Interview mit Sony zu Vita & PlayStation 4 - »Wir haben falsche Erwartungen geweckt«

Im Gespräch mit GamePro erzählt Shuhei Yoshida von Sony über vergangene Fehler und die Zukunftsstrategie für PlayStation 4 & Co.

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Wir hatten die seltene Gelegenheit zum Plausch mit der Sony-Chefetage. Shuhei Yoshida, Chef der Sony Worldwide Studios, sprach mit uns über den Trend zum zweiten Bildschirm, die Schlacht um Exklusiv-DLCs, Prestigeprojekte wie Heavy Rain - und das Start-Line-Up der Playstation 4.

Das Interview führte André Peschke, der Chefredakteur unserer Partnerseite Krawall.de.

Shuhei Yoshida, Chef der Sony Worldwide Studios Shuhei Yoshida, Chef der Sony Worldwide Studios

GamePro: Herr Yoshida, auf der E3 scheint plötzlich jeder seine Liebe zum zweiten Bildschirm entdeckt zu haben. Sony benutzt hierfür die Vita und das »Cross Control«-Feature, Microsoft will Tablets und Smartphones einbeziehen, und Nintendo hat diesen Trend mit der Ankündigung der Wii U im letzten Jahr scheinbar losgetreten. Halten Sie den zweiten Bildschirm für eine wichtige Neuheit? Oder reagieren sie nur auf Veränderungen im Markt, um auf der sicheren Seite zu sein?

Shuhei Yoshida: Nun, wenn Sie sich etwas weiter umschauen, dann stellen Sie fest, dass es diese Technologie auch an anderer Stelle gibt. Apples »AirPlay« zum Beispiel. Ich denke, es handelt sich einfach um eine natürliche Entwicklung der Technologie, die derzeit in allen Bereichen in Richtung einer stärkeren Vernetzung strebt. Wir selbst haben das »Remote Play«-Feature bereits zum Start der PS3 angeboten, das ist also nicht völlig neu für uns.

Jetzt, wo uns die PS Vita eine noch stärkere Vernetzung der Geräte erlaubt, können wir unser Angebot jedoch stark ausweiten, wie zum Beispiel bei Playstation Allstars Battle, wo sich Spielstände übergreifend in der Cloud abspeichern lassen, und das auch Spiele von Vita gegen PS3 erlaubt. Aber Sie haben Recht, es ist schon ein interessanter Zufall, dass sich alle drei Plattforminhaber zur gleichen Zeit entschlossen haben, über den »Second Screen« zu sprechen.

PS All Stars Battle Royale erlaubt das Zusammenspiel zwischen PS3 und Vita. PS All Stars Battle Royale erlaubt das Zusammenspiel zwischen PS3 und Vita.

GamePro: Sie hatten schon bei der PSP das »Remote Play«-Feature integriert, dann aber kaum unterstützt. Auch für die Vita gibt es nur wenige entsprechende Spiele. Woran liegt das?

Shuhei Yoshida: Es gibt ja immer mehr Titel, die das Feature unterstützen. Es stimmt aber auch, dass wir bei den Konsumenten falsche Erwartungen geweckt haben. Es war mein Fehler, auf der Tokyo Game Show im letzten Jahr das »Remote Play«-Feature mit Killzone 3 zu demonstrieren. Ich habe deutlich gesagt, dass es sich nur um eine Technikdemo handelt und nicht um ein tatsächliches Produkt. Denn nicht alle Levels von Killzone 3 würden sich dazu eignen, jeder hat andere Anforderungen an den Arbeitsspeicher und die Rechenkraft der PS3. Wir haben also nur einen der passenden Levels ausgewählt, um zu demonstrieren, wie »Remote Play« funktioniert.

Die Erwartung war aber, dass das gesamte Spiel unterstützt werden würde. »Remote Play« ist leider keine Funktion, die allein vom System abhängt, jedes Spiel muss individuell daran angepasst werden. Für ein anspruchsvolles Spiel ist es daher schwierig, die nötigen Reserven für CPU-Zeit und Speicher bereitzustellen.

Shadow of the Colossus bekommt nachträglich Cross-Play-Funktionalität spendiert. Shadow of the Colossus bekommt nachträglich Cross-Play-Funktionalität spendiert.

GamePro: War das auch der Grund, warum das Feature bereits auf der PSP nie richtig zum Einsatz kam?

Shuhei Yoshida: Das Problem, dass auf der PS3-Seite die nötige Rechenpower vorgehalten werden muss, bestand natürlich auch. Bei der PSP kamen aber noch weitere Probleme hinzu, zum Beispiel eine zu niedrige Bildschirmauflösung. Der Text aus den für HD-Fernseher entwickelten PS3-Spielen war auf ihr nicht lesbar. Noch dazu fehlte der PSP der für viele Spiele wichtige zweite Analogstick. Die Vita hat diese Analogsticks, mit dem rückseitigen Touchscreen wollen wir zudem die fehlenden Trigger-Buttons.

Die Herausforderung bei der »Remote Play«-Unterstützung liegt nun also ganz auf Seiten der PS3. Wir haben übrigens gerade erst angekündigt, dass wir vier bereits veröffentlichte Spiele durch Patches »Remote Play«-kompatibel machen: »Shadow of the Colossus HD, ICO HD, sowie die beiden Spiele aus der God of War HD Collection. Diese Spiele werden auf dem 5-Zoll-Display der Vita absolut fantastisch aussehen.

GamePro: Denken Sie, dass auch unabhängige Entwickler die nötige Zeit investieren werden, dieses Feature zu integrieren? Dort wird man sich fragen: »Wie viele Leute besitzen eine PS3 und eine PS Vita? Und wie viele davon interessiert dieses Feature so sehr, dass wir deswegen mehr Spiele verkaufen?« Anders gefragt: Glauben Sie, dass es für den »Second Screen« in Verbindung mit der Vita je einen breiten Support geben wird, oder bleibt er ein Gimmick?

Shuhei Yoshida: Er ist ein zusätzliches Werkzeug, kein Gimmick. »Remote Play« ist zugegebenermaßen die größte Herausforderung, weil es Ressourcen von der PS3 abzieht. Aber andere Funktionen wie »Cross Play«, also das Spielen von PS Vita gegen PS3, lassen sich einfacher unterstützen. Viele Spiele werden ohnehin zugleich für PS3 und PS Vita entwickelt. Da ist es dann nur eine Frage der Programmierung, es den Spielen zu erlauben, miteinander zu kommunizieren.

Die Kojima-Spiele wie Metal Gear HD Collection unterstützen bereits Cross-Saving. Die Kojima-Spiele wie Metal Gear HD Collection unterstützen bereits Cross-Saving.

Genauso beim »Cross Saving«: Wenn das gleiche Spiel auf beiden Plattformen existiert, dann ist es nur natürlich, die »Cloud Saving«-Funktion anzubieten, sodass Sie Ihr Spiel jederzeit auf der einen oder anderen Plattform fortsetzen können. Kojima-San tut dies zum Beispiel bei seiner Metal Gear HD Collection. Oder denken Sie an »Cross Goods«, das bedeutet, dass ein DLC, den Sie kaufen, sowohl auf PS3 als auch auf PS Vita funktioniert. Das ist problemlos einsetzbar. Von »Remote Play« abgesehen glaube ich daher schon, dass die übrigen Features künftig auch von Drittherstellern verstärkt angeboten werden.

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