Seite 3: Dragon Age 2 im Test - Ist das noch Dragon Age?

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Die Kämpfe: taktisch, aber fummelig

Auch wenn es keine Herr der Ringe-typischen Riesengefechte gibt, gekämpft wird in Dragon Age 2 dennoch zur Genüge. Die Scharmützel laufen auf den ersten Blick wie gewohnt ab. Actionorientierte Spieler dreschen in Echtzeit auf Gegnerköpfe ein. Toll daran: Bioware hat das Tempo und den Spielfluss der Kämpfe erhöht. Beim Aktivieren eines Talents läuft der Held nicht mehr wie in Dragon Age: Origins erst in Position, holt aus und schlägt dann zu, sondern hechtet nun regelrecht ins Geschehen, um ohne Zeitverlust mit dem Schwert loszudreschen oder mit Zaubersprüchen um sich zu werfen. Das sieht dank der aufwändigen Animationen klasse aus und bringt weit mehr Action und Dynamik in die Kämpfe, als wir es vom Vorgänger gewohnt sind. Als Nahkämpfer steuert sich Dragon Age 2 beinahe wie ein Hack-n-Slay á la God of War und macht fast genauso viel Laune.

Ist der Kreis um das Schwerter-Symbol unseres Gegners voll, können wir einen besonders tödlichen Angriff einsetzen. [360] Ist der Kreis um das Schwerter-Symbol unseres Gegners voll, können wir einen besonders tödlichen Angriff einsetzen. [360]

Taktisch anspruchsvoll bleiben die Scharmützel dennoch. Wer blindlings in eine Monsterhorde rennt oder nicht gezielt erst mal heilende Anführer ausschaltet, der gewinnt in Dragon Age 2 schon nach wenigen Spielstunden keinen Blumentopf mehr. Bei kniffligen Kämpfen gehen wir deshalb lieber erst mal in den Pausemodus, um in Ruhe Befehle zu erteilen. Die Bedienung ist dabei allerdings ähnlich umständlich wie im ersten Dragon Age. Sogar Fähigkeiten, die wir auf die Schnellauswahl gelegt haben, müssen wir im pausierten Spiel lästig aus dem Kreismenü aussuchen, um sie einzusetzen.

Immerhin dürfen wir im Taktik-Editor wieder bis ins kleinste Detail festlegen, wie welcher KI-Recke in bestimmten Situationen reagieren soll. Wichtige Elemente wie die Charakterportraits sind sinnvoller angeordnet und mit leichter zu erkennenden Lebens- und Mana-Balken versehen. Zwar mag die nun sehr schnörkellos gestaltete, geradezu spartanische Fertigkeitenleiste vor allem beinharten Fantasy-Fans ein Dorn im Auge sein, doch das ist Geschmacksache.

Die Schnellauswahl der Talente unten rechts ist im Pausemodus deaktiviert. Das Erteilen von Befehlen wird dadurch unnötig fummelig. [360] Die Schnellauswahl der Talente unten rechts ist im Pausemodus deaktiviert. Das Erteilen von Befehlen wird dadurch unnötig fummelig. [360]

Viel wichtiger ist die Frage: Funktioniert es? Ja, denn dank nützlicher Tutorialtexte finden sich Dragon Age-Neulinge schnell zurecht. Außerhalb eines Kampfes dürfen wir jederzeit speichern oder den Schwierigkeitsgrad ändern -- so soll’s sein. Wermutstropfen für beinharte Rollenspiel-Fans: Ähnlich wie in Mass Effect 2 hat Bioware das Inventarsystem deutlich entschlackt. Einzelne Rüstungsteile wie Helme, Stiefel und Handschuhe dürfen wir lediglich unserem Hauptcharakter verpassen -- die Klamotten unserer Begleiter lassen sich lediglich als Ganzes mehrmals im Spiel austauschen oder mit passenden Runen aufwerten.

Das Charaktersystem: lädt zum Experimentieren ein

Das Charaktersystem hat Bioware gewaltig umgebaut. Zwar dürfen wir mit Levelaufstiegen wie gewohnt Punkte sowohl auf Eigenschaften wie Stärke, Geschicklichkeit oder Weisheit als auch auf klassenspezifische Talente verteilen. Letztere schalten wir aber nicht mehr linear frei, sondern wählen aus bis zu neun, teils verzweigten Bäumen. So machen wir etwa aus der Kriegerin Aveline entweder einen Profi im Kampf mit Schwert und Schild oder eine Anführerin, die die gesamte Gruppe mit passiven Boni unterstützt.

Nutzlose oder übermächtige Talente sind uns im Test keine aufgefallen, und das Herumexperimentieren mit den Spezialisierungen und ihren Ausbaustufen macht viel Spaß. Allerdings hätte das Menü etwas komfortabler ausfallen können. Welcher Talentbaum was bewirkt und vor allem welche Unterkategorien und Upgrades er bietet, erfahren wir erst, wenn wir die einzelnen Äste durchschalten und den Cursor hakelig auf den einzelnen Talenten platzieren.

Die Technik: alt, aber stimmig

Bioware hat für Dragon Age 2 die Engine des Vorgängers aufgebohrt. Besonders in Innenräumen zahlt sich das durch stimmige und atmosphärische Beleuchtung aus. [PS3] Bioware hat für Dragon Age 2 die Engine des Vorgängers aufgebohrt. Besonders in Innenräumen zahlt sich das durch stimmige und atmosphärische Beleuchtung aus. [PS3]

In Dragon Age 2 arbeitet Biowares hauseigene Eclipse-Engine aus dem Vorgänger. Deren Alter sieht man dem Spiel mittlerweile an. Der Detailgrad der Landschaften ist nicht mehr zeitgemäß, in manchen Gebieten ist die Grafik regelrecht hässlich. Da stört es doppelt, dass uns das Programm häufig durch die immer gleichen Klonkeller und -höhlen schickt -- ebenfalls ein Zeichen für die kurze Produktionszeit des Spiels. Zwar versuchen die Entwickler, die technischen Limitierungen ihres Grafikgerüsts durch eine fast artifizielle Optik nebst harter Kontraste und spezieller Farbpalette zu kaschieren, das gelingt aber nur zum Teil.

In sich stimmig ist Dragon Age 2 dennoch, und sowohl die Zaubereffekte als auch die Charaktere überzeugen uns auf ganzer Linie. Ähnlich knallige Gefechte und aufwändig animierte Figuren gibt’s derzeit nur in Mass Effect 2. Und ähnlich viel Spaß wie der Science-Fiction-Hit macht derzeit auch kein anderes Rollenspiel. Auch wenn sich die Ängste der Fans zum Teil bewahrheitet haben, ist Biowares Fantasy-Fortsetzung trotzdem ein grandioser Titel.

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