Unravel im Test - Wolle mit Herz

Yarny aus Unravel sagt beim Test kein Wort. Und ist trotzdem einer der liebenswertesten Hauptcharaktere der Spielegeschichte.

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Ich hätte ihn wohl für bescheuert erklärt. Denjenigen, der mir prophezeit hätte, dass ich mal wegen eines roten Wollmännchens einen Kloß im Hals haben würde. Doch der putzige Yarny aus Unravel hat es geschafft. Als die letzte Filmsequenz des Jump&Runs von Coldwood Interactive über den Bildschirm läuft, muss ich tatsächlich eine Träne verdrücken.

Yarny und seine Geschichte haben mich emotional berührt, der kleine Knirps ist mir ans Herz gewachsen. Erstaunlich, die Mechaniken von Unravel sind nämlich alles andere als außergewöhnlich.

Retter der Erinnerung

Irgendwo in Schweden: Eine alte Frau sitzt allein in ihrem Haus. Sie wirkt traurig und verbittert, viel vom Leben scheint ihr nicht mehr geblieben zu sein. Nur das Stricken macht ihr noch Freude, und hier komme ich ins Spiel. Als rotes Wollmännchen Yarny erwache ich zu unverhofftem Leben und muss der alten Dame jetzt zeigen, dass sie ein tolles, ereignisreiches und erfülltes Leben hatte.

Am Ende jedes Levels wartet eine kleine Wollfigur, die Yarny auf ein Album klebt. Am Ende jedes Levels wartet eine kleine Wollfigur, die Yarny auf ein Album klebt.

Wie das funktioniert? Indem ich in insgesamt elf Bilder in ihrem Haus hüpfe und Erinnerungen für sie einsammele. Die packe ich dann zusammen mit roten Wollfiguren in ein Album, jedes Kapitel wird durch meinen Besuch mit Fotos und einer Textseite gefüllt. Die wirken zwar zunächst wie die typischen tiefsinnig klingenden Facebook-Sprüche, im Kontext des Spiels haben sie aber eine ganz andere Wirkung.

Nicht nur eitel Sonnenschein

Die Level des Jump&Runs sind so wunderschön wie abwechslungsreich. Anfangs turnen wir mit Yarny zum Beispiel durch einen Garten, später gibt es einen Ausflug ans Meer, in eine Bergregion oder ein nebelverhangenes Moor.

Doch es gibt nicht nur schöne Erinnerungen - Yarny stößt etwa auf Spuren von Umweltverschmutzung, muss über Tümpel ätzend-grüner Flüssigkeit hüpfen und auch Tod und Vergänglichkeit sind gegen Ende des Spiels ein dominierendes Thema.

Nicht alle Erinnerungen sind schön: Später im Spiel geht es zum Beispiel um Umweltverschmutzung und Vergänglichkeit. Nicht alle Erinnerungen sind schön: Später im Spiel geht es zum Beispiel um Umweltverschmutzung und Vergänglichkeit.

Fantastisch finde ich dabei vor allem, wie das Wollmännchen allein durch seine Bewegungen Emotionen in mir weckt. So turnt es etwa vergnügt durch den Schnee oder bewundert im Garten einen Schmetterling, wirkt später in den düsteren Abschnitten aber wie verwandelt - ängstlich und im Regen zitternd, die Hände um den roten Wollkörper geschlungen.

Der entscheidende Punkt: Ich kann mich mit Yarny identifizieren, weil er fast schon unheimlich menschlich wirkt. Wir entdecken staunend zusammen eine für ihn fremde Welt und erfreuen uns an vermeintlich banalen Dingen - wie eben dem Schmetterling.

Ein Tausendsassa aus Wolle

Die Spielmechanik von Unravel ist hingegen wenig beeindruckend und erinnert an den Indie-Hit Limbo. Ich hüpfe durch die 2D-Abschnitte, muss zum Ende des Levels gelangen und dabei auf dem Weg etliche Physikrätsel sowie Geschicklichkeitspassagen meistern. Yarnys rote Wolle wird dabei zum entscheidenden Hilfsmittel.

Er benutzt den Faden beispielsweise als Lasso, um sich an Vorsprüngen hochzuziehen, Klappen zu öffnen oder wie Tarzan durch die Gegend zu schwingen. Außerdem kann er an bestimmten Punkten die Wolle zu Brücken zusammenknoten, darüber lassen sich dann Objekte rollen oder ich benutze den Faden als Trampolin, um höhergelegene Ebenen zu erreichen.

Mithilfe von Wollbrücken kann sich Yarny in die Luft katapultieren – oder Objekte an vorher unzugängliche Orte bewegen. Mithilfe von Wollbrücken kann sich Yarny in die Luft katapultieren – oder Objekte an vorher unzugängliche Orte bewegen.

Allerdings muss ich aufpassen, dass Yarny der Faden nicht ausgeht, denn dann kommt der kleine Knirps nicht weiter und ich muss nach einer Auffüllstation Ausschau halten.

Die Steuerung funktioniert dabei insgesamt recht ordentlich, nur Yarnys Sprungverhalten ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, mehrfach verpasse ich zum Beispiel die Kante eines Objekts, weil der Knirps nicht weit genug hüpft.

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