Seite 2: Red Dead Redemption 2 im Test - High Noon für Superlative

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Guter Outlaw, böser Outlaw

Dass die Spielwelt von Red Dead Redemption 2 so unheimlich einnehmend und fantastisch ist, liegt einerseits an der schieren grafischen Qualität - uns fällt kaum ein anderer Titel ein, der Natur derart realistisch darstellt - andererseits aber auch an der Glaubhaftigkeit: Hier wirkt kein Detail so, als wäre es lieblos per Generator in die Welt gesetzt worden, alles hat seinen Platz. Wenn Arthur beispielsweise nach Strawberry reitet, sieht man dem Städtchen förmlich an, wie es sich über Jahre organisch in die Hügellandschaft des Staates West Elizabeth ausgebreitet hat.

Bei diesem Kerl entscheiden wir uns, ihm unsere Wettschulden nicht zu geben, sondern ihn stattdessen über den Haufen zu schießen. Eine Verschlechterung unseres Ruhms ist die Folge. Bei diesem Kerl entscheiden wir uns, ihm unsere Wettschulden nicht zu geben, sondern ihn stattdessen über den Haufen zu schießen. Eine Verschlechterung unseres Ruhms ist die Folge.

Zudem funktioniert die Welt nach nachvollziehbaren Regeln. Alle Tiere können beispielsweise gejagt werden, Geschäfte haben nachts geschlossen, und Passanten reagieren irritiert auf uns, wenn Arthur kurz zuvor in den Matsch gefallen ist und dreckig auf sie zuläuft.

Je nachdem, ob ihr den Menschen helft und freundlich seid oder mordend und raubend durch die Lande zieht, wirkt sich das auf euren "Ruhm" aus. Und die Konsequenzen davon sind spürbarer als in den meisten anderen Spielen, die mit einer Gut-Böse-Mechanik arbeiten.

Als (zumindest oberflächlich) hilfsbereiter Westernheld werdet ihr freundlich begrüßt und habt nichts zu befürchten, als böser Outlaw hingegen erinnern sich die Menschen an eure Taten, und ihr werdet oft mit deutlichen Worten oder sogar gezogener Waffe davongejagt. Auf das Ende der Geschichte hat das aber wiederum keine Auswirkungen, auch wenn es an bestimmten Punkten in den Missionen Entscheidungsmomente gibt.

Die Perfektion des Rockstar-Rezepts

Gameplaytechnisch bewegt sich Red Dead Redemption 2 auf vergleichsweise bekannten Pfaden und ist gewissermaßen ein "Best of" älterer Rockstar-Titel, allerdings um etliche Nuancen verfeinert. Die Story wird durch über 100 storyrelevante Hauptmissionen vorangetrieben, die zwar generell nach dem bekannten GTA- und RDR1-Muster funktionieren, aber durch die Bank abwechslungsreich und interessant gerieten. So stehen auf der Outlaw-Checkliste Zugüberfälle, Jagdgänge, Geldeintreibung, Rettungsmissionen und vieles mehr, und das sind nur die weniger ausgefallenen Beispiele.

Stealth-Passagen gibt es in RDR2 regelmäßig und sie funktionieren super. Stealth-Passagen gibt es in RDR2 regelmäßig und sie funktionieren super.

Glaubt uns, es gibt einige wirklich fantastisch inszenierte und spektakuläre Missionen, die uns noch sehr lange im Gedächtnis bleiben werden, die wir aber natürlich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen wollen. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es zudem deutlich mehr Missionen, in denen ihr vorsichtiger vorgehen müsst.

Die Stealth-Mechanik funktioniert dabei überraschend gut, weil euch die Sichtkegel der Feinde angezeigt werden. Die dadurch möglichen Tempowechsel sorgen nicht nur für die abwechslungsreichsten Missionen der Rockstar-Geschichte, sondern auch für enorm spannungsgeladene Einbrüche.

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So müssen sich Schießereien anfühlen

Trotz aller Schleicherei werden in Red Dead Redemption 2 natürlich auch fleißig blaue Bohnen verteilt. Arthur bedient sich dabei aus einem ganzen Sammelsurium von Waffentypen wie Revolvern, Gewehren, Schrotflinten oder dem geräuscharmen Bogen.

Bei den Schießereien gibt es wie schon im Vorgänger ein Deckungssystem, das ihr auch tunlichst nutzen solltet, da Arthur auf freiem Feld schon nach wenigen Treffern das Zeitliche segnet. Cool zudem: Manche Deckungen sind zerstörbar, ihr solltet zum Schutz falls möglich also eine Steinmauer stets einem Bretterverschlag vorziehen.

Darüber hinaus fühlen sich die Schusswechsel enorm befriedigend an. Zum einen, weil die Schießereien sich wie im Kino anhören und tödliche Treffer stets mit einem kleinen optischen Effekt (weißes Aufblitzen) "belohnt" werden.

