Seite 2: Tearaway im Test - Vita, Schere, Papier

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Kreativität gleich Individualität

Als höheres Wesen und Sonne zugleich kommen wir in der von uns angestrahlten Welt ständig zum Einsatz. Während wir den kleinen Umschlag umher navigieren, treffen wir auf allerlei in einer charmanten Fantasie-Sprache brabbelnde Bewohner der Papier-Welt, die ohne unsere helfenden Hände oder Ideen komplett aufgeschmissen wären. An genau diesen Stellen ist Kreativität gefragt.

Da werden wir beispielsweise gebeten, mitsamt einer digitalen Version von Stift und Schere am Bastel-Tisch eine neue Krone für den Eichhörnchen-König zu zeichnen. Aber nicht nur die Tierwelt ist in Not. Auch die Erzähler fordern hin und wieder unsere Hilfe. Statt weißer Schneeflocken wünschen sie sich knallbunte Fantasie-Objekte, die wir selbst entwerfen und später durch die Winterlandschaft des Spiels fliegen lassen. Denn Tearaway ist, was wir draus machen.

Bunte Zeichenstunde Eichhörnchen-König in Not! Die Krone ist weg! Um dem Kleinen zu helfen, begeben wir uns an den Zeichentisch und basteln eine neue Krone.

Das ist die Krönung Anschließend ziehen wir unser Werk auf dem Touchscreen in die passende Größe und setzen dem König das Teil auf den Kopf.

Dekorierte Welt Die Krone steht dem König wirklich ausgezeichnet! Ab nun trägt er sie in der Welt von Tearaway dauerhaft auf dem Kopf!

Egal ob wir den kleinen Iota zu jeder beliebigen Zeit mit neuen Papier-Augen, Dracula-Zähnen oder selbstgebastelten Hüten einkleiden, einer Vogelscheuche via PS-Vita-Mikro unsere gruseligste Stimme leihen oder ein Muster aus der realen Welt fotografieren, um einem kahlen Elch ein neues, trendiges Fell zu verpassen: Tearaway macht vor keiner neuen Idee Halt und vermittelt uns auf diese Weise ein Gefühl der Intimität, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Ungefähr so, wie bei einem Film von Kult-Regisseur Wes Anderson (Moonrise Kingdom). In ihrem eigenen, bunten Universum ergeben alle unseren Handlungen - ganz gleich, wie wirr sie im ersten Moment erscheinen mögen - stets einen Sinn. Und genau das macht sie zu etwas ganz Besonderem.

Ein Meister der Faltung

Zu den täuschend echten Natur-Geräuschen gesellen sich niedliche Animationen wie diese Wasserringe aus Papier. Zu den täuschend echten Natur-Geräuschen gesellen sich niedliche Animationen wie diese Wasserringe aus Papier.

Und ein buntes Universum zu schaffen - ja, das haben Media Molecule wahrlich raus. Wandern wir mit Iota durch die Papier-Welt von Tearaway, wollen wir ständig stehen bleiben, um die vielen liebevollen Details in den unterschiedlichen Themenwelten wie dem Hafen, dem Wald oder der Scheune zu beobachten.

Denn wirklich alles - bis zum letzten Fetzen - besteht hier aus gefaltetem Papier: Wir, die kleinen Schnipsel-Gegner, die Sonne, das Wasser, die Wassertropfen oder das Konfetti, das wir in jedem Level sammeln um uns neue Deko für Iota oder stylische Instagram-Filter für die häufig verwendete In-Game-Kamera zu kaufen. Konsequent setzt sich der Papercraft-Stil sogar bis ins Menü des Spiels fort.

Wer genügend buntes Papier zur Hand hat, könnte theoretisch die komplette Tearaway-Welt für Zuhause nachbasteln. Als ersten Anreiz schalten wir im Spiel entsprechende Vorlagen für Papercraft-Figuren frei. Dazu müssen wir nur diverse farblose Objekte mit der Spiel-Kamera fotografieren und ihnen ihre Farbe zurückgeben. Als Dank beschenken sie uns mit einer Bastel-Anleitung - damit wir Tearaway ausdrucken, zusammenstecken, auf unseren Schreibtisch stellen und so bald nicht wieder vergessen können.

Die Welt von Tearaway lässt sich zuhause nachbasteln: Im Spiel schalten wir dafür mehrere Papercraft-Vorlagen frei. Die Welt von Tearaway lässt sich zuhause nachbasteln: Im Spiel schalten wir dafür mehrere Papercraft-Vorlagen frei.

Nur fürs Kind?

Die Atmosphäre, die Tearaway mit seiner stimmigen Papier-Optik, dem herausragenden Folk-Elektronik-Soundtrack, der täuschend echten Natur-Soundkulisse und jeder Menge Herz aufbaut, verzaubert uns schon nach wenigen Minuten. Aber: Wer hier ein knackiges, anspruchsvolles Spiel erwartet, muss mit der Lupe danach suchen. Tearaway ist durchweg zu leicht, was auch den sehr fair gesetzten Speicherpunkten zu verdanken ist.

Zu einem reinen Kinderspiel wird es aber trotzdem nicht. Denn auch erwachsenen Kindsköpfen zaubert Tearaway mit spielender Leichtigkeit ein Grinsen aufs Gesicht und lässt sie am Ende glücklich und mit leicht wässrigen Augen zurück - fast ein bisschen so, wie es vor ein paar Jahren schon Journey mit seinem reduzierten Gameplay und der wunderschönen Geschichte schaffte.

Da stört es auch nicht weiter, dass das rückseitige Touchpad der PS Vita vor allem bei langen Berührungen manchmal nicht gleich reagiert oder die Kamera selten etwas zu vorschnell ist und auf einen Bereich fokussiert, in dem Iota überhaupt noch nicht zu sehen ist. Das Tempo von Tearaway ist meist gediegen genug, um einen kleinen Schluckauf durchaus zügig wieder zu verzeihen.

Schöne Idee: Der Papierkleber erlaubt uns, auf senkrechten Flächen zu laufen und so zuvor noch unerreichbare Plattformen zu besteigen. Schöne Idee: Der Papierkleber erlaubt uns, auf senkrechten Flächen zu laufen und so zuvor noch unerreichbare Plattformen zu besteigen.

Erwarten wir also kein Highspeed-Action-Drama oder klassische Jump'n'Run-Elemente, die inzwischen schon zur Genüge in etlichen Spielen durchexerziert wurden, steckt in dem kleinen Tearaway eine Truhe voller Wunder: Es lädt uns zum Experimentieren ein, lässt uns die Welt mit ganz anderen Papier-Augen sehen und sorgt nicht nur für Wärme in unserem Herzen, sondern auch für ein neues Verständnis darüber, was moderne Videospiele überhaupt sein können.

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