Overcooked hat in meiner chaotischen WG für mehr Harmonie gesorgt

Das kooperative Kochspiel setzt auf viel Chaos in der Küche. Aber genau das kann in einer Wohngemeinschaft für mehr Ordnung sorgen, wie Annika feststellte.

Overcooked ist für Annika pures Chaos, das gut tut. Overcooked ist für Annika pures Chaos, das gut tut.

Genre: Partyspiel Entwickler: Ghost Town Games Plattform: PS4, Xbox One, PC, Switch Release: 3. August 2016

Viele Koop-Spiele zielen darauf ab, dass wir zusammen harmonisch jedes Hindernis überwinden. Und dann gibt es da die Sorte Koop-Spiele, die uns erst durch die Mangel drehen, bis wir Teamwork entwickeln. Bestes Beispiel ist Overcooked, in dem wir als putzige kleine Köche in den verrücktesten Küchen versuchen, möglichst schnell und fehlerfrei die Bestellungen abzuarbeiten.

Dass dabei schon mal alles in Flammen aufgeht und man sich vor dem Bildschirm gegenseitig anschreit, hat Annika gleich mehrmals miterlebt – und im Nachhinein überrascht festgestellt, wie therapeutisch dieses Chaos sich letztendlich auf eine Wohngemeinschaft auswirken kann.

Annika Bavendiek
Annika Bavendiek

Annika lebte mehrere Jahre lang in einer 3er-WG, was durchaus nicht immer einfach war. Während sie zu der sehr ordentlichen Sorte Mensch gehört, war ihr Mitbewohner das absolute Gegenteil von ihr. Irgendwo dazwischen platzierte sich die dritte im Bunde, was zu einem sehr breiten Persönlichkeitsmix führte.

“Verdammte $#%!!1! Teller! Wir brauchen Teller!”

Wenn gleich mehrere, teils sehr unterschiedliche Menschen ständig aufeinander hocken, kommt es unweigerlich zu Spannungen, wenn nicht sogar zu Problemen. Das musste selbst ich in meiner doch sehr harmonischen Wohngemeinschaft miterleben. Aber so gut wir drei – eine kontrollbedürftige Perfektionistin, ein launischer Chaot und ein konfliktscheues Mäuschen – auch miteinander auskamen, stauten sich auch bei uns mit der Zeit Stress und kleine unausgefochtene WG-Konflikte an.

Ein Glück, dass wir uns eines Tages zu dritt – mehr aus Langeweile heraus – auf meine Couch hockten und auf der PS4 Overcooked anschmissen. Was folgte, war gut eine Stunde pures Chaos und (liebevolles!) Anbrüllen, bevor wir immer mehr lernten uns besser abzusprechen.

“Verflucht nochmal, du sollst die verfi***ten Teller abwaschen!” ist nur ein Beispiel, was wir uns immer wieder lautstark gegenseitig an den Kopf brüllten. Da wurde sogar ich rasend, was ich so gar nicht von mir kannte. Lautes Fluchen und wild auf dem Sofa rumfuchteln waren also gang und gäbe, während wir anfangs mehr schlecht als recht versuchten, unsere Arbeitsteilung auf die Reihe zu bekommen. Wer schnibbelt welches Gemüse? Wer achtet darauf, dass der Reis nicht anbrennt und um Himmels Willen, wäscht bitte mal jemand die dreckigen Teller ab?!

Viel Chaos und wenig Zeit führen gerne mal dazu, dass alles in Brand steht. Viel Chaos und wenig Zeit führen gerne mal dazu, dass alles in Brand steht.

Mit der Zeit wurde es zwar immer besser, aber natürlich stand die Küche trotz allem regelmäßig in Brand, weil mal wieder jemand nicht schnell genug war. Einmal kurz nicht aufgepasst, entwickelt sich so aus einer kleinen Unachtsamkeit gerne mal wortwörtlich ein Flächenbrand inklusive gegenseitiger Beschimpfungen. Dass sowieso immer irgendeine Zutat und saubere Teller fehlten, war sowieso Standard, denn so tickt Overcooked eben.

Allerdings machten wir uns das Leben auch gerne mal mit Absicht schwer. Beispielsweise indem irgendwer mit haufenweise Pilzen die Map flutete, einfach weil wir die anderen damit ärgern wollten. Dass wir alle im selben Team sind und so womöglich nicht die nötige Punktzahl vor Ablauf der Zeit erreichen, um ein Level weiterzukommen, war da nebensächlich.

Hier ein Video, in dem Tobi und Mirco Overcooked spielen. Aber glaubt mir, wenn ich sage, dass sich die beiden für die Kamera noch gekonnt zurückhalten und das Chaos-Potenzial (vor allem mit mehr Spieler*innen) wesentlich größer ist:

Overcooked - Angespielt: Tobi und Mirco retten im Kochfieber das Zwiebelreich Video starten 5:43 Overcooked - Angespielt: Tobi und Mirco retten im Kochfieber das Zwiebelreich

Die heilende Kraft das Chaos

So hektisch es in unserer digitalen Küche auch abging, der Blödsinn, der daraus entstand und unsere Lachmuskeln strapazierte, war es allemal wert. Selten hatte ich trotz fehlendem Fortschritt so viel Spaß mit einem Spiel. Da ist es schon fast schade, dass wir in jeder neuen Session nach anfänglichem Chaos irgendwann dann doch den Dreh raus hatten und hochkonzentriert die Bestellungen abarbeiteten.

Ohne es damals zu bemerken, bauten wir aber auf diesen Weg auch immer etwas Stress ab. Und nicht nur das. Overcooked zu spielen führte letztendlich dazu, dass sich unser Teamwork in der WG weiterentwickelte. Ob im Spiel oder im echten Leben, wir waren gezwungen unter Druck miteinander zu kommunizieren und Lösungen zu finden. Vor allem das gemeinsame Kochen und der Putzplan profitierten davon.

Es gab sogar Momente, in denen ich mich an unsere Overcooked-Sessions erinnerte, um beispielsweise Unordnung in der Küche lockerer hinzunehmen. Zum einen, weil ich direkt wieder schmunzeln musste, zum anderen, weil mir die Erinnerungen das gute Gefühl gab, dass wir trotz Chaos am Ende doch zusammenarbeiten können. Sicherlich mit ein Grund, warum wir auch nach Auflösung der WG noch so gut befreundet und füreinander da sind.

Im Nachhinein klingt es etwas überdramatisch, dass ein Spiel wie Overcooked, Teil 2 oder die All You Can Eat Edition so eine Wirkung haben, aber letztendlich können uns Spiele auch den Spiegel vorhalten und wie ein Ventil wirken.

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