurz darauf in seiner Steam-Bibliothek, wir hatten ein Gemeinschaftsprojekt. Auch wenn es nicht wie geplant startete. 

Erik Körner
@snoopykoira

Endlich einen Soulsborne-Titel beendet zu haben, ist ein kolossaler persönlicher Triumph. Die mentale Last ist weg und gleichzeitig möchte ich möglichst zeitnah den Rest der Reihe durcharbeiten. Noch schöner ist aber die gestärkte Bindung unserer WG, die uns die Spiele beschert hat.

Julian blieb zwar bei seiner Wahl, ich zog aber das Demon’s Souls Remake vor, dank eines nicht-ausschlagbaren Black-Friday-Angebots. Schlussendlich sollte mir die Wahl des Soulsborne-Ablegers gleich sein, solang ich für mein Seelenwohl nur irgendeinen Teil durchspiele. Julian schien das nicht zu stören, ihm genügte die Vorfreude auf das “Ultimate Game of All Time”.

Wie früher auf dem Schulhof

Mittlerweile haben wir nur noch ein Gesprächsthema: Soulsborne. Schon beim Frühstück beleben gegenseitige Berichte über Fortschritte, Erfolge und Fehlschläge die Küche. Mein zweiter Mitbewohner, Tom, spielt nicht mit, hört und schaut uns aber, in seinen Worten, "wie ein stolzer Vater von der Seitenlinie" zu. Er hat bereits Bloodborne, Sekiro und Dark Souls 3 unter seinem Gürtel. 

Julians Fragen kann ich dank des enzyklopädischen Wissens beantworten, das ich durch den jahrelangen Konsum von Dark-Souls-Speedruns aufsaugte. Tom versorgt uns mit spieleübergreifenden Weisheiten, wie dass schnelles Rollen wichtiger als hohe Rüstungswerte sei. Es ist wie auf dem Schulhof. Nur spekulieren wir nicht darüber, ob sich Mew unter einem Truck versteckt, sondern navigieren uns mit auf den Monitor deutenden Fingern zum Graswappenschild oder durch den Turm von Latria.

Selbst emotionale Unterstützung erleichtert den Kampf gegen Ornstein und Smough nicht, sie macht ihn aber erträglich. Selbst emotionale Unterstützung erleichtert den Kampf gegen Ornstein und Smough nicht, sie macht ihn aber erträglich.

Auch emotionale Unterstützung geben wir uns. Als Julian das berüchtigte Boss-Duo Ornstein und Smough erreichte, standen Tom und ich mit verschränkten Armen und einem Energy Drink in der Hand hinter ihm. Nach jedem Tod massierten wir ihn mit aufmunternden Worten, erinnerten ihn während des Kampfs ans Ruhigbleiben. Dasselbe taten Tom und Julian für mich, als ich am Flammenschleicher-Bosskampf verzweifelte. Entsprechend laut war das durch die Wohnung hallende "Let’s Go!", als wir endlich siegten.

Eine (hoffentlich) reißfeste Liebe

Mittlerweile habe ich Demon’s Souls weginhaliert, einen neuen Charakter in Dark Souls erstellt und bin bereits weiter als in jedem vorherigen Anlauf. Der Soulsborne-Funke ist endlich übergesprungen. Während ich diese Zeilen schreibe, rollt und fechtet sich Julian durch die letzten Meter des "Artorias of the Abyss"-DLCs; muss danach nur noch den finalen Boss bezwingen, Gwyn, Herr des Zunders. Toms väterlicher Stolz auf unseren rapiden Fortschritt lässt weiterhin nicht ab.

Voraussichtlich werden wird auch zahlreiche gemeinsame Abende in Elden Ring verbringen. Voraussichtlich werden wird auch zahlreiche gemeinsame Abende in Elden Ring verbringen.

Das Ende unserer ungewöhnlichen Liebesgeschichte ist nicht in Sicht. Julian und ich wollen im Januar Dark Souls 3 starten, Elden Ring spielen wir im Februar dann zu dritt. Ein angenehmer Trost, der uns hoffentlich auch durch die kommenden Pandemiemonate tragen wird.

Mehr zu Souls: GamePro-Freelancerin Samara Summer schreibt in ihrer Kolumne, warum sie Freiheit in Elden Ring so wichtig findet.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit den Soulsborne-Spielen machen können? Oder haben andere Spiele euch und eure Freund*innen zusammengeschweißt?

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