Und zum anderen, weil getroffene Gegner dank der Euphoria-Engine realistisch zusammenbrechen, sich überschlagen, vom Pferd geworfen werden oder mit theatralischem Schrei von Felsen herunterstürzen. Und prompt fühlt ihr euch, als wärt ihr Teil eines klassischen Italo-Westerns wie "Zwei glorreiche Halunken". Klasse!

Beim Schießen hilft euch wie in GTA und RDR1 eine Zielunterstützung, die sich auf nahe Gegner aufschaltet. Beim Schießen hilft euch wie in GTA und RDR1 eine Zielunterstützung, die sich auf nahe Gegner aufschaltet.

Wie Kollege John Marston beherrscht auch Arthur Morgan die Kunst des Dead Eye. Habt ihr die entsprechende Leiste gefüllt, könnt ihr auf Knopfdruck das Spielgeschehen in extreme Zeitlupe versetzen - Max Payne lässt grüßen - und dann besonders präzise Schüsse anbringen.

Schon im ersten Teil ließ sich diese Funktion aufleveln, in RDR2 kommt zudem später die Fähigkeit hinzu, bei Gegnern Schwachpunkte wie Kopf und Brust rot zu markieren. Gerade in hitzigen Gefechten ist das sehr praktisch, und mehrfach hat uns Dead Eye in brenzligen Situationen das Leben gerettet.

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Red Dead Redemption 2 hat übrigens keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad, schafft es aber trotzdem, weder zu unter- noch zu überfordern. Für alle unsere Tode während des Testzeitraums waren wir mehr oder weniger selbst verantwortlich, bzw. hätten sie aktiv verhindern können, das System bleibt also stets fair.

Wenn ihr trotzdem mal ins Gras beißen solltet, gibt es innerhalb der Missionen sinnvoll verteilte Checkpoints, und auch wenn ihr in freier Wildbahn einem Wolf oder einem Überfall zum Opfer fallt, spawnt ihr jeweils in unmittelbarer Nähe eures Todesortes.

Wie viel Survival steckt in RDR2?

Nach dem Anspielen der Preview-Version hatten wir noch ein bisschen Sorge, dass die neu eingeführten Statuswerte Energie, Ausdauer und Dead Eye zu sehr in Mikromanagement ausarten und sich dadurch negativ auf den Spielfluss auswirken könnten. Muss man als Arthur tatsächlich ständig essen, um nicht zu verhungern? Keine Sorge, nach dem Test können wir Entwarnung geben.

Ihr solltet zwar die Statusanzeigen nicht völlig außer Acht lassen, vom Werte-Jonglieren eines Survival-Spiels wie Ark ist Red Dead Redemption 2 aber weit entfernt. Wer fleißig erledigte Gegner lootet, findet in der Regel genügend Vorräte, um Arthur komplett wieder in Bestform zu bringen.

Es wäre möglicherweise keinem aufgefallen, wenn die Statuswerte es nicht ins fertige Spiel geschafft hätten, aber durch sie bringen euch die Entwickler ganz subtil dazu, die Spielwelt noch mehr zu erleben. Sei es nun beispielsweise bei der Tierjagd oder dem Stöbern im Gemischtwarenladen.

Eure Pferde erlernen mit steigender Bindungsstufe neue Manöver. Das Aufbäumen auf Knopfdruck schaltet ihr bei Stufe 2 frei. Eure Pferde erlernen mit steigender Bindungsstufe neue Manöver. Das Aufbäumen auf Knopfdruck schaltet ihr bei Stufe 2 frei.

Auch die Pflege eures Pferdes fügt sich erfreulich homogen ins Spielgeschehen ein und fühlt sich nie nach Arbeit an. Im Gegenteil: Die wachsende Bindung zu eurem vierbeinigen Begleiter motiviert enorm, weil sie euch unter anderem mit direkterer Kontrolle oder zusätzlichen Bewegungen wie Aufbäumen belohnt. Das passiert größtenteils automatisch, also quasi im Vorbeireiten, ihr könnt das Ganze aber auch beschleunigen, wenn ihr euren Gaul regelmäßig wascht, striegelt, füttert oder tätschelt.

Und dieser eigentlich ja rein mechanische Aufbau einer Beziehung funktioniert tatsächlich! Als während der Testphase unser geliebtes weißes englisches Vollblut bei einer Schießerei tödlich getroffen wurde, verharrten wir anschließend minutenlang in stiller Trauer und Schockstarre beim Pferdekadaver. Einen Wunsch hätten wir dann aber doch noch gehabt.

Denn da es insgesamt 19 Pferderassen gibt, wäre es cool gewesen, wenn jede je nach Bindung eine einzigartige Spezialbewegung gehabt hätte. Im Spiel haben alle Pferdchen dieselben Fähigkeiten (Aufbäumen, Rutschen, Piaffe).

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